London/GBR  – "Er war so gut wie noch nie", lachte Vater Joachim Jung und schüttelte noch immer ungläubig mit dem Kopf. Dabei war es seinem Sohn definitiv als erstem zuzutrauen, dass er eine so blitzsaubere Runde locker nach Hause reitet, ohne sich vom Druck der Goldmedaille beeinflussen zu lassen. "Ein Reiter mit so einer Grundausbildung hat damit eigentlich keine Probleme", sagte Bundestrainer Hans Melzer nach der glorreichen Titelverteidigung. Trotzdem setzte er auf Glücksrituale. "Ich habe heute morgen, weil es kalt war, T-Shirt, Pulli und Jacke übereinander gezogen und nachdem Dirk geritten ist und null war, habe ich alles angelassen. Da bin ich vorhin ganz schön ins Schwitzen gekommen. Dabei muss man bei Michi eigentlich nicht schwitzen." Der Welt- und Europameister machte sich damit ein erstes Geburtstagsgeschenk zu seinem 30. Das zweite könnte heute Nachmittag noch folgen. Ab 14.30 (15.30 Uhr deutsche Zeit) geht es um die Einzelmedaillen. Hier hat auch Sandra Auffarth gute Chancen. Sie blieb ebenfalls völlig gelassen und ritt mit Opgun Louvo eine beeindruckend frische fehlerfreie Runde. Dirk Schrade lieferte ebenfalls ein sauberes Springen ab. Lediglich Peter Thomsens Barny hatte mit den Anstrengungen des Geländetages zu kämpfen und sorgte für zwei Abwürfe, ebenso wie Ingrid Klimkes Butts Abraxxas, der allerdings "mitkämpfte", wie Klimke im Anschluss fröhlich sagte. Sie war voll des Lobes über ihr Pferd – obwohl die Fehler ihre bisherige Führung gekostet hatten. Zu feiern haben die Deutschen heute Abend auf jeden Fall etwas: Die erste deutsche Goldmedaille bei diesen Olympischen Spielen geht an die Vielseitigkeitsreiter!
In der Einzelwertung führt momentan die Schwedin Sara Algotsson-Ostholt (SWE) mit Wega (39,3). Mittlerweile auf Rang zwei vorgepirscht hat sich Michael Jung (40,60) und auf Platz drei rangiert Mary King (GBR) mit Imperial Cavalier (42,10). -schn-