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Europameisterschaften 2015

Es wird knapp, doch zur Halbzeit liegt das deutsche Dressur-Team vorn

Zwei von vier Mannschaftsreitern hatten heute ihren Auftritt im Grand Prix. Für Deutschland: Jessica von Bredow-Werndl – die gestern übrigens nicht mal von allen Richtern erkannt wurde – und Isabell Werth. Sie ließen Luft nach oben…

Aachen – Auf die letzte Starterin des Tages hatten alle gewartet, Isabell Werth hatte man zugetraut, ein Polster fürs Team anzulegen. So ganz allerdings ging dieser Plan nicht auf. 
Der Reihe nach. Erste deutsche Mannschaftsreiterin war Jessica von Bredow-Werndl mit ihrem KWPN-Hengst Unee BB. Ein paar kleine Patzer leisteten sich die beiden, unter anderem in den Zweierwechseln, aber 75,2 Prozentpunkte – das war in etwa das, was von der jungen Frau aus Bayern bei ihrer Championatspremiere zu erwarten war. „Es ist ein Wahnsinn, bei diesem tosenden Applaus einzureiten“, erklärte sie sichtlich beeindruckt nach ihrem Ritt. „Das ist hier einfach eine andere Liga als bei anderen Dressurturnieren.“ Ihr Gribaldi-Sohn habe sich nicht etwa groß gemacht, sondern sei vor der ungewohnten Kulisse eher schüchtern geworden. Und ihr Ergebnis? „Ich bin heute kalkuliertes Risiko gegangen. Am Samstag im Special ist die Devise dann: Vollgas!“

Dass die Reiterin zwar in Deutschland mittlerweile eine bekannte Größe ist, im Ausland aber noch lange nicht, wurde gestern Abend klar, wie sie erzählte. Beim Anstehen am Buffet wurde sie von einem Herrn gefragt, ob sie denn hier reite. Der da fragte war der Niederländer Eduard de Wolff van Westerrode, der heute bei C im Richterhäuschen saß. Er gab für die Vorstellung der ersten deutschen Starterin übrigens 73,7 Prozent – ihre schlechteste heutige Punktzahl. Die höchste (76,3 Prozent) gab’s von der deutschen Richterin Katrina Wüst und der Schwedin Annette Fransén-Iacobaeus. Letztere hatte das Paar in ihrem Ranking sogar ganz vorne. Am Ende aber pendelte sich die Note bei 75,2 Prozent ein – Platz drei nach dem ersten Dressurtag in der Soers hinter dem Niederländer Diederik van Silfhout mit Arlando (75,814 Prozent) und der Britin Fiona Bigwood mit der oldenburgisch gebrannten Gribaldi-Tochter Atterupgaards Orthilia (75,8 Prozent).

Mit drei Zehntel Prozentpunkten (74,9) hinter Jessica von Bredow-Werndl rangiert Isabell Werth mit dem Hannoveraner Don Johnson FRH an vierter Stelle. Sie patzte in der Einerwechsel-Tour, für die es eine 4,7 gab. Das nimmt die routinierte Championatsreiterin auf ihre Kappe: „Da habe ich zu wenig Hilfen gegeben.“ Insgesamt aber ist sie vom Ergebnis enttäuscht: „Ich hatte auf ein oder zwei Prozent mehr gehofft. 76 Prozent hätte er meiner Meinung nach verdient gehabt. Er war auch deutlich stabiler in der Anlehnung als noch in Hagen“. Auch Equipechef Klaus Roeser hadert mit der Bewertung, wenn er es auch freundlich umschreibt: „Die Richter waren nicht nett zu ihr,“ sagt er. Und lobt Isabell Werth: „Sie hat wie immer alles gegeben, das war ein starker Ritt.“

Das Gesamtergebnis aus deutscher Sicht: 150,1 – die Führung, allerdings nicht allzu komfortabel vor den Teams aus den Niederlanden (aktuell 148,214) und Großbritannien (145,743). Als drittes Paar fürs deutsche Team gehen Matthias Alexander Rath und Totilas ins Rennen um Gold. Ihre Startzeit morgen: 15:30 Uhr. Letzte Starterin ist Kristina Bröring-Sprehe mit Desperados FRH um 19:30 Uhr. Und wie Isabell Werth sagte: „Jetzt wird’s eng!“ –mic–