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Im Interview: Tierbestatter Arndt Nietfeld

„Die würdevolle Bestattung ist für viele ein Bestandteil der Trauerbewältigung“

Irgendwann muss sich jeder Pferdebesitzer damit auseinandersetzen: das Abschiednehmen. Ist ein Pferd gestorben, meldet man dies normalerweise der Tierkörperverwertungsanstalt. Doch immer mehr Pferdebesitzer wünschen sich einen würdevolleren Abschied. Wie dieser ablaufen kann, erklärt Arndt Nietfeld von der Rosengarten-Tierbestattung.

Ein trauriges Thema, aber im Falle des Todes eines Pferdes sollte der Besitzer wissen, wie er sich den Abschied vorstellt.

Arndt Nietfeld
Herr Nietfeld, Sie unterstützen Pferdebesitzer in den schwersten Stunden. Welche Form von Bestattung können Sie für Pferde ermöglichen und wie geht dies vonstatten?

Seit 2017 darf man Pferde einäschern, also eine Feuerbestattung durchführen. Das war vorher nicht möglich, weil das Pferd als Nutztier klassifiziert war. Für Nutztiere ist leider der Weg über die Tierkörperbeseitigung vorgeschrieben. Dieser hat aber nichts mit Würde und Bestattung zu tun, sondern ist, wie der Name schon sagt, eine Beseitigung. Wir kommen aus dem Kleintierbereich und begleiten viele Tierhalter seit 2002 auf dem schweren Weg des Abschiedes. Seit August 2021 bieten wir die Feuerbestattung nun auch für Pferde an.

Wie verläuft dieser Weg für den Pferdehalter?

Der Pferdebesitzer ruft uns an, wir erklären die Dienstleistung erst einmal und begleiten und betreuen in seiner Trauer. Das ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit. Sie können sich das vorstellen wie bei einem Humanbestatter beziehungsweise Trauerbegleiter. Unsere Mitarbeiter sind vor Ort für Trauernde da in dem Maße, in dem sie sich das wünschen. Es kann durchaus sein, dass sie mal für eineinhalb Stunden mit einem Tierhalter auf dem Sofa sitzen und sich in aller Ruhe austauschen. Mir ist es wichtig zu betonen, dass der technische Prozess nur ein Aspekt unserer Dienstleistung ist. Vielmehr geht es darum, dass die Menschen, die bei uns waren, zwar noch traurig sind, aber mit einem guten Gefühl gehen können und sagen, das sei für sie der richtige Weg gewesen, der ihnen geholfen hat, die Situation zu meistern.

Ihr Ansatz ist, dem Abschied die gewisse Würde zu geben?

Genau. Wenn man sich die vergangenen 30 Jahre anschaut, hat das Tier sowohl in Deutschland als auch teilweise in anderen Ländern einen ganz anderen Stellenwert erhalten. Ich bin selbst in einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden. Bei meinem Opa war der Hund noch ein Hof- und Jagdhund. Im Laufe der Generationen wurde er immer mehr zum Familienhund. Die Tiere leben mit uns. Bei den Pferden sind es ganz oft die Hobbyreiter, die eine lange Zeit im Leben von ihren Pferden begleitet wurden. Da entsteht eine sehr enge, emotionale Bindung.

Dann stellt sich aber natürlich auch die Frage nach dem eigenen Empfinden. Die einen sagen, nach dem Tod ist der Körper des Pferdes nur eine Hülle. Andere wiederum können nicht ertragen, wenn dieser Körper einfach beseitigt wird. Sie möchten ihm einen würdevollen, respektvollen Abschied ermöglichen. Das ist für viele ein großer Bestandteil der Trauerbewältigung. Auch wir stellen große Unterschiede fest. Der eine möchte, dass der Hund schlicht eingeäschert wird, der andere möchte vorher noch eine Aufbahrung und einen Pfotenabdruck. Da gibt es kein richtig oder falsch.

Dies ist im Pferdebereich sicherlich etwas anders?

Wenn wir ein Pferd abholen, braucht es von der Veterinärbehörde eine Freigabe. Darum kümmern wir uns und unterstützen den Tierhalter. Wir haben einen Spezialanhänger, mit dem wir zum Stall fahren und womit wir das tote Pferd behutsam aufladen. Pferdebesitzer können sich dann im Krematorium vor Ort noch einmal verabschieden. Wenn sie möchten, können sie den Moment bis zum Beginn der Einäscherung, den symbolischen Weg über die Regenbogenbrücke durch ein Sichtfenster verfolgen. Das ist für viele Tierhalter genau der richtige Weg, andere möchten das auf keinen Fall. Der Tierhalter bekommt die Asche, die zwischen zehn und 25 Kilogramm wiegt, in einer Transport-Urne zurück übergeben, hat aber auch die Möglichkeit, eine Schmuckurne auszuwählen.

Welche Kosten sollten Pferdebesitzer, die sich diese Art von Abschied für Ihr Pferd wünschen, kalkulieren?

Bei uns sind die Kosten vom Gewicht des Pferdes abhängig: Bis 400 Kilo sind es 1.490 Euro, bis 600 Kilo 1.890 Euro und ab 600 Kilogramm 1.990 Euro. Wir können auch Kaltblüter mit über 1.000 Kilogramm einäschern. Hinzu kommen die Kosten für die Abholung, die sich nach der Entfernung richtet, und eine Pauschale für das Handling von 150 Euro. Man hat aber auch die Möglichkeit, das Pferd selbst zu bringen.

Spielt die Art der Bestattung in der Trauerbewältigung aus Ihrer Sicht eine große Rolle?

Absolut. Viele Tierhalter wählen beispielsweise die Feuerbestattung, weil sie einen Teil wieder mit nach Hause nehmen wollen. Sie bekommen die Asche, aus der ein einzigartiges Schmuckstück angefertigt werden kann. Menschen haben großen Respekt vor dieser Endgültigkeit. Diese ist nicht ganz so präsent, wenn man irgendwo noch einen Teil bei sich trägt.

Vielen Dank für das Gespräch.

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