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Europameisterschaften 2015

CICO Aachen: Alles Ingrid oder was?

Die deutschen Buschreiter gewinnen den Nationenpreis, Ingrid Klimke siegt und wird Zweite, und das britische Team „platzt“.

Aachen – Während die deutschen Teammitglieder sich schon glücklich in den Armen lagen, gab es um Platz drei zunächst einige Verwirrung. Immer wieder dieselbe Filmsequenz und die Frage „Hat sie oder hat sie nicht?“ Sie hat nicht – die Britin Holly Woodhead überwand Sprung 20 b, Teil des Wasserhindernis-Komplexes nicht wie vorgeschrieben zwischen den beiden Hindernisfahnen, sondern zu weit seitlich. Die Konsequenz: 1.000 Strafpunkte für die Teamreiterin, Platz acht für die Briten, die ansonsten Dritte geworden wären.

Das deutsche Quartett rettete seinen Vorsprung, den es bereits im Viereck erritten und im anschließenden Springen verteidigt hatte, souverän ins Ziel. 120,5 Punkte bedeuteten den Sieg vor den Reitern aus Neuseeland und dem Quartett aus den USA. Das beste Ergebnis steuerte Ingrid Klimke bei, und das nicht mal mit FRH Escada JS, mit der sie hier in der Soers drei fabelhafte Ritte in den Sand und auf die Strecke zauberte und mit ihrem Dressurergebnis von 32,1 Strafpunkten gewann. Ihr Mannschaftspferd war Horseware Hale Bob, der Oldenburger Helikon xx-Sohn. Mit ihm hatte sie im Viereck 37 Punkte gesammelt – und es auch dabei belassen. Übrigens gelang es der Münsteranerin, mit Escada auf die Sekunde genau innerhalb des Zeitlimits über die Ziellinie zu galoppieren. Zeitgefühl? Glück? „Ich will’s nicht Glück nennen“, lachte die Reiterin, „das war einfach mein perfektes Pferd.“ Und, so erklärte sie nach ihrem Geländeritt: „Ich wollte immer mal auf der Aachener Siegertafel stehen, und jetzt hab’ ich das geschafft!“ Und wie!

Das zweitbeste Ergebnis zum Sieg trug Weltmeisterin Sandra Auffarth bei, deren Opgun Louvo sich im Springen einen Abwurf leistete – „Da war er etwas übermotiviert“, so die Reiterin – was am Ende 33,2 Punkte und Platz drei bedeutete. Und dann natürlich Michael Jung: Der deutsche Vielseitigkeits-Star galoppierte mit dem achtjährigen fischerTakinou – „Mein Favorit für die EM in Blair Castle“, wie er sagt – auf Rang fünf (40,8 Minuspunkte) und mit seinem Mannschaftspferd, dem Halbblüter Halunke FBW auf Rang neun (46,3). Komplettiert wurde das Team von Dirk Schrade, der mit Hop and Skip zu den fünf Reitern gehörte, die im Gelände ohne Zeitfehler blieben, und am Ende Rang zehn belegte. Auch sein 16-jähriger Fuchs, dessen Manier nicht eben mit „Schulbuch“ zu beschreiben ist, leistete sich im Parcours einen Abwurf, das war’s denn aber auch. „Ich weiß, dass das für die Zuschauer witzig aussieht, wie er springt“, räumte der Reiter ein. „Aber er liebt das Gelände und gibt mir einfach ein tolles Gefühl.“ Und darauf kommt’s schließlich an.

Einmal musste die Geländeprüfung kurz unterbrochen werden. Das Pferd Wieloch’s Utah Son, elfjährige Holsteiner Stute der Schwedin Louise Svensson, stürzte an Hindernis neun, einem Tisch. Vermutlich mit dem Stollen des Hufeisens zog sie sich eine Wunde im Brustbereich zu, die in einer nahegelegenen Klinik versorgt wurde. Schwerere Verletzungen wurden bei einer vorsichtshalber anberaumten röntgenologischen Untersuchung nicht festgestellt. Übrigens ist Louise Svensson die Freundin von Claas Romeike, einer der Stipendiaten der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport. Die beiden können sich heute Abend gegenseitig trösten: Auch Claas Romeike beendete den Kurs nicht, wie das Pferd der Britin Holly Woodhead sprang der Holsteiner Wallach an einem Hindernis zu weit seitlich.

Morgen steht für die deutschen Buschreiter in Aachen noch ein wichtiger Termin an: der Vet-Check der potentiellen EM-Kandidaten. Anschließend wird bekannt gegeben, wer vom 10. bis 13. September im schottischen Blair Casle am Start sein wird. –mic–