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Die Kolumne mit Sicherheitstipps für Anhänger-Piloten

„Bitte bleiben Sie während der Fahrt an Ihren Plätzen!“

Betreiben Sie auch einen privaten Taxiservice für Pferde? Wer regelmäßig verlädt, sollte sich seine Fahrgäste genau anschauen. Manche sind nämlich eine echte Herausforderung.

Die Passagiere im Anhänger sind oftmals der Grund für Turbolenzen.

„Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Anhängerkapitän. Ich begrüße Sie auf dieser Inlandsfahrt vom Fahrthafen Boxengasse nach Hallen-Sand-Beach-Life. Vielen Dank, dass Sie sich für unsere Careline entschieden haben. Unsere Reisedauer wird voraussichtlich 25 Minuten betragen. Das Wetter am Zielort ist leicht bewölkt. Momentan sind keine Turbulenzen zu erwarten.“

Pustekuchen! Nach jahrzehntelangen Erfahrungswerten als Hobby-Anhänger-Pilotin kann ich sagen: Turbulenzen gehören zum Geschäft. Und in den allermeisten Fällen sind die Fahrgäste die Auslöser. Vielleicht würden mir Flugkapitäne hier beipflichten, aber das ist nicht unser Thema. Wir fokussieren uns auf die vierbeinigen Passagiere, deren Reiselust mal mehr, mal weniger vorhanden ist. Denn für ein doch etwas klaustrophobisch veranlagtes, definitiv schnell hysterisches und zu Übersprunghandlungen neigendes Lebewesen ist so ein enges Anhängerabteil kein naturgegebener Lieblingsort. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber für alle anderen gilt: Nur Geduld, beruhigende Mitfahrer und jede Menge Training machen es möglich, dass das Turbulenzen-Risiko im Laufe der Zeit deutlich abnimmt. Und doch gibt es einige kuriose Anekdoten, die verdeutlichen, dass die Flughöhe einer Anhängerfahrt, auch ohne abzuheben, absturzgefährdend sein kann, eben ganz besonders bei vierbeinigen Fahranfängern. Deshalb hier in Kürze die Sicherheitslücken, die Anhänger-Piloten immer im Hinterkopf haben sollten:

Wie die Start- und Landephase ist auch die Ein- und Ausstiegphase am unfallträchtigsten. Ein beherzter Sprung in die Hacken des Einsteigehelfers kann ziemlich unangenehm sein, genauso aber auch ein rasantes Umrennen, sobald die Stange beim Abladen den Weg nach Außen freigibt. Bei manchen Passagieren lohnt sich hier vorab der Blick über die noch geschlossene Rampe. Denn sie sind Meister darin, die Stange samt Trennwand aus der Verankerung zu heben. Grundsätzlich gilt also: Obacht beim Ein- und Ausstieg! Der sicherste Platz ist da hinter dem Steuer. Die Passagiere überlässt man den Flug- äh Fahrbegleitern und tippt schon mal die Route ins Navi.

Achtung, hier ist kein Notausstieg! Die vordere Tür ist für Pferde bei den meisten Anhängermodellen nicht geeignet. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber in der Regel ist diese Tür dem Bordpersonal vorbehalten. Allerdings wissen das nicht alle Passagiere. Die „Flucht nach vorne“ wird vom Sprichwort zum Schlachtruf, wenn ein hysterischer Fahrneuling mit der Enge des Abteils nicht zurechtkommt. Besser ist da, diese Option gar nicht sichtbar zu machen. Halten Sie die Türe geschlossen und schreiben Sie dick „No Exit“ dran.

Bitte bleiben Sie während der Fahrt auf Ihren Plätzen. Geht man davon aus, dass so ein Anhängerabteil genau den Maßen eines Pferdes entspricht, sollte man meinen, dass ihm nichts Anderes übrigbleibt, als sich diesem Platz zu fügen. Aber: Gar nicht so selten soll es vorkommen, dass einem das Pferd plötzlich über die Rampe entgegenschaut, sobald man die Parkposition erreicht hat oder mit den Vorderbeinen über der vorderen Trennstange hängt. Während letzteres rein physikalisch noch nachvollziehbar ist, kann einem die halbe Drehung entgegen der Fahrtrichtung Rätsel aufgeben. Besonders wenn nicht mal Kratzer an Beinen oder Bauch zu sehen sind. Hilfe beim Abladen ist hier eindeutig von Vorteil. Wird die vordere Trennstange zur Turnstange hilft im Zweifel nur die Feuerwehr.

Um Sie zu beruhigen. Je mehr Erfahrung Piloten und Passagiere mitbringen, desto seltener werden besagte Zwischenfälle. Und umso ruhiger bleibt die Fahrtbegleitung, wenn doch mal etwas vorfällt. Es gibt da ein Buch eines Flugzeugpiloten, der seit Jahrzehnten Passagiermaschinen um die Welt fliegt: „Zur Not kann die Kiste auch segeln“ ist sein Titel. Übersetzt heißt das wohl: Auch Abstürzen ist halb so wild – wenn man es kann.

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