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Ursachen und Tipps

Was tun bei Schweifscheuern?

Wenn der Schweif des Pferdes einem explodierten Besen gleicht, ist das nicht hübsch anzusehen. Es kann auch ein Warnzeichen für ernste Erkrankungen sein. Mögliche Ursachen gibt es viele – ebenso wie Tipps und Mittelchen, die Abhilfe schaffen.

Schweifscheuern schadet nicht nur der Optik, sondern kann auch auch der Haut schaden.

Manchmal ist es der kleine Genuss-Moment im Alltag eines Pferdes: sich ausgiebig an einem Baum oder Zaunpfahl zu scheuern. Nimmt das „Geschubber“ überhand, leidet nicht nur die Optik. Auch die Haut nimmt Schaden. Wie kann man das Problem wieder in den Griff bekommen? Chronisches Schweifscheuern kann viele Ursachen haben: „Vom Sommerekzem über Wurmbefall, von Pilzen und Parasiten über Allergien, bakterielle Hauterkrankungen und mangelnde Hygiene bis hin zu Futterunverträglichkeiten, Stress oder Hautreizungen“, nennt Dr. Inka Kreling-Boysen, Tierärztin aus Ingelheim, mögliche Ursachen. „Auch Schmutz im Bereich des Euters oder des Schlauchs kann die Haut reizen und zu Schweifscheuern führen. Manche Stuten scheuern sich auch während der Rosse.“

Soweit sollte der Pferdebesitzer es nicht kommen lassen.

Zu der langen Liste der möglichen Ursachen gesellt sich die noch längere Liste der Patentrezepte und Hausmittelchen, die dem lästigen Scheuern ein Ende machen sollen. So manche Kuriosität begegnet einem auf der Suche nach der Universalmedizin für den explodierten Haaransatz. Schweifscheuer-Liquida, Birkenhaarwasser, Babypuder und Schmierseife sollen Linderung verschaffen. Doch was hilft wirklich? Und wobei handelt es sich nur um ein Ammenmärchen?

Melkfett, Babyöl und Seife

Das Leid des Pferdes schnellstmöglich lindern zu wollen, liegt in der Natur des Reiters. Schleunigst wird ein Eimer mit Salzlauge oder einer Wasser-Schmierseife-Mischung angerührt, um diese dann großzügig portioniert in den Schweif zu massieren. Der Klecks Babyöl oder Birkenhaarwasser bildet den krönenden Abschluss der Ersten Hilfe. „So kann das Schweifscheuern zwar kurzzeitig einstellt werden, die Ursache ist jedoch nicht behandelt“, so die Expertin. Auch spezielles Schweifscheuer-Liquid sorge nur kurzzeitig für Linderung. Manch selbsternannter Pferdeheiler scheut sogar den Einsatz kortisonhaltiger Creme nicht. Und vergisst dabei: „Medikamente dürfen nur vom Tierarzt verschrieben werden!“

Unterbinden?

Schützt ein Schweifschoner die betroffene Stelle? Dr. Kreling-Boysen rät davon ab: „Das Pferd hat am Schweifansatz wenig Polstergewebe. Oft sind Schweifschoner viel zu eng, was die Blutzirkulation in der Schweifrübe beeinträchtigt. Schlimmstenfalls stirbt Gewebe ab. Schweiß und Dreck unter dem Schoner sorgen für neue Hautirritationen und noch mehr Juckreiz.“

Wurmkur wirkt

Viele Pferde scheuern sich bei Wurmbefall den Schweif. „Zunächst muss durch eine Kotanalyse herausgefunden werden, ob und wenn ja von welchen Würmer das Pferd befallen ist“, so die Tierärztin, „erst dann kann das richtige Medikament verabreicht werden.“ Bei dauerhafter, prophylaktischer Entwurmung mit ein und demselben Wirkstoff entwickeln Parasiten gefährliche Resistenzen.

Wunderwaffe Aloe Vera?

Auch Extrakte aus der Aloe-Vera-Pflanze als Spray oder als Futterzusatz sollen bei Schweifscheuern helfen. Dr. Kreling-Boysen klärt auf: „Aloe Vera kann heilend wirken.“ Oberste Priorität habe jedoch trotzdem das Finden der Ursache: „Diese lässt sich nur durch eine klinische Untersuchung und der detaillierten Schilderung der Vorgeschichte des Pferdes ausmachen. Zusätzlich kann eine Blut- oder Hautuntersuchung erfolgen.“

Heilende Hände

Die Suche nach dem „Übeltäter“ dauert ihre Zeit. Oft ist der Schweif durch das ständige Scheuern bereits massiv in Mitleidenschaft gezogen worden. Nun kann der Besitzer zumindest kurzzeitig den Juckreiz des Pferdes lindern. „Ich kann den Schweif mit mildem, pH-neutralen Shampoo waschen und danach mit klarem Wasser gründlich ausspülen“, erklärt Dr. Kreling-Boysen. „So werden Krusten entfernt, die Juckreiz verursachen.“ Nützen weder Wäschen noch juckreizlindernde Mittelchen, sollte der Tierarzt zurate gezogen werden. Denn manchmal äußert sich eine Erkrankung an ganz anderer Stelle im aufgescheuerten Schweif.

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