Sechs Fakten zum Hahnentritt
Was ist der Hahnentritt?
Der Hahnentritt wird auch Zuckfuß und im englischsprachigen Raum Stringhalt genannt. Es handelt sich um eine Funktionsstörung der Hintergliedmaßen, die entweder einseitig oder beidseitig vorkommt. Symptomatisch ist ein Zucken der Hintergliedmaße, dabei kommt es zu einer Hyperflexion von Sprunggelenk, Knie und Fesselgelenk. Teilweise zieht das Pferd das Bein bis zum Bauch an.
Wann zeigt das Pferd diese Symptomatik?
„Ganz typisch sieht man den Hahnentritt im Schritt, besonders wenn das Pferd aus dem Stand angeführt wird. Im Trab ist der Zuckfuß eher selten“, sagt Dr. Christoph Vente, Fachtierarzt für Pferde mit Schwerpunkt Orthopädie mit Praxis in Datteln, und ergänzt: „Wenn die Pferde es einseitig haben, ist die Hyperflexion oft stärker als bei einem beidseitigen Hahnentritt.“ Nach zehn bis 15 Minuten Aufwärmen im Trab und Galopp nimmt die Hyperflexion in der Gliedmaße oft ab.
Woher kommt der Hahnentritt?
Das ist noch immer ungeklärt. Er kann plötzlich oder allmählich entstehen. Es gibt verschiedene Theorien zu der Entstehung dieser Hyperflexion. Eine Nervenentzündung in der Gliedmaße, eine Muskelentzündung oder aber geschädigte Schaltneuronen im Rückenmark stecken dahinter. Alles Vermutungen.
Ist der Hahnentritt schmerzhaft?
„Man muss aber zwischen dem echten und dem symptomatischen Hahnentritt unterscheiden“, sagt Dr. Christoph Vente. Der echte Hahnentritt sei ohne Schmerzen. Doch hinter der Hyperflexion des Hinterbeins können auch schmerzhafte Erkrankungen stecken, wie Vente erläutert: „Alternativ sieht man ein ähnliches Bild auch bei einem Pferd mit Spat, das steht für Sprunggelenksarthrose. Oder bei einer habituellen proximalen Kniescheibenfixation – einfach gesagt ist dabei das innere Kniescheibenband tendenziell zu kurz, sodass sich die Kniescheibe auf den Rollkämmen vom Oberschenkel verkeilt.“Als dritte Erkrankung nennt Vente Hornsäulen in der vorderen Wand vom Huf. Eine Besonderheit, die allerdings nur in Australien, Neuseeland und Südamerika vorkommt, ist der Hahnentritt aufgrund einer Vergiftung durch das Gemeine Ferkelkraut. Fressen die Pferde davon, „führt das zu einer Schädigung der Motoneuronen im Rückenmark und dann zu dieser Symptomatik“, beschreibt Christoph Vente. „Werden diese Pferde eine Zeit lang aufgestallt, sodass sie das Ferkelkraut nicht mehr aufnehmen, ist relativ bald eine Heilung zu sehen.“
Eine Therapie des echten Hahnentritts – ist sie möglich?
„Es gibt keine Therapie, die einem auf lange Sicht einen hundertprozentigen Erfolg verspricht“, lautet die ernüchternde Antwort von Dr. Christoph Vente. „Bei manchen Pferden gibt es nach einer mehrmonatigen Ruhe eine Verbesserung.“ Über Physiotherapie kann man versuchen, den Hahnentritt zu lindern, oder über Medikamente. Dr. Christoph Vente spricht hier von Sympathikusblockaden, die dem Pferd verabreicht werden, von Vitamin B2- oder B12-Ergänzung über Futter, von Muskelrelaxantien oder Botox als Injektion in den betroffenen Muskelgruppen. „Solche Maßnahmen werden immer einer OP vorgeschaltet“, erklärt der Tierarzt. Eine Garantie gibt es nicht. Die bringt auch nicht die letzte Option, die OP selbst. Bei der wird der seitliche Zehenstrecker, der musculus extensor digitalis lateralis, teilweise oder komplett durchtrennt.
Kann man mit einem Hahnentritt-Pferd Turniere reiten?
Für einen Dressurreiter ist der Hahnentritt eine große Misere, besonders dann, wenn sich das Pferd nicht „einläuft“. „Wenn das Pferd warm ist und immer noch diesen Zuckfuß zeigt, wie sollen die Richter dann seine Bewegungen bewerten? Nein, das ist nicht zu akzeptieren“, sagt Christoph Vente, früher selbst erfolgreicher Dressurreiter. Im Springsport stelle der Hahnentritt jedoch kein Problem dar.