Der Body Condition Score
Ist Ihr Pferd in Top-Form?
Wer spricht schon gerne über Figurprobleme? Die eigenen sind dabei fast ein noch beliebteres Thema als die des Pferdes. Aber die Augen davor zu verschließen, wenn der Vierbeiner zu dick oder zu dünn ist, schadet am Ende dessen Gesundheit. Eine gute Möglichkeit, seinen Ernährungszustand zu beurteilen, bietet der sogenannte Body Condition Score für Warmblüter, der 2003 in der Doktorarbeit von Dr. Stephanie Schramme am Lehrstuhl für Tierernährung der Universität München für Pferde ausgearbeitet wurde. Aus dem Humanbereich kennt man den Body-Maß-Index, der sich anhand der Körpergröße und des Gewichts der Person berechnen lässt. Beim Body Condition Score, kurz BCS, geht es vielmehr um die Einschätzung von Fettdepots. Manfred Müller, der seit Jahrzehnten mit der mobilen Pferdewaage in Ställe fährt, unterstützte die Doktorarbeit damals und nutzt den Body Condition Score auch heute regelmäßig, um seinen Kunden eine reelle Einschätzung geben zu können, ob ihre Pferde in einer guten Verfassung, zu dick oder zu dünn sind. Das Bewusstsein habe sich im Laufe der Jahre zum Positiven verändert, sagt er: „Im Jahr 2000 waren noch sehr viele Pferde zu dick. Mittlerweile sind die Besitzer bei diesem Thema aber sensibler.“
Sechs Körperpartien werden mit Ziffern einer Skala von 1 bis 9 bewertet. 1 ist extrem mager, 9 ist extrem dick. Der Durchschnitt aus diesen Werten ergibt den Body Condition Score. Das hat einen wichtigen Grund: „Es gibt Pferderassen, die beispielsweise eine sehr starke Ausprägung des Fettkamms am Hals haben, wie beispielsweise Friesen. Andere haben dagegen kaum einen Ansatz. Das hat aber weniger mit der Fettleibigkeit, sondern mit der Zucht zu tun“, macht Müller deutlich.
Das heißt: Ein Pferd kann durchaus an fünf Punkten den Idealwert von 5 haben und an einem die besorgniserregende 9. „Der Durchschnitt ist entscheidend“, sagt Müller klar. Ebenso hängen die Unterschiede davon ab, wie die Pferde trainiert werden. „Dressurpferde haben andere Halsansätze als Springpferde“, erklärt Müller.
Ein durchschnittliches Reitpferd, das leicht gearbeitet wird, sollte ungefähr bei einem BCS von 6 liegen. Bei einem Hochleistungspferd ist ein BCS von 5 der Idealwert. „Handlungsbedarf besteht, wenn der BCS bei 8 liegt“, sagt Manfred Müller. Dann ist es definitiv Zeit für eine Diät. Am besten lässt man es aber gar nicht so weit kommen.
Die detaillierte Tabelle, wie die einzelnen Körperregionen eingeschätzt werden, können Sie sich mit dem folgenden Artikel-Pdf downloaden:
Der Artikel ist in der Reiter Revue 4/2020 erschienen.