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Hitze-Hilfe für Pferde

Bisher war das Wetter eher regnerisch als sommerlich, aber die Sommerhitze wird kommen. Wie Sie heiße Tage für Ihr Pferd erträglicher machen können.

Eine kalte Dusche kann bei sommerlichen Temperaturen Erleichterung verschaffen.

Die Klimaanlage im Büro rettet einen durch den Tag. Zwar freut man sich, im ärmellosen Shirt zum Stall aufzubrechen, doch Temperaturen jenseits der 30 Grad Celsius sind eine Herausforderung – für Mensch und Pferd! „Ja, Pferde sind hitzeanfällig“, bestätigt Tierarzt Dr. Matthias Baumann und verweist auf bisherige Olympia-Orte, an denen eine schwüle Hitze herrschte. „Die Pferde werden nicht umsonst dort mit kaltem Sprühnebel erfrischt. Gerade wenn sie Hochleistung erbringen, müssen sie entsprechend auf das Klima vorbereitet werden, gut trainiert sein und vor Ort auch gekühlt werden.“ Aber nicht nur Hochleistungspferde auf Turnieren rund um den Globus haben ein bisschen Abkühlung verdient. Auch im deutschen Hochsommer sollten Reiter ihre Pferde entsprechend der Temperaturen versorgen.

Was tun bei trinkfaulen Pferden?

Wie beim Menschen ist es auch bei Pferden in der Hitze wichtig, mehr als normal zu trinken. Denn da sie bei 30 Grad Celsius und mehr auch ohne starke Bewegung schwitzen, verlieren sie viel Flüssigkeit. Deshalb sollte der Reiter im Blick haben, wie viel sein Pferd am Tag trinkt. 30 Liter dürfen es bei einem Warmblüter ruhig sein.


Aus Eimern oder Bottichen trinken Pferde meistens lieber als aus Selbsttränken. Man kann ihnen das Wasser so nicht nur schmackhafter machen, sondern auch besser kontrollieren, wie viel sie tatsächlich trinken. Ist es für den Reiter nicht möglich, einen Eimer mit Wasser anzubieten, sollte er aber auf jeden Fall täglich die Selbsttränke kontrollieren, testen, ob ausreichend Wasser rauskommt und regelmäßig reinigen.

Die Temperatur des Wassers kann Einfluss auf das Trinkverhalten des Pferdes haben. Sie wollen keine Eiswürfel in ihrem Getränk, aber warmes Wasser, das in der Sonne steht, ist für sie ebenso wenig appetitlich. Deshalb ist es wichtig, Bottiche regelmäßig mit frischem Wasser nachzufüllen und sie möglichst im Schatten zu platzieren. Damit sich keine Algen bilden, sollten auch Bottiche regelmäßig komplett gereinigt werden – das abgestandene Wasser kann man noch wunderbar zum Blumengießen nutzen.

Trinkt ein Pferd dennoch zu wenig, kann man ihm das Wasser schmackhaft machen, indem man Apfelsaft, einen Schuss Essig oder Zitronensaft beimischt. Manche Pferde sind da wählerisch.

Das beginnt mit Weidezeiten, die die Tiere nicht ausschließlich intensiver Sonne aussetzen. „Eine Weide muss einen Schattenplatz haben“, macht Baumann deutlich. Das habe nicht nur mit Insektenbefall zu tun, sondern sei auch notwendig, um den Kreislauf der Pferde zu schonen. Denn auch sie können durchaus einen Hitzeschlag erleiden.

Ein kühlender Boden

Soweit muss es nicht kommen, wenn der Reiter sein Training den Temperaturen anpasst, bei großer Hitze in der kühlen Halle reitet oder frühmorgens oder spätabends in den Sattel steigt. Tatsächlich kann man sein eigenes Empfinden der Hitze nicht zwangsläufig mit dem des Pferdes vergleichen. „Pferde suchen sich meistens Schattenplätze und wollen kein Sonnenbad nehmen“, erklärt Dr. Matthias Baumann. Wenn an ihnen die Wahl lässt, bevorzugen sie im Sommer während des Tages den Unterstand oder den Stall und gehen erst in den Abend- oder frühen Morgenstunden auf die Weide. Klimaanlagen im Stall braucht es nicht. Aber man sollte für so viel Luftzug wie möglich sorgen. „Und wenn es geht, stehen Pferde auch gerne auf kühlem Erdboden oder entsprechend kühlen Matten“, beschreibt der Tierarzt. Zusätzlich kann jeder Reiter seinem Pferd etwas Gutes tun, indem er ihm kurzzeitig zusätzliche Kühlung erschafft. Eine Schrittrunde durch den nahegelegenen Bach, Teich oder den Wassereinsprung auf der Geländestrecke ist eine nette Abwechslung. Ansonsten ist auch eine kalte Dusche bei fast jedem Pferd willkommen. Feuchte Handtücher lassen sich ausgewrungen gut über den Hals oder den Widerrist legen und bieten eine kurzzeitige Erfrischung.

Klebriger Schweiß

Wirklich wichtig wird das Kühlen dann, wenn das Pferd schwitzt, beispielsweise nach dem Reiten. Und das funktioniert tatsächlich am besten mit Wasser. „Ein Pferd nach dem Training abzuwaschen, ist eine Form von Tierschutz“, sagt Dr. Matthias Baumann. „Denn der Schweiß verklebt im Fell, was dazu führt, dass weiterer Schweiß nicht mehr richtig verdunsten kann.“ Das Pferd kann so schneller überhitzen. Pferde schwitzen an heißen Tagen und bei hoher Belastung bis zu 30 Liter pro Stunde aus. Diese körpereigene Selbstkühlung sollte auf keinen Fall eingeschränkt werden. Forscher der Universität Guelph in Kanada fanden vor einigen Jahren heraus, dass Pferde bei schwüler Wärme deutlich schneller überhitzen als Menschen. Schon 20 Minuten normales Training können dazu führen, dass ihre Körpertemperatur von normalerweise 37 bis 38 Grad Celsius deutlich ansteigt. Aber nicht nur deshalb ist eine kalte Dusche nach dem Training wichtig. „Der Schweiß ist relativ aggressiv. Wäscht man ihn nicht ab, kann es schnell zu Hautirritationen kommen“, beschreibt Baumann. Ob man das Pferd mit dem Wasserschlauch abspritzt oder mit dem Schwamm abwäscht, ist dem Reiter und der Vorliebe des Pferdes überlassen.

Das Dusch-Einmaleins

Beim Abduschen Ihres Pferden sollten Sie ein paar Regeln beachten:

  1. Erst die Beine, dann den Rest des Körpers abspritzen. So mögen es Pferde am liebsten. Den Kopf sollten Sie nur mit einem feuchten Schwamm abwaschen und die Ohren unbedingt aussparen. Dort hat Wasser nichts zu suchen.
  2. Eine kühlende Dusche sollte ungefähr zehn Minuten dauern. Am besten in Intervallen: Kurz abduschen, das Wasser mit dem Schweißmesser abziehen, noch einmal abduschen. Das wäscht den Schweiß aus dem Fell und hilft dem Körper, runterzukühlen.
  3. Den größten Kühlungseffekt hat das Abduschen der großen Muskelgruppen und nicht der Beine. Denn dort liegen vor allem große Gefäße, die generell einen geringen Wärmeaustausch haben.
  4. Lauwarmes Wasser ist auch an heißen Tagen die liebste Abkühlung fürs Pferd! Normales, etwa 14 Grad Celsius kaltes Leitungswasser ist aber auch in Ordnung. Viel kälter sollte es nicht sein

Viel kälter sollte es nicht sein. Baumann rät, die empfindliche Rückenpartie nur kurz zu kühlen und zu reinigen. Sonst kann es leicht zu Verspannungen kommen. „Wir kühlen unsere Pferde in der Vielseitigkeit runter, indem wir sie mit dem Schwamm abwaschen, dann mit dem Schweißmesser abziehen, dann eine Runde führen, und dann wieder kühlen“, beschreibt Baumann aus der Praxis. Hintergrund ist, dass man durch das Kühlen lediglich erreichen will, dass sich die Kapillaren, also die kleinsten Gefäße der Blutbahn und der Lymphe, zwar kurz zusammenziehen, sich anschließend aber ausdehnen sollen. „Wir wollen ja die Durchblutung erhöhen, damit der Körper nicht nur äußerlich, sondern auch von innen gekühlt wird“, erläutert Baumann. Kühlt man durchgehend, ziehen sich die Gefäße ausschließlich zusammen und lassen die Kühlung gar nicht nach innen durch. Um nach hoher Anstrengung einen kühlenden Effekt zu erzielen und die Regeneration des Gewebes zu fördern, setzt der Vielseitigkeitsolympiasieger außerdem auf das Kühlen der Beine. Kühlgamaschen sind eine Möglichkeit. Eine andere sind in Eiswasser getauchte Bandagierunterlagen, mit denen die Pferdebeine bandagieren werden. „Das habe ich mit meinen Pferden nach einem anstrengenden Training gemacht. Das kostet nichts und hat für die Beine einen tollen Effekt.“ Wenn man Eiswürfel verwendet, ist es wichtig, zwischen das Eis und die Haut ein Tuch zu legen. „Die null Grad direkt auf die Haut zu legen, kann zu Erfrierungen führen“, mahnt der Tierarzt. Pferde sind da ebenso sensibel wie Menschen.

Coole Hilfen

Neben der kalten Dusche oder dem feuchten, erfrischenden Handtuch gibt es noch eine Reihe Produkte, die mit Kühleffekten werben. Hier eine Auswahl, die dem Pferd teils bei heißen Temperaturen, teils nach großer Anstrengung gut tun:

  • Kühlgamaschen
    Es gibt sie in verschiedenen Varianten, sowohl als Gamasche als auch als Bandage. Je nach Hersteller müssen Kühlpads oder die Gamaschen teils im Gefrierfach vorgekühlt werden, um die Wirkung anschließend am Pferdebein zu entfalten. Es gibt aber auch selbstkühlende Materialien. Kühlgamaschen und -bandagen sind sowohl zur Kühlung nach einem anstrengenden Training, bei Hitze oder auch bei Verletzungen einsetzbar.
  • Kühldecken
    Je nach Modell muss die Decke angefeuchtet werden, um einen Kühleffekt zu haben oder wirkt durch integrierte Kühleinlagen. Dr. Matthias Baumann gibt zu bedenken, dass man sehr darauf achten sollte, die Decke nicht zu lang auf dem Pferd liegen zu lassen. Am besten prüfen Sie regelmäßig, ob die Muskulatur unter der Decke entspannt ist und nicht zu kalt
  • Kühlpads
    Handelsübliche Kühlpads, wie man sie selbst bei Verletzungen gerne nutzt, sind auch bei Pferden einsetzbar. In der Regel ebenfalls bei Verletzungen. Am besten befestigt man sie an den Beinen mit einer Gamasche oder Bandage. Allerdings, so sagt Dr. Matthias Baumann, sollte man lieber ein dünnes Tuch um das Pad wickeln, bevor man es auf das Bein legt. Denn zu kalt ist auch nicht gut!
  • Kühlgel und -lehm
    Bei Schwellungen und Zerrungen sind Kühlgel und Kühllehm ebenso ein Mittel der Wahl, wie vorbeugend nach anstrengenden Trainingseinheiten. Als reine Abkühlung im Sommer sind sie weniger geeignet. Oft sind entzündungshemmende Inhaltsstoffe enthalten.

Im Sommer scheren?

Nichtsdestotrotz sind Pferde auch ähnlich anpassungsfähig wie Menschen. Haben sie sich an die warmen Temperaturen gewöhnt und sind entsprechend gut trainiert, ist es für sie kein Problem, auch im Sommer auf dem Turnier Leistung zu bringen. Allerdings sollte der Reiter im Blick haben, wie warm es im Anhänger ist, der nicht immer im Schatten stehen kann. „Da rate ich, das Pferd regelmäßig abzuladen, zu führen und auch vor dem Start schon mit Wasser zu kühlen“, sagt Dr. Matthias Baumann. Besonders wichtig ist auch, dass es ausreichend trinkt. Da Pferde, wenn sie schwitzen, Elektrolyte verlieren, geben Profis im Top- Sport ihren Vierbeinern oftmals entsprechende Pasten. Dies sei im Amateurbereich aber selten notwendig, macht Baumann deutlich. Normalerweise habe das Pferd genügend Elektrolyte im Organismus und nehme durch das Futter weitere auf. Ebenfalls gängige Praxis im Top-Sport ist es, die Pferde auch im Sommer zu scheren. „Man erleichtert ihnen das Schwitzen“, beschreibt Baumann. Aber auch dies sei bei Amateurpferden nicht notwendig. Eine kalte Dusche ist völlig ausreichend.

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