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Leseprobe

Frühlingsgefühle beim Pferd

Wenn die Tage länger werden und die Temperaturen steigen, dann steigen auch die Östrogen- und Testosteron-Werte bei Pferden. Wie es dazu kommt und was das bewirkt.

Mit frischer Energie und Lebensfreude im gestreckten Galopp über die Weide. So kann der Pferde-Frühling aussehen.

Viele Pferde nehmen die Ankunft des Frühlings mit allen Sinnen wahr und quittieren die steigenden Temperaturen und Sonnenstunden mit überschwänglicher Energie und Ausgelassenheit. Dabei können „Frühlingsgefühle“ Pferde und ihre Reiter vor Herausforderungen stellen.

Winterruhe

„Pferde sind sehr saisonale Tiere und an ihre Hormonzyklen gebunden“, erklärt Verhaltensforscherin und Professorin für Pferdehaltung Prof. Konstanze Krüger. „Im Herbst und Winter fährt der Pferdekörper seinen Hormonzyklus runter.“ Die Reproduktionsmedizinerin Jutta Sielhorst spricht in diesem Zusammenhang von einem sogenannten Anöstrus. „Traditionell zeigen ca. 80 Prozent der Stuten den Winteranöstrus. Während dieser hormonellen Winterruhe, wenn es lange dunkel und kalt ist, produzieren Pferde viel Melatonin. Und dieses hemmt die GnRH-Sekretion“, erklärt sie. Das Gonadotropin-Releasing-Hormon, kurz GnRH, wird im Hypothalamus, einem Teil des Gehirns, gebildet und regt die Hirnanhangdrüse an, die Hormone FSH (follikelstimulierende Hormon) und LH (luteinisierende Hormon) auszuschütten. Diese wiederum regulieren die Funktion der Eierstöcke bei der Stute und der Hoden beim Hengst. Die Folge: In dieser Zeit, also etwa von November bis Januar findet auf den Eierstöcken keine Follikelentwicklung statt und es wird auch kein Östrogen in größeren Mengen produziert. Der Körper befindet sich zumindest in dieser Hinsicht im Winterschlaf.

Die Saisonalität der Stute wird durch verschieden Faktoren beeinflusst. Die Tageslichtlänge hat hierbei die größte Wirkung. „Je mehr das Pferd Licht ausgesetzt ist, desto weniger Melatonin wird produziert“, erklärt Jutta Sielhorst. Außerdem spielen Ernährung, Body Conditioning Score, Stress, Alter, Rasse und Hengstkontakt eine Rolle. Ponystuten und Robustrassen tendieren zu einer längeren Winterruhe. Sie ovulieren häufig erst im Mai zum ersten Mal.

Mit dem Frühling beginnt bei den Stuten auch die Zeit der Rosse. Das kann je nach Stute schon mal zur Geduldsprobe für den Menschen an ihrer Seite werden. Zum Rosseverhalten gehört neben dem Schleimen und Blitzen auch das Dulden und Stehen. Und gerade das kann auch beim Reiten Probleme bereiten. Manche reagieren beim Reiten plötzlich auf den Druck des Schenkels mit Widerstand, werden langsamer oder bleiben sogar stehen. Oder: „Einige Stuten stehen auf der Stallgasse und lassen sich nur noch schwer bewegen, wenn Sie einen Hengst oder Wallach sehen“, sagt Jutta Sielhorst. Einige Stuten zeigen ein sehr ausgeprägtes Rosseverhalten, das in Einzelfällen zu Verhaltensauffälligkeiten und Rittigkeitsproblemen führen kann. Um zu überprüfen, ob Rittigkeitsprobelme tatsächlich rosseassoziiert oder auf andere Ursachen zurückzuführen sind, empfiehlt die Pferdegynäkologin die Rossezyklen zu dokumentieren. Dazu kann man entsprechende Apps wie „Equine Breeding Planner“ nutzen.

Was im Frühling noch alles im Pferdekörper passiert und vor allem wie man damit umgehen kann, verraten unsere Experten Uta Gräf, Dr. Jutta Sielhorst und Prof. Dr. Konstanze Krüger im Heft. Jetzt in unserer April-Ausgabe, als Print-Magazin oder ePaper verfügbar.