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Leseprobe

Faszientherapie bei Pferden

„Faszien“ sind der neue Lieblingsbegriff in der Pferdebranche. Doch was ist dran, am Bearbeiten dieser elastischen Häute, die Organe und Muskelstränge umgeben? Von Heilsversprechen und tatsächlichen Wirkungen. In der aktuellen Ausgabe lesen Sie mehr. Hier finden Sie eine Leseprobe.

Der Körper des Pferdes ist wie bei uns Menschen von Faszien durchzogen und stabilisiert.

Im medizinischen Kosmos rund um das Pferd taucht momentan an allen Ecken und Enden die Faszientherapie auf. Unterschiedliche Philosophien, gepaart mit Reitausbildungen, manchmal mit dem Hinweis auf Gegenstände, die geeignet seien und die man für den Hausgebrauch erwerben kann. Es gibt Holzwerkzeuge zum Bearbeiten der Faszien zu kaufen, Longier-Utensilien, Video-Tutorials und Ausbildungsserien. Und es gibt natürlich Heilsgeschichten. Das Wort „Trageerschöpfung“ fällt dabei häufig.

Wer im System Faszientherapie ist, der verändert sich. Miteinsteller beobachten, dass diese Menschen oftmals weniger reiten. Sie machen etwas vom Boden aus, ihr Fokus liegt beim Therapieren. Sie favorisieren Ausbilder, die eine Philosophie der Gesunderhaltung pflegen.

Das ist per se nichts Schlechtes. Doch häufig fehlt dabei der Durchblick, was Faszientherapie kann und was nicht. Welche Methode sich wie von der anderen unterscheidet. Umso spannender ist es, einen Blick drauf zu werfen. Ganz von vorne: Was sind Faszien und was können sie beim Pferd bewirken?

Was Faszien tun

Früher dachte man, Faszien seien Hüllen, die den Körper stabilisieren. Das stimmt auch: Sie halten ihn aufrecht, halten Organe zusammen, umfassen große Partien und durchziehen auch kleinere Strukturen, Bauchraum wie Gehirn. Aber sie sind ebenso für vieles andere mit zuständig: Schmerz, Schmerzfreiheit, Entspannung und Elastizität, all das wird auch von Faszien mitbestimmt.

Lernen aus dem Humanbereich

Der Reitsport hinkt, was den Trend Faszientherapie angeht, etwas hinterher. Deshalb hilft ein Blick über den Tellerrand in die Humantherapie. Die Entdeckung, was Faszien können und wie sie beeinflussen, war dort vor Jahren ebenso revolutionär. „Vor 16, 17 Jahren war man der Meinung, Faszien seien passives Gewebe“, erklärt Personal Trainer Arlow Pieniak aus Hamburg. Der Mann ist ein wandelndes Lexikon von Trainings- und Therapieansätzen und fasziniert auf Instagram mit seinem Wissen über den menschlichen Körper. „Man hatte noch keine Technik, zu gucken, was Faszien können, da man sie zuvor durch das Sezieren von Leichen untersuchte.“

Eine Gruppe um den Humanbiologen Robert Schleip fand dann durch eine neue Technik heraus, wie sich Faszien in der Bewegung verhalten. Und 2007 organisierte er in Boston einen Faszien-Kongress mit, den Robert Schleip selbst als „den Durchbruch der Faszientherapie“ bezeichnet. Seitdem ist klar: Faszien sind auch für elastische Bewegungen mit zuständig. „Das war revolutionär“, erklärt Arlow Pieniak, „denn in allen Büchern über Training, Sport, Biomechanik kamen immer nur Muskeln, Sehnen und Knochen vor. Ab dem Zeitpunkt musste jedes Buch neu geschrieben werden, kein Stein ist auf dem anderen geblieben.“

Mehr dazu, was Faszientherapie bewirken kann und wo ihre Grenzen liegen, lesen Sie in der April-Ausgabe 2023 der Reiter Revue. Hier können Sie das Magazin direkt bestellen: als Print-Ausgabe oder als ePaper.