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Forschung: Einfluss des Reitens auf die Kopf- und Maulgesundheit

"Der Reiter muss sich fragen, wo ein bestimmtes Gebiss Druck ausübt"

Jedes Jahr vergibt die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd Förderpreise für die besten Abschlussarbeiten. Zur Siegerarbeit in der Kategorie Dissertationen kürte die Jury die Arbeit von Dr. Martin Swoboda von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Sein Thema: „Der Einfluss sportlicher Nutzung auf die Kopf- und Maulgesundheit bei Reitpferden“.

Nicht nur Zahnprobleme sondern auch kleine Verletzungen im Maul sollten schnell erkannt und die Ursache abgestellt werden.

Für die Arbeit wurden 748 Pferde im Rahmen der tierärztlichen Zahnkontrolle außerhalb von Turnieren untersucht, bei 13,9 Prozent hätte aufgrund der festgestellten Befunde und deren Bewertung eine Starterlaubnis auf Turnieren verweigert werden müssen. Redakteurin Sabine Gregg hat mit Dr. Martin Swoboda gesprochen.

Handelt es sich bei allen Befunden, die Sie festgestellt haben, um akute Befunde?

Ich habe unterschieden zwischen akuten, chronischen und verheilten Befunden. Ich habe mir Kopf und Maul angeschaut und gefühlt. Dabei kann man Veränderungen feststellen, die aber nicht schmerzhaft sein müssen. Daher habe ich auch geschaut, wie die Pferde auf Druck reagieren, um zu sehen, ob die Veränderung schmerzhaft ist. Die Schmerzbeurteilung beim Pferd ist allerdings eine sehr komplizierte Sache. Eine Narbe bedeutet nicht, dass das Pferd nie mehr starten darf. Es ging um die akute Schmerzhaftigkeit und darum zu beurteilen, ob es so auf dem Turnier starten könnte oder nicht. Doch die Zahlen sind dennoch alarmierend. Zum Vergleich: Ich habe mich vorher mit anderen wissenschaftlichen Arbeiten befasst. In manchen Studien haben bis zu 88 Prozent der Pferde Befunde. Bei unseren Untersuchungen haben wir keine Namen oder Orte aufgeschrieben und es wurde auch kein Bildmaterial erstellt. Das haben wir in Kauf genommen dafür, dass die Besitzer ausnahmslos einverstanden waren. So haben wir einen aussagekräftigen Querschnitt.

Das Interview ist in der September-Ausgabe 2022 erschienen. Sichern Sie sich jeden Monat die aktuellsten Infos über gutes Reiten und gesunde Pferde im Abo. Ein weiterer Vorteil: Sie können unsere Webinare und Online-Workshops zu deutlich vergünstigten Preisen buchen.

Glauben Sie, dass Ihre Ergebnisse Auswirkungen auf den Reitsport haben?

Ich habe vor 25 Jahren mit dem Reiten angefangen. Seitdem hat sich viel getan im Hinblick auf die Haltung, das Management und die allgemeine Sicht der Gesellschaft. Ich glaube aber, dass die Gesellschaft weitere Veränderung fordert. Die Sensibilität der Reiter kann noch weiter geschärft werden und die kontrollierenden Tierärzte brauchen ein Instrument, um das Pferd und seine Gesundheit objektiv beurteilen zu können. Generell sollte die Transparenz verbessert werden. Es gibt im Sport kleinere Blessuren – denken wir nur an uns Menschen. Leistungssport ist eine Belastung für den Körper, aber es darf einen bestimmten Rahmen nicht übersteigen. Selbstkontrolle ist daher immens wichtig. Es geht nicht um den erhobenen Zeigefinger, sondern darum, Verbesserungspotenzial zu erkennen und umzusetzen.

Wo sehen Sie den größten Verbesserungsbedarf?

Die Frage muss sein: Wie entsteht so eine Blessur? Da spielt der Reiter eine Rolle. Er darf natürlich nicht nur ziehen. Wichtig ist es vor allem aber auch, den Menschen zu vermitteln, wie das Gebiss auf das Pferd wirkt und wie sie das richtige Gebiss wählen. Der Reiter muss sich fragen, wo ein bestimmtes Gebiss Druck ausübt und wie die Maulhöhle des Pferdes beschaffen ist Der Bedarf an Aufklärung ist groß. Die Anatomie der Maulhöhle hängt nämlich nicht mit der Form von außen zusammen. Daher muss das Gebiss mit Bedacht gewählt werden.