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Leseprobe: Wenn die Sinne schwinden

Der Hörsinn des Pferdes

Im Idealfall hören Pferde die Flöhe husten. Als Fluchttiere müssen sie frühzeitig Gefahren wahrnehmen und reagieren können. Ist der Hörsinn eingeschränkt oder fällt komplett aus, verändert sich ihr Wesen. Unsere Expertin spricht über Alarmsignale, Ursachen und Untersuchungsmethoden.

Wenn der Hörsinn des Pferdes schlechter wird, verändert sich ihr Wesen.

Irgendwo ganz hinten auf der Weide knackt ein Ast. Die Pferde heben den Kopf, spitzen die Ohren – und grasen dann weiter. Wir Menschen wiederum müssten schon direkt neben dem Ast stehen, um das Geräusch zu hören. In der Evolution hat dies durchaus seinen Sinn: Die Ohren eines Pferdes sind – genau wie seine Augen – ein Frühwarnsystem, mit dem es drohende Gefahren aus größerer Entfernung wahrnimmt. „Pferdeohren sind das Hör- und Gleichgewichtsorgan mit einer sehr prominenten Ohrmuschel, die als Schalltrichter dient und sich nach vorne, hinten und zur Seite drehen kann“, erklärt Tierärztin Christine Kuhlmann vom Tierärztlichen Kompetenzzentrum Karthaus GmbH in Dülmen. In Zusammenarbeit mit den Veterinärmedizinern Dr. Wolfgang Scheidemann, Dr. Ines Kretschmer und Prof. Dr. Gerald F. Schusser schreibt sie ihre Doktorarbeit über eine neue Untersuchungsmethode des Hörvermögens bei Pferden, die in bisher nur wenigen Tierkliniken in Deutschland seit etwa einem Jahr durchgeführt wird.

Geniales Gehör

„Als Fluchttier muss das Pferd jederzeit in alle Richtungen hören können, um gegebenenfalls rechtzeitig die Flucht zu ergreifen,“ erläutert sie. Das spiegelt sich in der Anatomie wider: Die Ohren können sich mit einer Vielzahl von kleinen Muskeln unabhängig voneinander bewegen. Mitunter steht ein Ohr nach hinten, eins nach vorne. So kann das Pferd gleichzeitig in verschiedene Richtungen hören und in einem Umkreis von fast 360 Grad möglichst viele Schallwellen auffangen. Das von außen sichtbare Ohr besteht dabei aus der knorpeligen Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang. Es leitet die Schallwellen über das Mittelohr an das Innenohr mit seinen zahlreichen Hörzellen weiter, die diese Schallwellen wiederum über den Hörnerv an das Hörzentrum des Gehirns übertragen. Dort verarbeitet das Pferd die Informationen und ordnet sie ein. Sprich: Es filtert Geräusche heraus, die beispielsweise auf Gefahren hindeuten. All dies ist sogar möglich, wenn das Pferd döst oder schläft.

„Insgesamt hört das Pferd deutlich besser als der Mensch“, erklärt Christine Kuhlmann. Es wird vermutet, dass es zwischen 32.000 und 40.000 Hertz pro Sekunde hört, während der Mensch etwa 18.000 bis 20.000 wahrnimmt. „Mit den besten Hörern wie Fledermäusen oder Delfinen kann es allerdings nicht mithalten.“

An dieser Stelle endet die Leseprobe. Den gesamten Artikel finden Sie in unserer Juni-Ausgabe 2022.

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