Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Leseprobe

Der Geruchssinn des Pferdes

Der Pferdenase werden erstaunliche Fähigkeiten nachgesagt. Sie soll Wasser, Giftpflanzen und Angst riechen sowie bevorzugte Artgenossen erkennen können. Doch vieles ist noch nicht erforscht. Dr. Christine Fuchs klärt im Interview über Fakten und Mythen auf.

Die Nüstern des Pferdes sind deutlich beweglicher als die Nase des Menschen.

Frau Dr. Fuchs, wie riechen Pferde im Vergleich zum Menschen?

Der Geruchssinn bei Pferden ist sehr gut entwickelt, wir wissen aber tatsächlich nur wenig darüber. Das Riechepithel, beziehungsweise die Riechschleimhaut, ist beim Pferd deutlich größer als bei uns Menschen und besteht aus mehreren Schichten. Allein darüber hat es also viel mehr Kapazitäten Gerüche wahrzunehmen als wir. Die Gerüche werden über dieses Riechepithel aus der eingeatmeten Luft gefiltert und anschließend über Nervenzellen an das Gehirn weitergeleitet. An der Spitze des Gehirns, etwa unter den Stirnwirbeln, liegt der so genannte Riechkolben. Hier werden die Informationen verarbeitet. Dadurch, dass Pferde ihre Nüstern flexibel bewegen können, können sie Gerüche aus entgegengesetzten Richtungen wahrnehmen und dabei feststellen, aus welcher Richtung ein Geruch kommt. Wenn sie die Nüstern aufblähen, riechen sie nochmal besser.

Es heißt immer wieder, Pferde könnten Wasser über mehrere Kilometer riechen, genauso wie drohende Gefahr oder Gefühle beim Menschen. Ist da etwas dran?

Über welche Entfernungen Pferde riechen können, ist wissenschaftlich nicht belegt. Auch gibt es keine Studien speziell zur Wahrnehmung von Wasser. Aber es ist definitiv angeboren, dass Pferde Gerüche erkennen, die für sie eine Gefahr bedeuten, wie Raubtiere. Das ist interessanterweise selbst in Gruppen, die über Jahrhunderte keinen Kontakt zu Raubtieren hatten, noch angelegt, obwohl dieser Gefahrenmelder de facto nicht benötigt wird. Ob Pferde Gefühle beim Menschen riechen können, ist umstritten. Fakt ist: Wenn wir Angst haben oder gestresst sind, steigt unsere Herzfrequenz, und es ist bewiesen, dass Pferde das erkennen können. Deswegen wird vermutet, dass es eher die Kombination aus Körperhaltung, Verhalten und Herzfrequenz ist, die Pferde registrieren.

Das Flehmen spielt für den Geruchssinn ebenfalls eine wichtige Rolle. Was genau passiert dabei?

Pferde haben neben ihrer Nase noch das vomeronasale Organ – auch bekannt als Jacobson-Organ – zur Geruchswahrnehmung. Dieses Organ dient speziell der Wahrnehmung und Erkennung von nicht-flüchtigen Geruchsstoffen, also Stoffe aus Körpersekreten. Der Kontakt mit den Molekülen dieser Geruchsstoffe aktiviert das vomeronasale Organ und damit das Flehmen: Zu diesem Zweck streckt das Pferd den Kopf nach vorne und hebt die Oberlippe deutlich an. Die Nüstern sind geschlossen, das heißt, die eingeatmete Luft kann nicht raus, der Druck auf die Nasenhöhlen ist höher und das Pferd kann den Geruchsstoff mit dem vomeronasalen Organ besser analysieren. Das ist insbesondere für die Paarung wichtig, man sieht es auch primär bei Hengsten.

Das ganze Interview mit vielen spannenden Fakten zum Geruchssinn des Pferdes lesen Sie in der Ausgabe 7/2022. Hier direkt als Printmagazin oder E-Paper bestellen.