Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Drei Fragen zur Herpes-Infektion

"Es ist kaum vorhersehbar, wie sich die Situation auf internationalen Turnieren ändern wird"

In den vergangenen Wochen gab es wieder vermehrt Herpes-Ausbrüche sowohl in deutschen Ställen als auch auf internationalen Turnieren. Warum dies besonders Ende des Winters der Fall ist und ob die Impfpflicht auf deutschen Turnieren Besserung erreichen kann, erklärt Professor Dr. Karsten Feige von der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Effektiv ist die Herpes-Impfung, wenn der gesamte Pferdebestand geimpft wird.

Jedes Jahr Ende des Winters treten Herpes-Fälle gehäuft auf. Woran liegt das?

Das Herpesvirus ist bei kalten Außentemperaturen stabiler und ist deshalb im Winter in der Außenwelt länger überlebensfähig und dementsprechend auch über einen längeren Zeitraum infektiös. Das Infektionsrisiko ist dementsprechend im Winter höher.

Oft beginnen die Ausbrüche auf den Turnier-Touren wie in Oliva Nova oder Valencia. Was hat das für Gründe?

Stress, wie Transportstress oder auch starke körperliche Belastung, wie er bei Turnierveranstaltungen unvermeidbar erfolgt, ist allgemein der Grund für eine Replikation und anschließende Ausscheidung des Virus bei latent infizierten Pferden. Die daraus resultierende Viruslast bedingt die Infektion anderer Turnierpferde. Die ist bei nationalen Turnieren ebenfalls der Fall. Da die Pferde aber erst mit einer Zeitverzögerung von mehreren Tagen Symptome entwickeln, manifestiert sich die Krankheit erst nach Rückkehr in den heimischen Stall. Da die Aufenthaltszeiten bei internationalen Turnieren auf den Turnierplätzen in der Regel deutlich länger sind als bei nationalen Turnieren zeigen sich die Symptome dort oft schon auf dem Turnierplatz.

Seit diesem Jahr gibt es zumindest national eine Impfpflicht für Turnierpferde. Wird das Ihrer Meinung nach die Ausbruchzahlen reduzieren? Oder sind dann noch immer zu wenige Pferde geimpft, zumal die Ausbrüche ja häufig international beginnen, so scheint es. Und dort gibt es keine Impfpflicht.

Da wir von etwa 15 Prozent der Pferde in Deutschland ausgehen können, die Turnierpferde sind, ist derzeit kaum vorhersehbar wie sich die Situation auf internationalen Turnieren ändern wird. Für einen sichereren Schutz müssten circa 70 Prozent der Pferde geimpft sein. Auf nationalen Turnieren ist eher mit einem positiven Effekt zu rechnen, da dann nur geimpfte Pferde aufeinandertreffen. In üblichen Reitbetrieben ist im Wesentlichen die Impfdichte entscheidend. Ein geimpftes Turnierpferd in einem Stall mit 30 Pferden wird das Risiko einer Infektion nicht ändern, ein korrekt durchgeimpfter Turnierstall wird sicher deutlich besser geschützt sein.

Mehr zum Thema erfahren Sie im Podcast "Pferdemedizin heute".