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Fünf Tipps für das richtige Trensengebiss​

Doppelt oder einfach gebrochen? Für viele die wichtigste Frage beim Kauf eines Trensengebisses. Gebiss-Experte Heiko Schmidt-Sentek klärt auf, warum es primär um andere Fragen gehen sollte.​

Doppelt gebrochene Wassertrense

Ein Trensengebiss ist eine sensible Sache. Es muss perfekt im zahnlosen Bereich des Mauls liegen, darf weder die Zunge einquetschen noch gegen den Gaumen drücken. Es hat wesentlichen Anteil an der Kommunikation zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Nur, wenn es passt, kann die Zügelhilfe wirklich störungsfrei vom Pferd verstanden und mit Feingefühl vom Reiter gegeben werden.

Auch Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl suchte bei ihrem Spitzenpferd TSF Dalera BB so lange nach dem richtigen, bis sie ganz sicher war. Gemeinsam mit der Firma Sprenger schaute sie auf jedes Detail, probierte aus, tauschte sich mit Experte Heiko Schmidt-Sentek aus und entwickelte ein für die Trakehnerstute optimales Gebiss: das Pronamic by Bredow-Werndl. Mit dem Prototyp ritt sie in Tokio 2021 zum doppelten Olympiasieg.

Das zeigt eindrucksvoll, dass man sich bei der Suche nach dem passenden Gebiss nicht nur Fragen wie doppelt oder einfach gebrochen oder Wassertrense oder Olivenkopfgebiss stellen sollte. Worauf es wirklich ankommt, zeigen wir hier.

Der Blick ins Pferdemaul

„Bei geschlossenem Pferdemaul entsteht im zahnlosen Bereich zwischen der Oberkieferlade und der Unterkieferlade ein Abstand“, leitet Experte Heiko Schmidt-Sentek ein. Dieser beträgt im Durchschnitt nur dreieinhalb Zentimeter, unabhängig davon, ob es sich um ein Pony oder Großpferd handelt. In diesem Bereich liegt auch die Zunge, die den Platz entsprechend noch weiter minimiert, je nachdem, wie dick sie ist. Denn dies ist von Pferd zu Pferd verschieden. „Das ist aber entscheidend, um die Gebissstärke und die -form auswählen zu können“, gibt Schmidt-Sentek zu bedenken. Wichtig ist also, die Zunge einmal genau in Augenschein zu nehmen.

Das Material

„Ein Trensengebiss im Maul ist erst einmal ein Fremdkörper“, sagt Heiko Schmidt-Sentek. Entsprechend wichtig ist aus seiner Sicht, genau zu schauen, was das Pferd als angenehm empfindet. Bei Gummi- und Kunststoff-Gebissen ist die Oberfläche nicht so glatt wie bei Metall. „Deshalb ist es wichtig, dass Pferde, die damit geritten werden, schon von sich aus speicheln sollten“, erklärt der Experte. Hat das Pferd ein eher trockenes Maul, kann sich sonst eine Art Radiergummieffekt einstellen und das Gebiss kann reiben. In Sachen Metallgebisse gibt es zahlreiche Unterschiede. Da hilft eine individuelle Beratung im Fachhandel.

Seitlich gut gewählt

Wassertrense, Olivenkopf, Schenkeltrense? „Es gibt zahlreiche Varianten der Seitenteile“, sagt Heiko Schmidt-Sentek. Was das Pferd favorisiert, ist individuell. Feste Seitenteile wie der Olivenkopf sollen dafür sorgen, dass das Gebiss ruhiger auf der Zunge liegt. Wichtig ist, diese Gebissform nicht zu groß zu wählen. Richtwert: Bei einer Wassertrense sollten die Gebissringe rechts und links bis zu einem halben Zentimeter Platz zum Maulwinkel lassen. Gebisse mit festen Seitenteilen sollten eine Nummer kleiner gewählt werden.

Was wirkt wie?

Doppelt gebrochen, einfach gebrochen oder lieber eine Stange? „Was man wählt, basiert auf reiner Physik“, sagt Schmidt-Sentek. Denn es kommt drauf an, wo die Druckpunkte liegen sollen. Bei einem doppeltgebrochenen Gebiss liegt der Druck sowohl am Zungenrand als auch über die gesamte Zungenbreite. Beim einfach gebrochenen Gebiss wird der Druck über die rechte und linke Zungenhälfte verteilt. Der Druck auf der Lade ist allerdings direkter als beim doppelt gebrochenen. Bei einer Stange, zum Beispiel einer Kandare, darf der Zügel nicht zu stark einseitig angenommen werden, damit sie nicht verkantet. Die Druckverteilung ist wiederum am gleichmäßigsten, wenn die Verbindung rechts und links gleich ist. Womit sich das Pferd am wohlsten fühlt, muss man testen.

Der Fingertest

Um den Platz im Maul und damit die Gebissstärke richtig einschätzen zu können, nehmen Sie Ihre Finger zur Hilfe: Legen Sie Zeige- und Mittelfinger aufeinander und schieben Sie sie an die Stelle im Pferdemaul, wo das Gebiss liegen sollte. Berühren Sie mit den Fingern nicht nur die Zunge, sondern fühlen einen Druck durch den Gaumen, sollten Sie maximal eine Gebissstärke von 14 bis 16 Millimeter wählen. Bei mehr Platz kann auch 18 Millimeter eine gute Wahl sein. Sind Sie unsicher, fragen Sie den Fachmann.

Heiko Schmidt-Sentek
Heiko Schmidt-Sentek ist Experte in Sachen Trensengebisse, seit über 15 Jahren für die Firma Sprenger unterwegs, berät Reiter beim Kauf passender Gebisse für ihre Pferde und stand uns mit seinem Fachwissen zur Seite. Denn wie er feststellt, überschätzen viele den Platz im Pferdemaul. Der ist nämlich deutlich geringer als oftmals angenommen. sprenger.de
Dieser Artikel ist erstmals in unserer September-Ausgabe erschienen. Das Heft steckt voller wertvoller Tipps und Wissen rund ums Pferd, seine Ausbildung und Gesundheit – wie jede unserer Ausgaben. Mit unseren Abos verpassen Sie keine Ausgabe mehr mit unserem Abo. Ob Digital- oder Print, Halbjahres- oder Jahres-Abo hier finden Sie bestimmt das passende Format. Der große Vorteil: Als Abonnent bekommen Sie satte Rabatte auf unsereWebinare, die schon bald wieder starten!