Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Im Interview: Mentaltrainerin Regina Horn-Karla

„Vor Mut ist immer Angst“

Kennen Sie Situationen mit Ihrem Pferd, in denen Sie ängstlich werden? Mentaltrainerin Regina Horn-Karla erklärt in unserem Online-Workshop, wie Sie besser mit den eigenen Unsicherheiten umgehen können. Denn Angst muss kein Hindernis bleiben.

Ein gutes Gefühl ist für Mentaltrainerin Regina Horn-Karla im Umgang mit dem Pferd besonders wichtig.

Frau Horn-Karla, wo beginnt Angst beim Reiten?

Angst beginnt immer dann, wenn ich merke, dass mein ungutes Gefühl mich bei meinen Plänen blockiert. Viele Reiter empfinden das noch gar nicht als Angst, sondern sehen es als Blockade. Aber wenn ich merke, dass ein ungutes Gefühl anfängt, mich in meiner Aktivität zu kontrollieren, dann beginnt bereits die Angstspirale.

Gibt es typische Situationen im Reiteralltag, in denen Ängste entstehen?

Da gibt es ganz viele Situationen, besonders mit unseren Pferden: Ganz häufig macht es dem Reiter oder Pferdemensch Angst, wenn er versucht, eine Situation zu kontrollieren und das nicht funktioniert. Viele glauben, man bekommt nur Angstblockaden, wenn irgendetwas Schlimmes passiert ist. Das ist nicht der Fall, denn für unser Unterbewusstsein zählt nicht das Ergebnis, sondern der Schreck, der dazu gehört.

Vorfälle oder Erlebnisse, die dazu führen, dass Reiter nicht mehr mit derselben Gelassenheit in bestimmte Situationen gehen können, sind die häufigsten Ursachen für Angst. Die Hilflosigkeit, die wir in einer Schrecksituation fühlen und durchleben, ist im Prinzip der Startknopf für das Thema Angst. Denn Angst soll uns schlussendlich schützen, ein Risiko nicht noch einmal einzugehen.

Vermeidung ist eine der am häufigsten angewandten Strategien, wenn es um die Bewältigung von Ängsten geht. Nur: Vermeidung bringt uns leider gar nicht weiter. Sie kommt besonders oft zum Tragen, wenn wir uns Beobachtern stellen müssen. Also in einem reiterlichen Umfeld, in dem man Angst hat, abgewertet zu werden – auf Turnieren zum Beispiel. Da ist die Angst häufig groß, in seinem Selbstwert abgewertet zu werden. Hierbei sprechen viele Reiter oft davon nervös zu sein und Nervosität ist die kleine Schwester von Angst.

Wie kann man sich seine eigenen Ängste eingestehen?

Die meisten glauben, dass Angst eine Schwäche ist. Aber Angst ist von unserem Unterbewusstsein erst mal immer nur ein Vorschlag, keine negative Emotion per se. Hinter der Angst stehen Strategien, um das Überleben zu sichern oder für Sicherheit zu sorgen. Ob ich diese Angst nun Blockade, Sorge oder Nervosität nenne, ist erst mal völlig egal.

Wenn man erkennt, dass Ängste gut und wichtig sind, dann hat man ein viel besseres Verhältnis zum Begriff der Angst und zum Zugeständnis von Ängsten. Und man muss sich bewusst machen: Vor Mut ist immer Angst. Wir müssen Ängste haben, um mutig sein zu können.

Wann brauche ich Hilfe, um meine Ängste zu überwinden?

Wenn ich merke, dass ich ein Gefühl verbessern will und selbst keine Strategien finde, dann sollte ich nicht zu lange damit warten, mir Hilfe zu holen. Anderenfalls wird es zu meiner inneren Wahrheit. Die Angst wird nicht von selbst verschwinden. Angst wird tendenziell immer größer. Je länger ich warte, umso mehr wird die Angst zur Routine. Das kann in einem bestimmten Umfeld lähmen oder beeinflussen, wie man Situationen im Beruf erlebt oder auch beim Reiten unserer Pferde. Solche Situationen können ungeplant passieren. Es lohnt sich immer mit Mentaltraining an einem unguten Gefühl zu arbeiten, wenn man nicht will, dass Angst sich festigt.

Was wäre Ihr Tipp für den Fall, dass man sich am Stall in einer Situation befindet, in der man Angst bekommt und nicht weiß wie man damit umgehen soll?

Häufig findet jeder die Antwort bei sich selbst, wenn die Person sich nicht durch die Situation treiben lässt. Man hat sich häufig ein Ziel gesetzt und hält daran fest, obwohl man merkt, dass man sich nicht wohl genug fühlt, um bestimmte Schritte mit dem Pferd zu gehen. Dann sollte man sich erlauben, sich einen Rückzugsort zu suchen, um noch einmal tief durchzuatmen und in sich zu gehen. Man muss sich selbst fragen, was man machen möchte und kann, um ein gutes Gefühl im Umgang mit seinem Pferd zu haben. Das erlauben sich leider nur wenige Reiter, die zu mir kommen. Dabei ist es wichtig, niemals gegen das eigene Gefühl anzuarbeiten, denn dabei kommt nichts Gutes heraus. Pferde sind Emotionsleser und merken sofort, wenn etwas nicht stimmt. Wenn ich gestresst bin und die falschen Emotionen mit in den Stall bringe, haben das Pferd und ich schlechte Chancen.

Im zweiten Schritt sollte im besten Fall eine Freundin oder ein Trainer ansprechbar sein. Eine Person, der man ganz offen schildern kann, womit man gerade kämpft oder was einen ausbremst. Oft sind wir gehemmt darin, über die eigenen Gefühle und Ängste zu sprechen. Wenn man methodisch nicht weiterkommt, muss man aber auf der mentalen Ebene ansetzen. Das ist der Rat, den ich jedem Reitlehrer geben würde.

Ich möchte auch Reitlehrer dazu einladen, am Workshop teilzunehmen, denn wir sollten gemeinsam versuchen, Mensch und Pferd zu helfen. Ich freue mich über jeden Ausbilder, der sich für das Thema interessiert.

Das Interview führte Hannah Klimek.

Sichern Sie sich jetzt noch Plätze für den Online-Workshop mit Regina Horn-Karla und beschäftigen Sie sich mit ihren eigenen Ängsten und Methoden, wie Sie damit umgehen können. Mehr Informationen finden Sie hier.