Leseprobe: Im Reich der guten Ideen
So wertvoll ist Basis-Geländetraining für Pferd und Reiter
Diese dunkle Wolkenwand wird doch wohl vorbeiziehen! Mit argwöhnischem, wenn nicht warnendem Blick schaut Alexandra Kappes gen Himmel und beschließt im nächsten Moment: „Wir gehen raus“, das Geländetraining kann beginnen – und das Aprilwetter darf sich statt des angesagten Regen und Schnees gerne mal von seiner sonnigen Seite zeigen. Wir sind zu Gast beim Reit- und Rennverein Walldorf. Hier arbeitet die Pferdewirtschaftsmeisterin, Bewegungs- und Neuroriding-Trainerin Alexandra Kappes. Wenige Wochen zuvor hat sie hier noch einen Lehrgang zu ihrem Herzensthema gegeben: dem Basis-Geländetraining. In Nullkommanichts war der Kurs ausgebucht.
„Viele Pferde werden immer auf perfekten Böden geritten, sind unter stetiger Kontrolle, immer eingerahmt an den Hilfen und erfahren nur wenige Umweltreize“, beobachtet Alexandra Kappes.
Kein Geiz beim Reiz
Die Krux ist: einen Gefallen tut man weder sich noch dem Pferd. Beide verlieren. Das Pferd an Körperwahrnehmung und Koordination, an Eigenständigkeit, Effizienz und innerer Gelassenheit. Der Körper wird zum Sensibelchen, er verkümmert geradezu, weil die Monotonie der Reize ihn unterfordert, was genauso fatal ist wie eine Überforderung. Er ist schlicht nicht so widerstandsfähig wie er es wäre, wenn er regelmäßig vielfältige Reize erführe. Die Folge: Das Pferd wird anfälliger für Verletzungen. Aber auch der Reiter verliert – an Flexibilität, Beweglichkeit und Balance im Sattel. Und weil das Pferd nun auch noch schreckhafter und angespannter wird, sinkt der Mut, sich doch mal aus der Komfortzone zu trauen. Es ist ein Teufelskreis. …