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Richtig anbinden

Reiter machen es täglich, aber es bleibt eine heikle Angelegenheit: anbinden. Schlimmstenfalls wirft sich das Pferd in Panik zurück. Mit guter Ausrüstung, den richtigen Knoten und kleinen Tricks sorgen Sie für größtmögliche Sicherheit und schaffen Vertrauen.

Erfahrene Pferde können beideitig angebunden werden.

Einfach oder doppelt, Panik- oder Karabinerhaken? Gewickelt oder klassisch? Kuhknoten, Seemannsknoten – Gordischer Knoten? Wenn‘s ums Anbinden geht, wissen viele nicht, was richtig ist. Dabei tut man es jeden Tag. Anbinden: Wo und wann? Wie und warum? Und was tun, wenn ein Pferd im Halfter hängt? Jungpferde-Ausbilder Hendrik Baune klärt auf.

Die Theorie ist klar: Platz muss da sein und es darf nichts herumstehen, in das das Pferd hineintreten könnte. Der Anbindering muss stabil sein und an Boxentüren wird ebensowenig angebunden wie am Trensengebiss. Als Anbindeknoten eignen sich solche, die sich mit einem schnellen Handgriff öffnen lassen und sich nach Möglichkeit nicht festziehen. Und in der Praxis? „Das Wichtigste ist, dass das Pferd entspannt ist“, sagt Hendrik Baune. „Wenn auch nur kleinste Anzeichen dafür sprechen, dass es sich nach hinten werfen könnte, binden wir es nicht an.“ Dann kommt ein Helfer ins Spiel, der das Pferd festhält.

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Hendrik Baune beschreibt, wie er Pferden beibringt, beim Anbinden ruhig zu stehen: „Wir befestigen eine Longe am Halfter, die wir ein bis zwei Mal um die Anbindestange wickeln. Einer putzt das Pferd, der andere hält die Longe. Zieht das Pferd nach hinten, kann man mit der Longe nachgeben.“ Hendrik Baune erinnert sich an rabiate Methoden: „Früher waren manche Ausbilder der Meinung, das Pferd dürfe sich ruhig einmal ins Halfter werfen, um zu lernen, dass es nicht weg kann. Das ist nicht vertretbar! Oberste Priorität hat die Gesundheit des Pferdes. Hängt es sich panisch ins Halfter, können die Bänder und Wirbel im empfindlichen Genickbereich großen Schaden nehmen.“

Gurte geben Halt

Für Angsthasen hat er einen Trick parat: „Wenn wir das Pferd in einen Untersuchungsstand stellen, können wir einen breiten Gurt, der rechts und links am Stand befestigt ist, um die Hinterhand des Pferdes legen. Wirft es sich nach hinten, wird es quasi abgefangen und bekommt den Impuls, wieder nach vorne zu gehen.“ Im Untersuchungsstand gibt es eine weitere Möglichkeit, dem angebundenen Pferd Halt zu geben: „Frisieren wir ein junges Pferd, legen wir einen Gurt vor seine Brust und einen weiteren, der mit zwei Anbindestricken beidseitig am Untersuchungsstand befestigt ist, über den Widerrist.“ Als Ausrüstung bevorzugt Baune klassische Produkte: „Wir verwenden einfache, breite Nylonhalfter mit einer Schiebe-Schnalle. Die kann man jedem Kopf anpassen. Der untere Ring ist fest eingenäht, das gibt mehr Stabilität. Zwischen Strick und Anbindering bauen wir Gummiringe ein, die sich bei Zug öffnen.“

Was tun, wenn das Pferd sich ins Halfter wirft?

Anbindestricke haben immer einen Panikhaken, der beim einfachen Anbinden am unteren Ring des Halfters befestigt ist. Von Halsriemen zum Anbinden hält Hendrik Baune nicht viel: „Die Riemen, die im Genick des Pferdes liegen, halte ich für sehr gefährlich.“ Wirft sich ein Pferd panisch ins Halfter und kommt nicht los, warnt Hendrik Baune vor unüberlegtem Handeln: „Das ist eine gefährliche Situation. Am besten geht man vorsichtig mit einem Besen von hinten ans Pferd. Reagiert es nicht, kann man es mit dem Besen nach vorne schieben oder anticken. Wichtig: ruhig bleiben.“

Und was ist die bessere Variante: einfach oder beidseitig anbinden? „Die ganz jungen Pferde besser einfach anbinden“, empfiehlt Hendrik Baune. „Beidseitig angebundene Pferde werfen sich eher ins Halfter. Vermutlich, weil sie schon bei kleinen Bewegungen seitlich Druck spüren.“ Warum dann überhaupt beidseitig anbinden? „Das ist einfach bequemer“, findet Hendrik Baune. „Man muss das Pferd nicht immer herumschicken und kann schnell überall putzen und die Ausrüstung anlegen.“

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Reiter Revue 7/2015.