Leseprobe
Die magische Mittellinie
Kunst und Wahrheit. Wollte man ein Buch über die Mittellinie schreiben, könnte der schlichte Titel genau so heißen. Auf die Mittellinie zu reiten, auf ihr zu bleiben und im Idealfall auf ihr Lektionen zu reiten, das ist Kunst. Dabei spiegelt sie schonungslos die Wahrheit über den Ausbildungsstand des Pferdes und die Hilfengebung des Reiters wider. Und deshalb verwundert nicht, was Grand Prix-Ausbilder Hubertus Graf Zedtwitz landauf, landab beobachtet: „Viele Leute meiden die Mittellinie.“ Aus ganz unterschiedlichen Gründen: Weil sie Mühe und Geduld erfordert, weil sie schnell zu Frust und Verunsicherung führt.
Etwa, weil die Linie nicht so recht gelingen mag, das Pferd anders reagiert als gewohnt, es die Hilfen vorwegnimmt, unruhig wird, oder, oder, oder. Und so winden sich die Reiter geschickt im Training um die zentrale Linie – und reiten schlussendlich zähneknirschend nur dann von A nach C, wenn es unbedingt sein muss, nämlich auf dem Turnier oder noch schnell kurz zuvor.
Schade eigentlich. Denn die Mittellinie bringt so viele Vorteile mit sich wie kaum eine andere Linie …