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Leseprobe

Coachings mit dem Pferd in der Kritik

Das Angebot an Coachings, Ausbildungen und Schulungen mit dem Pferd, ist in Deutschland mannigfaltig – mindestens so groß wie die Anzahl von Möglichkeiten sind die Qualitätsunterschiede. Viele dieser Tätigkeiten rund ums Pferd sind nicht geschützt. Eine heikle Angelegenheit, besonders dann, wenn es um ein so sensibles Thema wie Trauerbegleitung geht.

Trauerbegleitung mit Pferd heißt in diesem Fall: Raum zum Trauern in Gegenwart von Rocky.

Eine kleine Reithalle im Raum Köln, zwei Regisseur -Stühle und ein Halbkreis aus Sitzbänken im Hallensand. Das ist an diesem Wochenende im August das Setting für eine Kursleiter-Ausbildung zum Thema „Trauerbegleitung mit dem Pferd“. Die Protagonisten: neun Frauen, die aus unterschiedlichsten Berufen und Lebensbereichen kommen, zwei Dozentinnen – und zwei Ponys: Rocky und Blacko. Geleitet wird der Kurs von Anabel Schröder und Diana Brasse von EQzellent, einem Coaching Center in Neunkirchen-Seelscheid. Das Konzept besteht aus zwei Online-Modulen und einem Präsenzmodul, das an einem Wochenende stattfindet. Zwischen den Modulen gibt es für die künftigen Coaches Hausaufgaben zu erledigen. Und auch die Nachbetreuung durch die beiden Dozentinnen gehöre zum Ausbildungskonzept, diese findet vornehmlich online statt.

Am ersten Präsenztag werden einige exemplarische Übungen durchgeführt und besprochen, bevor die Teilnehmerinnen am zweiten Tag ihr eigenes Kurskonzept vorstellen sollen. Nach etwa 30 Stunden und basierend auf einem 60-seitigen Handout, dürfen die Absolventen sich „Kursleiter für Trauerbegleitung mit Pferd“ nennen. Da stellt sich die Frage: Wie seriös ist dieser Berufszweig des Coachens, Beratens und Begleitens, um einen Kunden in schweren Stunden zu begleiten?

Die Probleme

Eines der Hauptprobleme benennt Ausbilderin Anabel Schröder selbst: „‚Trauerbegleiter‘ ist ebenso wie der ‚Coach‘ kein geschützter Begriff. Deshalb kann sich jeder Trauerbegleiter nennen. Wäre der Begriff geschützt, wäre es einfacher möglich, Qualität zu sichern. Aber weil es so schwer ist, Coaching zu definieren, und weil es so viele verschiedene Methoden gibt, die dabei angewendet werden, ist das Ganze sehr schwammig.“ In der Tat kann sich jeder Coach, Berater oder Trauerbegleiter auf seine Visitenkarte drucken oder sich beispielsweise online so bezeichnen. Das klingt nicht nach der Seriosität, die man sucht, wenn man auf der anderen Seite sitzt und Hilfe für sein eigenes Leben benötigt.

Prof. Dr. Kathrin Schütz ist Psychologin und Gründerin des Pferdecoaching Instituts in Brühl. Sie kennt die Problematik und weiß: „Institutionen, Verbände und Organisationen versuchen, gewisse Standards zu entwickeln. Wir haben einen Berufsverband für pferdegestützte Coaches entwickelt, weil es nicht sein kann, das jedermann als ‚Coach‘ in der Psyche der Menschen herumgräbt.“ Das gelte neben allen anderen Coachings, ganz besonders auch für so ein sensibles Thema wie die Trauerbegleitung. „Es ist schwierig abzugrenzen, wo Trauerbegleitung aufhört und wo Therapie beginnt“, findet Anabel Schröder. Und genau da geraten wir in eine weitere problematische Ebene.

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