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Leseprobe

Aus der Glücksschmiede

Anne Krüger-Degener hat das Ausbildungskonzept HarmoniLogie entwickelt. Für sie ist es die Basis für eine vertrauensvolle und nachhaltige Bindung und Kommunikation zwischen und Mensch und Pferd. Wie sie es anwendet, beschreibt die Tiertrainerin in ihrem neuen Buch. Hier können Sie sich einlesen und einige Tipps mitnehmen.

Mit dem Ausbildungskonzept HarmoniLogie erreicht Anne Krüger-Degener, dass ihre Pferde die Arbeit mit ihr sichtlich genießen.

Ein kleiner Ausschnitt aus dem Buch "Glücksschmiede für Pferde" von Anne Krüger-Degener:

In der HarmoniLogie ist – wie in jedem Handwerk – der sichere Umgang mit den Werkzeugen für den gesamten Ausbildungsweg von enormer Bedeutung. Alles, was wir später erreichen wollen, können wir nur erreichen, wenn die Basis gut ist. Ich beschreibe es auch gern mit dem Bild von vier Säulen, auf die man ein Haus bauen will. Habe ich stabile Säulen, dann kann es eine Villa, ja ein Schloss werden. Sind die Säulen nicht gut oder ungleich, vielleicht sogar wackelig, dann wird es nur ein Zelt. Entscheiden Sie, worin Sie später mit Ihrem Pferd wohnen wollen. Im Folgenden stelle ich Ihnen jedes Werkzeug in seiner Bedeutung, Verwendung, Entwicklung und mit seinen möglichen Schwierigkeiten vor. In der Gesamtheit der Ausbildung begünstigen sich die Werkzeuge untereinander. Von daher wachsen sie mit dem Voranschreiten der Ausbildung gleichmäßig mit.

Die Ansprechbarkeit:

WAS BEDEUTET DAS?

Der Name des Tieres gleicht einer Telefonnummer: Wenn Sie diese Nummer wählen, dann garantiert das Pferd, an den Hörer zu gehen und gesprächsbereit zu sein. Das bedeutet aber auch, dass Sie, wenn Sie den Namen Ihres Pferdes aussprechen, auch wirklich seine Aufmerksamkeit be-kommen wollen. Es ist genau wie im zwischenmenschlichen Bereich: Ich spreche jemanden an und erwarte eine Form von Achtsamkeit, von Höflichkeit, von Zugewandtheit.

WOFÜR BRAUCHE ICH DAS?

Die Ansprechbarkeit wird benötigt, um das Pferd räumlich und emotional zu orientieren, es zu uns zu rufen, seine Konzentration auf uns zu fokussieren. Wir brauchen sie in der Freiarbeit, um das Pferd zu wenden und die innere Hilfe zu stabilisieren; beim Führen, um den Fokus auf uns zu rich-ten; beim Reiten, um Außenreize zu minimieren, indem wir den inneren Reiz größer werden lassen. Die Ansprechbarkeit ist die private Handynummer Ihres Pferdes. Wenn sie gut geschult ist, dann geht Ihr Pferd immer dran – kein Funkloch, kein leerer Akku und das Handy ist immer parat. Es fühlt sich an wie im Paradies, das kann ich bestätigen.

WIE UNTERRICHTE ICH DAS?

Zunächst muss der Mensch lernen, den Namen nur auszusprechen, wenn er wirklich in Kontakt mit dem Pferd treten möchte und bereit ist, diesen auch einzufordern. Dann beginnen wir das Training in einer reizarmen, dem Pferd bekannten Umgebung, zum Beispiel dem heimischen Paddock, der Box, dem Putzplatz. Das Pferd ist an einem Halfter, sein Mensch steht auf Schulterhöhe, dem Pferd zugewandt. Nun sagt er leise und freundlich den Namen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Das Pferd reagiert. Es wendet ein Ohr zu seinem Menschen und nimmt ihn mit dem zugewandten Auge in den Fokus. Dann wird gelobt und gekrault.

2. Das Pferd reagiert nicht. Das ist nicht schlimm. Es weiß ja vielleicht noch gar nicht, wie es heißt und was es tun soll. Dann beginnen wir mit der Störbarkeit. In dem Moment, in dem das Pferd uns wahrnimmt, sagen wir wieder leise und freundlich seinen Namen und beginnen zu loben.Mit zunehmendem Erfolg kann die Reizlage gesteigert werden. Das Pferd darf Umweltreize wahrnehmen, sollte auf seinen Namen aber reagieren.

WAS MACHE ICH, WENN?

Bereits hier gibt es einige Fehlerquellen. Eine ist gewiss die Ungeduld des Menschen, der mangelnde Überblick über die Reizlage, das nicht korrekte Arbeiten über das Ampelprinzip. Darum möchte ich das hier erklären. Eine Ampel hat drei Farben, aber vier Phasen.

1. Grün: das freundliche Aussprechen des Namens, entspannt und zugewandt.

2. Orange: ein Störsignal wie „Na, na“.

3. Rot: Aktivität, zum Beispiel Spannung aufbauen, Strick schütteln, an die Jacke klopfen.

4. Grün: Die vierte Phase ist wieder grün, denn wir wollen ja zurück in die Harmonie – und das ist das wiederholte, freundliche Aussprechen des Namens, den wir dann auch als Lobwort artikulieren.Wenn ich die Aufmerksamkeit meines Pferdes nicht erlange, dann überprüfe ich, ob die Reizlage zu hoch ist. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, die Übung an einem reizärmeren Ort zu wiederholen. Wenn sie auch hier defiziös beantwortet wird, habe ich das Pferd überfordert und gehe innerhalb der Ausbildung zurück.

Was es mit der Lobbarkeit, der Störbarkeit, der Abgrenzbarkeit und den drei Aspekten der Antwort aus der HarmoniLogie auf sich hat, lesen Sie in der Januar-Ausgabe 2023 der Reiter Revue. Hier können Sie das Magazin direkt als Print-Version oder als E-Paper bestellen.