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„Man darf Hengste nicht diskriminieren“

Bei der Westfälischen Körung mussten erstmals alle Hengste mit ihrem WFFS-Status angemeldet werden. Wilken Treu, Zuchtleiter des Westfälischen Pferdestammbuchs, erklärt, warum der Gendefekt nicht gezielt gestoppt wird und Träger-Hengste weiterhin gekört werden.

Das Warmblood Fragile Foal Syndrom (WFFS) ist eine Erbkrankheit, die nicht lebensfähige Fohlen hervorbringen kann.

Wilken Treu, Zuchtleiter des Westfälischen Pferdestammbuchs.

Reiter Revue International: Warum werden WFFS-Gen-Träger gekört?

Wilken Treu: Natürlich ist es ein Gendefekt, der auch nicht lebensfähige Fohlen hervorbringen kann, wenn man die entsprechende Kombination vorliegen hat. Doch wenn man den Status von Vater und Mutter kennt, sind die meisten Kombinationen ungefährlich. Das finde ich wichtig. Pferdezucht bedeutet nicht, ausschließlich auf die Gendefekte eines Pferdes zu schauen. Es sind zunächst viele andere Merkmale, die die Pferdezucht vorantreiben und die Erfüllung von Zuchtzielen ausmachen. Nebenbei sollte man auf Erbfehler gucken. Aber man darf sich nicht davon lenken lassen. Man darf Hengste nicht diskriminieren und nicht aus Prinzip WFFS-positive Hengste nicht kören.

Was bedeutet es für die Zucht, wenn die Verbreitung des Gendefekts nicht gestoppt wird? Gibt es dann nicht irgendwann nur noch positive Tiere?

Momentan liegen wir bei einer WFFS-Population von zehn Prozent. Wir wissen nicht, ob das schon länger so ist oder ob dieser Wert gerade exponentiell steigt. Glücklicherweise sind zehn Prozent noch so wenig, dass allein der Abschreckungsmoment, den der öffentliche Status hat, ausreicht. Durch die verpflichtende Angabe bei Hengsten und die Selbstverpflichtung der Züchter, ihre Stuten testen zu lassen, bekommen wir mehr Ergebnisse und können beobachten, wie sich der Gendefekt künftig verbreitet. Zur Not kann man später stärker einwirken.

Also nicht mehr mit Träger-Tieren züchten?

Das ist möglich. Steigt die Verbreitung innerhalb eines kurzen Zeitraums stark an, werden wir so handeln müssen. Wir schließen es jetzt noch nicht prinzipiell aus, weil WFFS bei Weitem nicht der einzige Erbfehler ist, den es gibt. Einige kennen wir, viele weitere vermutlich noch nicht. Schließen wir nun alle WFFS-Träger von der Zucht und künftig alle weiteren Tiere mit Gendefekten aus, dann haben wir keine Zuchtpferde mehr.