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Leseprobe

Die Entwicklung der Pferdezucht auf Kosten der Gesundheit?

„Wir sehen immer weniger Pferde, deren Halswirbelsäule röntgenologisch vollständig und gesund aussieht“, sagte Tierärztin Dr. Katharina Ros im Interview für unsere Februar-Ausgabe. Ein generelles Zuchtproblem? Wie Züchter und Verbände die Situation einschätzen, lesen Sie hier.

Die nächste Zukunftshoffnung? In den nächsten Wochen werden sie wieder geboren.

Stimmt das? Züchten wir unsere Pferde krank? Oder werden Einzelfälle zum Massenproblem deklariert? Wie in jeder Diskussion gibt es auch in dieser verschiedene Standpunkte. Fakt ist aber: Besonders in der Dressurpferdezucht stoßen wir an die Grenzen der Stabilität, hervorgerufen durch das Ziel, langbeinige, extrem elastische, bewegungsstarke Pferde hervorzubringen. Dies sei nicht neu, sagt Ulrich Hahne vom Hannoveraner Verband. Der Zuchtleiter hat schon viele Vorträge zum Thema Stabilität gehört und betreut, die sich vor allem mit der Rückenkonstruktion und dem Fundament befassen. „Isabell Werth schrieb im Editorial der Verbandszeitschrift Der Hannoveraner schon 2015 ‚Die Langbeinigkeit hat da ihre Grenzen, wo die Stabilität des Pferdes darunter leidet‘.“ Der Diskurs sei wichtig, sagt Hahne. Denn natürlich wolle jeder das Besondere züchten. Dennoch werfe das Thema Erbkrankheiten aus seiner Sicht aktuell mehr Fragen auf, als es Antworten gebe. In verschiedenen Youtube-Videos hatten unter anderem Tierärztin Dr. Katharina Ros und Hengsthalterin und Ausbilderin Carolin Rohmann angesprochen, dass Krankheiten wie ECVM, eine Fehlbildung der unteren Halswirbelsäule, DSLD, eine Veränderung des Bindegewebes, die zu chronischen Fesselträgerschäden führt, oder die Muskelerkrankung PSSM-2 immer häufiger zu Problemen führen. „Das sind Themen, die wenig erforscht sind“, sagt Ulrich Hahne. Es brauche erst einmal verwertbare Daten, um einordnen zu können, ob diese Erkrankungen tatsächlich auf Gendefekten basieren und vor allem, ob sie großteils tatsächlich zu klinischen Symptomen führen. Eine Züchterin, die namentlich nicht genannt werden möchte (*Name der Redaktion bekannt) pflichtet ihm bei: „Diese Auffälligkeiten gibt es nicht nur bei den Warmblütern, sondern auch bei vielen anderen Rassen. Und bislang ist nicht hundertprozentig nachgewiesen, dass sie klinische Probleme verursachen.“ Auch der stellvertretende Zuchtleiter des Oldenburger Verbandes, Dr. André Hahn, stimmt zu: „Es ist unsere Aufgabe als Zuchtverband in Bezug auf die diskutierten Gesundheitsthemen valide, zuverlässige Daten zu liefern und nicht in blinden Aktionismus zu verfallen. Da beim Pferd noch viel unklar ist, bedarf es einer entsprechenden Grundlagenforschung.“

Dass auch die Hengsthalter ein Interesse an der Aufklärung haben, zeigt das Beispiel einer Studie zu PSSM-2, die komplett fremdfinanziert wird durch das Gut Schönweide. „Uns sind die Sorgen und Ängste der Reiter durchaus bewusst und wir nehmen uns der Sache an“, betont Dr. André Hahn, schränkt aber ein: „Es geht nicht von heute auf morgen. Und es bringt nichts, jetzt zu sagen ‚alle Anlageträger müssen aus der Zucht genommen werden‘. Das würde andere Probleme möglicherweise verstärken und den Genpool verengen.“ Als ein Gesellschafter der International Association of Future Horse Breeding (IAFH) bietet der Oldenburger Verband den Züchtern vergünstigt PSSM-2-Tests an. „Sie können den Test machen lassen und damit selbst Klarheit bekommen und auch das Ergebnis zu wissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung stellen“, erklärt Hahn. Man vermute, dass es PSSM-2 schon längere Zeit gibt, aber häufig Anlageträger gar keine Symptome aufweisen. Dies müsse nun erst einmal klar belegt werden. Dass man aber die modernen Sportpferde per se in die Schublade der Untauglichen steckt, ist sowohl Züchtern als auch Verbänden zu pauschal gedacht. „Spektakulär ist nicht gleich krank!“ stellt Ulrich Hahne klar. „Wenn das so wäre, würden wir diese Pferde nicht mehr haben, weil es gar keine Nachfrage gäbe.“ Wenn das Spektakuläre allerdings mit einer Instabilität einhergehe, könne dies schnell zu Problemen führen. „Aber es ist nicht so, dass sich alles, was sich besonders spektakulär, elastisch oder energisch bewegt, mittelfristig ein krankes Pferd ergibt. Das wäre zu kurz gesprochen. Hier aber ein Gleichgewicht zu finden, das ist unsere Aufgabe“, bestätigt Ulrich Hahne vom Hannoveraner Verband den Wunsch von Tierärztin Dr. Katharina Ros, die im Reiter Revue-Interview forderte, mehr Transparenz in Sachen Gesundheit zu schaffen. (...)

Den kompletten Artikel mit der Einschätzung von Biomechanik-Experte und Pferde-Osteopath Stefan Stammer lesen Sie in der März-Ausgabe – jetzt als Print-Heft oder als E-Paper.