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Bundeschampionate 2021

Das Fräulein Inge und Lillet sind die Bundeschampions der Vielseitigkeitspferde

Eine Achterbahn der Gefühle, springende Friesen, Hufeisen in Inges Belastungstest und Blumen auf Wanderschaft – hier kommen die Highlights vom Geländeplatz.

Bundeschampioness der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde: Das Fräulein Inge unter Amke Gröttrup.

Warendorf – Ein Eisen ab, ein Eisen schief, ein dickes Auge – die Bundeschampionate begannen für Amke Gröttrup und ihre Don Index-Rotspon-Tochter Das Fräulein Inge ein bisschen holprig. Aber am Ende trug die Rappstute die Schärpe und die Reiterin breites Siegerlächeln im Gesicht. „Das war eine Achterbahn der Gefühle“, sagte sie und lachte, während ihre Inge gänzlich relaxt neben ihr stand und sich von all dem Tumult um sie herum nicht aus der Ruhe bringen ließ. „Jetzt ist sie tiefenentspannt. Sie ist ein ganz, ganz tolles Pferd, die auch ihre Macken hat, aber die hat ja jeder. Jetzt nach fünf Tagen ist sie angekommen. Jetzt könnte sie auch noch eine Woche hier bleiben“, erzählt die Reiterin und Ausbilderin von „Inge“. Die Stute stammt aus der Zucht von Peter Broers aus Großefehn und ist im Besitz von Hans-Günther Gröttrup. Die Wertnote 9,2 zückten die Richter nach der heutigen Gelände-Runde. Gelobt wurden unter anderem die leichtfüßige, raumgreifende Galoppade und das vertrauensvolle, großzügige Springen. Absolut beeindruckt aber war das Richtergremium von der Rittigkeit und vergab hier die 10,0 für den Faktor Ausbildung. Das bedeutete nach sehr guten Vorleistungen auf dem Dressurviereck und im Parcours den Titel der Bundeschampioness der sechsjährigen Geländepferde 2021. Obendrein gab es für Amke Gröttrup noch den Tierschutzpreis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Für die Reiterin aus Leer ist es die erste Schärpe bei den Bundeschampionaten. 2015 und 2016 ritt sie schon Inges Schwester Fräulein Frieda ins Finale der Vielseitigkeitspferde, „das war auch schon toll“, im vergangenen Jahr verpasste sie mit Inge knapp das Ticket nach Warendorf, dafür lief dieses Jahr mal alles rund – bis auf die kleinen besagten Stolpersteine. Amke Gröttrup kannte schon Inges Mutter, die aber in jungen Jahren einen Weideunfall hatte und deshalb in die Zucht ging. Aus ihr stammen Fräulein Frieda und die frisch gebackene Bundeschampioness Das Fräulein Inge.

Dick und rund habe sie damals auf der Weide gestanden, Amke Gröttrup sollte die Hannoveraner Stute einreiten, hatte aber keine Kapazitäten. Andererseits fand sie die Stute so sympathisch … Das Einreiten, eher unkonventionell: Inges Zähne waren gerade gemacht, ihre Schwester nahm die Stute am Halfter, Amke setzte sich drauf, nach drei Schritten: „Ok, ich möchte sie doch haben. Mein Onkel hat mich dann noch unterstützt und so ist Inge zu mir gekommen.“ Als sie die ersten Sprünge mit Inge machte, sagte ihr Trainer: „Das ist der beste Spring-Friese, den ich je gesehen habe.“ Und jetzt ist sie Bundeschampioness.

Jetzt heißt es für Inge die nächsten zwei Wochen Ausreiten und auf der Weide entspannen. „Ich bin noch nie international geritten, aber vielleicht nehme ich das mit Inge dieses Jahr mal in Angriff. Ansonsten machen wir über Winter einfach weiter, freuen uns, dass das so gut geklappt hat und bleiben hoffentlich alle gesund und treten uns nicht noch mehr Eisen ab. Mein Schmied kann übrigens nichts dafür!“

Zweiter in dieser Prüfung wurde mit Clearsky ein Holsteiner Wallach. Der Sohn des Clearway aus einer Corrado I-Mutter hatte unter seiner Reiterin Louise Romeike mit guter Dressur und einer souveränen Runde im Springen so vorgelegt, dass er als Führender auf den Geländekurs ging. Auch dort lieferte der Schimmelwallach, der Susanne Romeike gehört und aus der Zucht von Cristina Trauffer stammt, eine exzellente Leistung ab, es wurde der Vize-Titel. Auch die Bronze-Medaille konnte Louise Romeike mit in den hohen Norden nehmen. Rockett heißt der Medaillenträger. Der Holsteiner Wallach von Rock Forever-Mighty Magic ist gezogen von Burkhard Schwarz und gehört ihrem Schwiegervater, dem zweifachen Olympiasieger von 2008, Hinrich Romeike.

Vierter wurde der Hannoveraner Chin Tonic unter Olympiasiegerin Julia Krajewski. In der Finalquali noch überlegener Sieger mit einer 9,6, machten zwei Abwürfe am Samstag die Titelambitionen des Contendro I-Heraldik xx-Sohns und Bruder von Michi Jungs Olympiapferd Chipmunk, den auch Julia Krajewski ausgebildet hatte, zunichte. Bei der abschließenden Geländerunde war Chin Tonic wieder voll auf Kurs: Der von Wolfgang Lutz aus Langwedel gezogene Braune spielte mit den Anforderungen und erhielt eine 9,1 – Platz vier am Ende.

Ergebnis

Einen Toast auf Lillet

Bei den fünfjährigen Vielseitigkeitspferden war die Holsteiner Stute Lillet das Maß der Dinge. Die Livello-Calido I-Tochter stammt aus der Zucht von Morena Petersen und gehört der Besitzergemeinschaft Irenenhof Döhle – der Chef saß in ihrem Sattel, Andreas Dibowski. Die energisch und gut durchspringende Galoppade, das großzügiges Springvermögen sowie Top-Rittigkeitswerte standen bei den Richtern ganz oben auf der Liste der positiven Bewertungskriterien.

Lillet unter Andreas "Dibo" Dibowski: Bundeschampioness der fünfjährigen Vielseitigkeitspferde.

Mit Duplexx positionierte sich ein weiterer Holsteiner ganz vorn im Ranking der fünfjährigen Buschtalente. Der von Jan Matthias vorgestellte fünfjährige Hengst hatte in Dressur und Springen perfekt vorgearbeitet und musste nach dem sonntäglichen Gelände nur Dibowski und Lillet den Vortritt lassen. Der Sohn des Diarado, in dessen Adern mütterlicherseits das begehrte Heraldik xx-Blut fließt, punktete zwar mit viel Vermögen, ließ aber im Gelände die letzte Rittigkeit vermissen, so dass der Hengst seine deutliche Spitzenposition nach Dressur und Springen mit einer 8,1 im Gelände einbüßen musste und auf dem Silber-Rang landete. Gezogen ist der Schwarzbraune von Hans-Peter-Petersen aus Tating. Michael Christiansen ist sein Besitzer.

Bei der Siegerehrung das breiteste Grinsen hatte eindeutig Jule Wewer. Sie war überglücklich über ihren Bronzerang mit Ibby frisky von Chaccato-Iberio und sahnte als i-Tüpfelchen noch Dibos Sieger-Strauß ab. Wewer sitzt nach einem Unfall im Stall erst seit Kurzem wieder im Sattel und nun konnte sie mit ihrer leichtfüßigen Oldenburger Stute insbesondere im Geländekurs überzeugen – für diesen gab es die 8,9 – die Tageshöchstnote, die sie sich mit der Siegerin Lillet sowie der von Sarah Algotsson-Ostholt vorgestellten sechstplatzierten Dinathia teilte. Ibby frisky wurde gezogen von Heinz Mörker (Dörpen) und ist im Besitz von Dr. Petra Wewer.

Ergebnis