Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Bundeschampionate 2019

Sechsjährige Dressurpferde: Zum Glück mit Abstand an der Spitze

Der Oldenburger Hengst Zum Glück OLD ist der neue Bundeschampion der sechsjährigen Dressurpferde. Nur den Zack-Sohn bewerteten die Richter mit einer Gesamtnote jenseits der 9,0. Die Zuschauer feierten andere Paare.

Robin van Lierop und Zum Glück siegten beim Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde. Das Bild entstand im August in Ermelo/NED.

Warendorf – Der Oldenburger Zum Glück ist der neue Bundeschampion der sechsjährigen Dressurpferde. Der schicke Dunkelbraune brachte Dr. Dietrich Plewa stellvertretend für die Richter zum Schwärmen. Das Publikum hatte nach der Vorstellung verhalten applaudiert. Mehr Begeisterung bei den Zuschauern lösten der Vize-Bundeschampion Rock Revolution mit seinem Reiter Lars Schulze Sutthoff und der Bronzegewinner Caracciola MT mit Melanie Tewes im Sattel nach ihren Prüfungen aus.

Zum Glück – eine Bilderbuchkarriere

Zum Glück kam bei Ullrich Kasselmann zur Welt. Beste Voraussetzungen für eine Karriere als Dressurpferd also. Die Chance nutzte der Zonik-Florestan I-Sohn. 2018 war er beim Bundeschampionat Dritter geworden, heute sollte es dann der Sieg sein. 2019 deklassierte er die Konkurrenz mit einer halben Note Vorsprung. Sein Endergebnis war die 9,3. Dietrich Plewa sprach von einer „Aneinanderreihung von Höhepunkten“. Besonders hervor hob er die Schulterfreiheit und die Elastizität des Pferdes. Highlight des Braunen war die Galopptour mit einer „mustergültigen Rückentätigkeit, viel Lastaufnahme und tollen Wechseln über viel Boden“, kommentierte Dr. Dietrich Plewa. Für den Galopp vergaben die Richter die einzige 10,0 des Tages. Für den Gesamteindruck gab es zudem die 9,5, ebenfalls die Bestnote des Tages. Die Durchlässigkeit von Zum Glück wurde hingegen mit einer 8,5 bewertet. Die schlechteste Note für Zum Glück. Denn der Hengst sperrte während der Prüfung immer mal wieder das Maul auf. Dr. Dietrich Plewa sprach davon, dass „manchmal ein leichtes Öffnen zu sehen gewesen sei“. Positiv hervorzuheben war hingegen die Schritttour des Hengstes. Im Takt, großzügig und durch den Körper schritt der Hengst durch die Bahn. Er gehört seit 2017 übrigens einer niederländischen Besitzergemeinschaft namens RS2 Dressage Center de Horst. Robin van Lierop ist aber Bereiter im Stall Kasselmann. Er hat den Hengst auch schon im vergangenen Jahr beim Bundeschampionat vorgestellt und sagt über ihn: "Er lässt mich nie im Stich, ist sehr gut zu reiten. Ein richtiger Professor, weil er so gut ausgebildet ist. Jedoch kann er auch sehr hengstig sein. Bei so einer Kulisse wie hier, ist das aber auch normal." Die beiden sind nun schon knapp zwei Jahre ein Paar. Van Lierop hofft, dass er ihn bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde im kommenden Jahr vorstellen kann. Einfach weil, "es so cool ist, da zu sein", Robin van Lierop gegenüber Reiter Revue International.

Rock Revolution – Ein Streber auf Kurs

Lars Schulze Sutthoff strahlte. Die Prüfung hätte für ihn nicht besser laufen können. Sein Rock Revolution war bei ihm, präesentierte sich locker und in schöner Selbsthaltung mit guter Kadenz und das obwohl er sich während der ersten Sekunden auf dem Viereck durchaus beeindruckt zeigte. Doch Lars Schulze Sutthoff gab ihm Sicherheit. Der Westfale ließ los, vertraute seinem Reiter und zeigte sein Potenzial. Höhepunkt ihrer Vorstellung waren sicherlich die Übergänge im Galopp mit sehr guter Lastaufnahme. Ihre Gesamtnote: 8,8. Für Durchlässigkeit, Galopp und Gesamteindruck gab es die 9,0. Lars Schulze Sutthoff kennt Rock Revolution seitdem jener auf der Welt ist. Züchter des Vize-Bundeschampion ist nämlich sein Vater Bernard Schulze Sutthoff. „Er ist dieses Jahr nur die Qualifikation für das Bundeschampionat und das Westfalen-Championat gegangen. Er lernt unheimlich schnell und braucht nicht mehr Turnierroutine“, erklärte Lars Schulze Sutthoff gegenüber Reiter Revue International. Die in Klasse M geforderten Wechsel habe der Westfale im Handumdrehen gelernt. „Sie liegen ihm einfach und bei solchen Sachen ist Rock Revolution auch ein kleiner Streber“, lacht Schulze Sutthoff. In der Prüfung sei der Wallach stets voll bei ihm, aufmerksam und einfach bereit alles für seinen Reiter zu geben. Das zeichne ihn aus, betont Lars Schulze Sutthoff, der sich übrigens auf dem heimischen Betrieb nun ganz dem Reiten von selbstgezogenen Pferden und Berittpferden widmet. Ob er Rock Revolution auch im kommenden Jahr in der Klasse S vorstellen wird, steht noch in den Sternen. „Wir leben schließlich vom Verkauf“, ist Schulze Sutthoff Realist. Übrigens hat eine Halbschwester von Rock Revolution ihm zum Goldenen Reitabzeichen verholfen. Mit der Stute Emotion hat er sich als Nachwuchsreiter von der Klasse E bis Grand Prix-Niveau hochgearbeitet.

Lars Schulze Sutthoff und Rock Revolution sind Vize-Bundeschampions

Caracciola MT – Der Exotenerfolg

Ein Schimmel im Dressurviereck. Das hat Seltenheitswert. Ein Chin Champ-Calido I-Sohn im Dressurviereck erst recht. Wenn dieser auch noch Bronze gewinnt, ist das eine kleine Sensation. Melanie Tewes hat diese mit Caracciola MT heute erreicht. Der hübsche Holsteiner Hengst punktete mit seiner Durchlässigkeit und einer vollkommen losgelassenen Runde. „Der Hengst war ständig bei seiner Reiterin, toll im Maul, losgelassen und dabei wach und ehrgeizig“, kommentierte Dr. Dietrich Plewa ihre Vorstellung. Dafür bekam er Szenenapplaus vom Publikum. 9,0 war die Note für die Durchlässigkeit. Für Trab, Schritt, Galopp und Gesamteindruck gab es jeweils eine 8,5. Ein Pferd auf dem richtigen Weg mit einer Reiterin, die ihren Schönling liebt. „Er ist cool, sympathisch, stolz und er weiß, wie schön er ist“, lachte Melanie Tewes nach ihrem Erfolg. Sie bescheinigt ihm eine tolle Rittigkeit ohne Hengstallüren. Und ja, der Hengst aus dem Besitz des Gestüt Vorwerk kann auch springen. Vierjährig schnitt er in seiner Hengstleistungsprüfung am besten ab. Das Gesamtergebnis für Caracciola MT lautete heute 8,6. Züchterin Miriam-Kathleen Haak war davon vollkommen geplättet. Nie hätte sie damit gerechnet, dass aus dem unscheinbaren Fohlen von damals mal so ein besonderes Pferd wird. "Ich bin total sprachlos. Er war so unscheinbar, als wir ihn verkauft haben. Dann wurde er bei der Körung Prämienhengst bei den springbetonten Hengsten und nun erobert er das Dressurviereck. Wer kann das schon erwarten?", erzählt die Züchterin kopfschüttelnd Caracciolas Entwicklung. Eine Geschichte wie sie nur das Bundeschampionat schreibt.

Melanie Tewes und Caracciola MT sicherten sich Bronze.

Alle Ergebnisse im Detail