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Zum 65. Geburtstag von Wolfram Wittig

Wolfram Wittig: „Mein Blick geht immer nach vorn“

Wolfram Wittig ist eines der markanten Gesichter im deutschen Dressursport. Am 4. März wurde der Reitmeister 65 Jahre alt. Nach wie vor ist er der Erste im Stall. Um 5:30 Uhr trifft man ihn bei den Pferden, besonders gern bei selbstgezogenen. Ein Blick auf seinen Werdegang.

Reitmeister Wolfram Wittig feierte am 4. März seinen 65. Geburtstag.

Wolfram Wittig ist jeden Morgen der Erste im Stall. Um 5 Uhr geht der Wecker, um 5.30 Uhr schaut er bei den Pferden nach dem Rechten, dann frühstücken, Schreibtischarbeit und zurück in den Stall, reiten, so drei oder vier Pferde am Tag. Auf die Frage, welches Pferd er gerne einmal reiten würde, lautet die Antwort des 65-Jährigen: „Das nächste. Es geht bei mir immer um das nächste Pferd. Ich schaue nicht gerne zurück. Mein Blick geht nach vorn.“ Ein kleiner Blick auf die Geschichte Wittigs ist dennoch gestattet, um seine Persönlichkeit besser kennenzulernen. Seine Faszination für die Reiterei weckte ein Besuch bei den Olympischen Spielen 1972 in München: „Für die Leichtathletik gab es keine Karten mehr. Für die Reiterei schon. In dem Schlosspark war der Reitsport sehr, sehr schön anzusehen.“ Erste Reitstunden hatte er da schon gehabt, nun war sein Ehrgeiz geweckt. Wolfram Wittig machte eine Bereiterlehre, träumte davon, mal bei einer Deutschen Meisterschaft zu reiten. „Von Aachen traute ich mich gar nicht zu sprechen, das wäre ja utopisch gewesen“, schmunzelt er heute. 1978 schloss er seine Ausbildung ab, 2018 bekam er den Titel des Reitmeisters verliehen. Wolfram Wittig coachte internationale Größen im Dressursport, gewann selbst zig Grand Prix-Prüfungen, 2022 war er Expertentrainer des dänischen Nationalteams. „Wie das nun heißt, ist mir eigentlich egal, es ist das, was ich jeden Tag tue.“

Sein Herz schlägt auch für die Pferdezucht. „Wenn man sieht, wie das Pferd geboren wird, macht das demütig. Es bis in den großen Sport zu begleiten, ist das Allerbeste, was einem passieren kann. Ich würde vielen Reitern wünschen, das Pferd reiten zu müssen, was sie selbst gezüchtet haben. Das verändert die Einstellung zum Pferd. Ein guter Reiter hat 100-prozentigen Respekt vor der Kreatur Pferd. Außerdem hat er viel Gefühl und Balance“, betont Wolfram Wittig. Ihm persönlich ist noch eine Sache wichtig: Humor. „Ich bin ein extrem ehrgeiziger Mensch. Aber es gibt eine Grenze, es muss alles mit Humor möglich sein. Wenn die Verbissenheit vorherrscht, ist es nicht mehr mein Geschäft. Wer verlernt zu lachen, hat extrem viel verloren im Leben.“

Der Artikel ist erstmals im Juni-Heft 2022 veröffentlicht worden. Und zwar im Rahmen unserer Serie "Unsere Reitmeister". Sie sind neugierig auf mehr? Dann bestellen Sie doch Ihre Ausgabe bei uns im Shop.