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Leseprobe

Projekt „Inklusive Pferd“ – Durchs Raster gefallen

Vor vier Jahren startete Fotografin Diana Wahl einen Aufruf: Sie suchte Reiter und Pferde, die aus der Norm fallen. Hunderte Bewerbungen gingen bei ihr ein. Entstanden ist ein Projekt namens „Inklusive Pferd“. Die Botschaft: Pferde kennen keine Behinderung.

Rollstuhl und hohe Sprünge passen nicht zusammen? Sieht Gina Maria Schneevoigt anders.

Diana, wie kam es zu der Idee dieses Projekts „Inklusive Pferd“?

Das fing 2016/2017 an. Bis dahin hatte ich schon viele Privatkunden fotografiert, die ersten Geschäftskunden kamen hinzu. Alle Menschen, die ich so fotografiert habe, waren wie aus dem Bilderbuch entsprungen. Alles so perfekt. Ich habe mich gefragt: Das kann nicht Reiterdeutschland sein? Das echte Leben hat doch viel mehr Ecken und Kanten. Also habe ich ein Projekt gestartet, noch ohne Namen, ohne richtiges Konzept. Nur einen Aufruf bei Facebook: Ich suchte nach Menschen und Pferden, die abseits der Norm sind. Auf den Post haben sich über 400 Leute gemeldet.

Wer hat sich alles beworben?

Es war alles dabei, von: „Ich sitze im Rolli und reite mein Pferd trotzdem“ bis hin zu „Ich habe ein bisschen Heuschnupfen und mein Pferd hat manchmal ein dickes Auge“.

Jeder für sich bewertet sein eigenes Schicksal individuell.

Es war wahnsinnig schwierig, niemanden zu kränken und trotzdem eine Auswahl zu treffen. Mit einer Handvoll Pferd-Menschen-Paaren habe ich zunächst angefangen. Vieles ist leider liegengeblieben, weil die Arbeit mich wieder eingeholt hat und alles, was bezahlt wird, geht vor. Hier und da habe ich zwar Bilder veröffentlicht, aber nie wirklich was daraus gemacht. Bis mich Anfang 2020 Sarah Naumann angeschrieben hat. Sie hatte vor drei Jahren einen Unfall beim Gleitschirmfliegen und hat seitdem einen inkompletten Querschnitt, aber eher die Minivariante. Sie kann gehen und natürlich reiten, nur joggen wäre nicht drin. Sie ist beim Bundestrainer-Tag bei Bernhard Fliegl (Anm. d. Red.: Bundestrainer der Para-Dressurreiter) mitgeritten und hatte die Idee: Der Parasport muss mehr in die Öffentlichkeit. Sie ist auf mein Projekt gestoßen und statt jeder für sich zu kämpfen, haben wir uns lieber zusammengetan. Sarah ist sehr organisiert. Das passt gut. Es kam die Homepage und der Blog dazu. Für unseren Podcast haben wir uns Lisa Marie Kreutz ins Boot geholt. Sie reitet im internationalen Springsport und hat Journalismus studiert. Dank der beiden kann ich mich ganz auf die Fotografie konzentrieren.

Was wollt ihr mit dem Projekt erreichen?

Im Prinzip mehr Inklusion und weniger Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderung im Pferdesport. Dafür haben wir sogar einen Hashtag: #fürmehrinklusionimpferdesport

Diana Wahl ist seit sechs Jahren hauptberuflich als Fotografin in ganz Europa mit Ausflügen in die USA unterwegs. Das Projekt „Inklusive Pferd“ ist ihr eine Herzensangelegenheit, es entstand 2017. Mit an Bord sind noch Sarah Naumann und Lisa Marie Kreutz. www.inklusive-pferd.de

Es geht also rein um die parasportliche Schiene?

Nicht nur, auch wenn gerade der Para-Dressursport bei uns aktuell viel Raum einnimmt. Insgesamt möchten wir das Projekt aber noch vielfältiger gestalten. Auch Menschen mit Behinderung machen Bodenarbeit, fahren Kutsche oder genießen es einfach, Zeit mit ihrem Pferd zu verbringen. Sie erledigen häufig viele Aufgaben rund ums Pferd auch ohne Hilfe, meist nur eben anders. Genau das wollen wir zeigen. Zeigen was alles geht, wie es gehen kann und wo vielleicht aber auch Grenzen sind.

Was macht das mit dir persönlich, wenn du auf Menschen mit solchen Schicksalen triffst?

Das erdet einen. Gerade wenn ich wieder zwei Wochen lang nur die schönsten Menschen mit den krassesten sportlichen Erfolgen auf den tollsten Anlagen vor der Kamera hatte. Ich liebe das, keine Frage, doch wenn ich danach Shootings mit Menschen habe, die manchmal so viel mehr für viel kleiner Ziele aufbringen müssen. Da geht es nicht um die nächste Quali fürs Bundeschampionat, sondern einfach darum im Schritt auf dem Pferd zu sitzen.

In solchen Momenten merkt man, dass es diese kleinen Dinge sind, für die man verdammt dankbar sein kann. …

Das komplette Interview mit Fotografin Diana Wahl lesen Sie in unserer August-Ausgabe. Dort lernen Sie auch sechs Reiterinnen aus dem Projekt „Inklusive Pferd“ kennen. Diana Wahl hat sie in ihrem Alltag begleitet – bewegende Bilder von sechs Menschen, die ihr Schicksal in die Hand nahmen und Grenzen versetzten. Die August-Ausgabe können Sie hier versandkostenfrei zu sich nach Hause bestellen.