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Weltmeisterschaften Pratoni del Vivaro

Blog: Lava-Puder und die Sache mit dem ABC​

Michaela Weber-Herrmann berichtet für uns von den Weltmeisterschaften der Vielseitigkeitsreiter. Ganz nebenher ist sie jetzt auch den Tricks der Make-Up-Industrie auf die Schliche gekommen. Ob das auch für den Buchstabensalat im morgigen Gelände gilt? Das lesen Sie am besten selbst in ihrem Blog.

Sie haben morgen hoffentlich alle As, Bs, Cs und Ds des Geländes im Überblick: die deutsche Reiter bei der WM der Vielseitigkeitsreiter.

Die ersten drei – den Mittwoch mit dem Vet-Check mitgerechnet – Tage dieser WM liegen hinter uns. Die eine oder andere Prognose ist eingetroffen, manche auch nicht. Im Pressezentrum wurden ständig die Prognosen der verschiedenen Wetter-Apps verglichen, die meisten sagten zwei Tage heftigen Regens vorher. Christoph Wahler beispielsweise setzte darauf: „Ich hoffe, dass es regnet, an dem Boden muss noch einiges getan werden“, sagte er gestern. Ein paar Tropfen fielen dann auch tatsächlich. Von den erwarteten Fluten aber bisher keine Spur. Noch immer steigen bei jedem Schritt im Gelände braune Staubwölkchen auf, da hält man gerne Abstand zum Vordermann. Am Abend ist jeder Teint trotzdem deutlich dunkler als am Morgen. Die vermeintliche Sonnenbräune wäscht sich allerdings wieder ab. Ich habe übrigens einen Verdacht: Mein in einer Parfümerie erstandener Puder, mit dem ich manchmal versuche, eine leicht gebräunte Haut vorzutäuschen – gelingt nicht wirklich – stammt vermutlich von hier und ist nichts anderes als in Dosen gefüllter brauner Staub.

Wer schon öfter hier war, bleibt in Sachen Geläuf trotz der Trockenheit gelassen. Angeblich ist der Boden immer gut. Ganz gleich, ob es vor dem Geländetag geschüttet hat oder ihm eine Dürreperiode voranging. Der Untergrund – die Albaner Berge, in denen Pratoni del Vivaro liegt, waren vor Urzeiten Vulkangebiet – bleibe immer bereitbar, sagen die Italiener. Morgen wissen wir mehr, da geht’s bekanntlich ins Gelände.

Dass die Anforderungen anspruchsvoll sind, darin sind sich alle einig. Und keiner kann sich erinnern jemals so viele Alternativen an Hindernissen gesehen zu haben. An kniffligen Stellen auch schon mal drei. Es gibt Komplexe, da stehen Sprünge, die mit „A“, „AB“, ABC“, „BC“, „C“, „CD“ oder auch mal schlicht mit „D“ gekennzeichnet sind. „Das Alphabet sollte man hier beherrschen“, so Christoph Wahler gestern grinsend. Und sich frühzeitig auch einen Plan B oder C überlegen, womit wir wieder bei den Buchstaben sind.

Verunsichert waren wir deutsche Journalisten einige Zeit in Sachen Reglement. Parcourschef Giuseppe Della Chiesa, der sich vorgestern freundlicherweise die Zeit nahm, mit uns das Gelände abzugehen – boah, ist der 64-Jährige fit! Flinken Fußes stürmte er Hügel rauf, Hügel runter und redete und gestikulierte dabei auch noch ständig – hatte uns zwar erklärt, was wie zu reiten sei und was zum Ausschluss führe, dann aber belehrte uns eine deutsche Expertin eines vermeintlich Besseren. Daraufhin glaubten wir, man könne auch beispielsweise „AB“ mit „BC“ kombinieren, das werde gewertet wie eine Verweigerung und koste 20 Punkte. Der Franzose Rodolphe Scherer, der 1998 WM-Silber gewann und mittlerweile das Geländetraining der deutschen Kaderreiter übernommen hat, erklärte mir auf meine entsprechende Frage am Kaffeestand, das sei „a really good question.“ Sprich: Er war sich auch nicht sicher. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt: Kurze Zeit später konnte er die Frage dann auch beantworten. Aber schließlich kann man sich hier auch einfach mal an FEI-Vertreter wenden. Fakt ist: Wer beispielsweise „AB“ überwindet, kann, auch wenn sein Pferd ins Straucheln gerät und „C“ direkt nicht mehr zu schaffen ist, nicht einfach „BC“ reiten und mit 20 Strafpunkten im Gepäck den Ritt fortsetzen, sondern er oder sie ist raus. Aus, Schluss, vorbei. Eliminated. „Each letter once“ ist die Devise – jeder Buchstabe ein Mal – alles andere ist Quatsch. Mal schauen, ob da morgen jeder seine As, Bs, Cs und Ds gut sortiert hat.