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„Ziel ist es, dass unsere Voltigierer ihre Leistungen abrufen“

Welche Voltigierer bei der WM in Tryon (USA) die deutschen Farben vertreten, stand bereits kurz nach dem CHIO Aachen fest. Im Interview erzählt Bundestrainerin Ulla Ramge, warum die Entscheidung trotzdem keine leichte war und wie die Athleten in Pflicht und Kür überzeugen wollen.

Werden bei den Weltreiterspielen in Tryon (USA) im Pas-de-Deux an den Start gehen: Theresa-Sophie Bresch und Torben Jacobs.

FN-press: Im Vergleich zu anderen Disziplinen haben Sie sich schon früh auf die WM-Teilnehmer festgelegt. War es eine schwierigere Entscheidung?

Ulla Ramge: „Teils, teils. Relativ einfach war es bei den Einzelvoltigierern. Sie haben sich bei der letzten Sichtung in Aachen so gezeigt, wie es sich im gesamten Verlauf der Saison abgezeichnet hat. Anders im Pas-de-Deux. Hier haben wir drei fast gleich starke Paare. Daher haben wir danach entschieden, bei wem wir das größte Entwicklungspotenzial sehen. Timo Gerdes und Janina Ossenberg-Engels hatten in Aachen einen absoluten Höhepunkt. Dagegen hatten Johannes Kay und Janina Derks wegen eines verletztungsbedingten Trainigsrückstands sogar eher ein kleines Tief. Aber schon bei den Deutschen Meisterschaften hat sich bestätigt, dass sie sich auf einem aufsteigenden Ast befinden, denn mit ihrer „Energy“-Kür sind sie dort Meister geworden. Das hat unsere Entscheidung bestätigt, ebenso wie die für Torben Jacobs und Theresa-Sophie Bresch. Die beiden brauchten direkt nach ihrem Sieg im Weltcup-Finale etwas Zeit für ihre neue Kür, präsentierten diese in Aachen und Elmshorn aber deutlich gefestigt.“

FN-press: Wie sieht es denn bei den Gruppen aus? Hier fiel die Entscheidung ja noch früher?

Ulla Ramge: „Das machen wir immer so, um gerade den Gruppen ausreichend Zeit zu geben, sich auf das Championat vorzubereiten. In diesem Jahr war das mal wieder sehr schwierig, da wir zwischen drei Topgruppen mit Topküren entscheiden mussten. Das Team Ingelsberg zeigt sich in toller Frühform. In Krumke haben wir uns auf Grund der besseren Gesamtleistung und Perspektive für das Team NORKA aus Köln-Dünnwald entschieden. Das gilt für Pflicht, Kür und Pferd. Gerade die Pflicht ist in Tryon entscheidend für die Startreihenfolge in der Kür und damit auch im Nationenpreis, der ja im Rahmen des ersten Kürdurchgangs ausgetragen wird. Für das Kölner Team spricht auch, dass sie ihr Programm auf zwei verschiedenen Pferden gezeigt haben, anders als beispielsweise das Team Fredenbeck, das mit seinem verhältnismäßig kleinen Pferd in Aachen und Elmshorn mit seiner Goethe-Kür eine wirklich großartige Leistung abgeliefert hat. Damit haben sie sogar das Team Norka geschlagen, aber deren Saisonhöhepunkt liegt ja auch erst im September. Ich bin sicher, dass sie mir ihrer Magier-Kür zum Thema ‚Die Unfassbaren‘ nicht nur bei den deutschen Fans für Gänsehaut sorgen werden.“

FN-press: Wir haben jetzt über die Pas-de-Deux und die Gruppe gesprochen. Würden Sie uns auch die Einzelvoltigierer kurz vorstellen.

Ulla Ramge: „Ich fange mal in alphabetischer Reihenfolge mit den Damen an, beginnend mit Europameisterin und Weltcupsiegerin Kristina Boe. Klar, dass sie dabei ist. Sie ist top in Form, hat eine tolle Kür zum Thema Jane Goudall und bildet mit ihrem Pferd Don de la Mar und Longenführerin Winnie Schlüter eine eingeschworene Einheit. Für Janika Derks verliefen die letzten beiden Jahre etwas holperig. Mit Carousso Hit und Longenführerin Jessica Lichtenberg hat sie jetzt die Möglichkeit, konstant ihre Leistung zu zeigen. Als Kürthema hat sie die Musik „La terre vue du ciel“, eine Komposition für den Natur-Dokumentarfilm „Die Welt von oben“, ausgewählt. Mit derselben Kürmusik sind die Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot übrigens Olympiasieger geworden. Die dritte Deutsche ist Vizeeuropameisterin Sarah Kay, die wie die beiden anderen ihre Form in Aachen bestätigt hat. Sie tritt mit Sir Valentin und Longenführerin Dr. Dina Menke an. Ihre Kür hat sie zur Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ gewählt, die sich gegen Mobbing und Gleichgültigkeit unter Jugendlichen wendet. Mit in Tryon dabei ist übrigens auch Reservistin Corinna Knauf, die auch Teil des Teams NORKA ist. Patric Looser, der Longenführer des Teams und übrigens auch der Weltmeister von 2010 in Kentucky (für die Schweiz), steht auch für Thomas Brüsewitz an der Longe von Danny Boy. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben sich die drei super zusammengerauft. In Aachen hat Thommy mit seiner Truman-Show-Kür gewonnen und das in Elmshorn wiederholt. Jannis Drewell ist in diesem Jahr der „Der mit Wolf tanzt“. Und er ist der Einzige, der sich mit zwei Pferden qualifiziert hat. Priorität hat für uns der erfahrene Feliciano mit Longenführer Lars Hansen, mit der er in der Weltcup-Tour schon erfolgreich war. Sein eigenes Nachwuchspferd Qualimero hat sich gut entwickelt, ihm fehlt es aber an Routine. Eine echte Einheit bilden Jannik Heiland und Don Beluga. Er wird ihm von Longenführerin Barbara Rosiny zur Verfügung gestellt. Zwischen den dreien herrscht unglaubliche Harmonie, mit der sie schon beim Weltcup-Finale Dritte geworden sind. Heiland und Rosiny kennen sich schon von seinen Anfängen als Voltigierer her. Der Longenführer spielt für den Erfolg im Voltigieren eine enorme Rolle, auch wenn das Außenstehende oftmals gar nicht wahrnehmen.“

FN-press: Wie man sieht, sind die Voltigierer sehr gut aufgestellt. Mit welchen Erwartungen reisen sie nach Tryon und wer sind die Hauptkonkurrenten?


Ulla Ramge: „Es ist eigentlich immer dasselbe. Ziel ist es, dass unsere Voltigierer ihre Leistungen abrufen. Wenn das gelingt, haben wir sehr gute Chancen in allen vier Entscheidungen vorne mitzumischen. Die Konkurrenz ist natürlich stark. Wir sehr gespannt, wie sich neben den bekannt starken Nationen wie Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien die US-Gastgeber präsentieren. In Aachen sind sie auf einem deutschen Pferd angetreten, daher lässt sich Leistungsfähigkeit nicht genau einschätzen. Aber sie werden natürlich nichts unversucht lassen, vor heimischem Publikum zu glänzen.“ -fn-press-