Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Weltreiterspiele 2018

Weltmeister! Simone Blum und Alice holen Gold

1994 im niederländischen Den Haag gab es mit Franke Sloothaak den letzten deutschen Einzel-Weltmeister im Springreiten. In Tryon gelang nun der Bayerin die Sensation.

Die Krönung ihrer bisherigen Karriere: Simone Blum ist Weltmeisterin.

Tryon/USA – Sie schüttelte ungläubig den Kopf, fiel ihrer elfjährigen Stute um den Hals, jubelte und schüttelte wieder den Kopf. Ein einziger Zeitstrafpunkt kam im zweiten Umlauf noch zu Simone Blums Ergebnis aus den insgesamt fünf Runden hinzu. Sie und die Askari-Tochter DSP Alice leisteten sich an allen Tagen keinen einzigen Abwurf. Das war weltmeisterlich. Das gelang keinem anderen Paar. 3,47 Strafpunkte insgesamt und dabei sah jeder Umlauf so leicht aus, dass man nicht auf die Idee gekommen wäre, dass bei 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit die Kondition der Pferde stark beansprucht wurde. „Alice sprang unglaublich. Sie ist mein Once-in-a-lifetime-Pferd. Ich kann es gar nicht glauben“, strahlte Simone Blum kurz vor der Siegerehrung. Bei der Nationalhymne kamen ihr dann die Tränen und auch hinterher beteuerte sie, dass alles noch gar nicht bei ihr angekommen sei. Die 29-Jährige, deren Vater bereits bei Olympischen Spielen in der Vielseitigkeit gestartet ist, ist die erste Frau, die für Deutschland den WM-Titel geholt hat.

24 Jahre nach dem letzten deutschen Einzel-WM-Sieg holen Simone Blum und DSP Alice Gold.

Begeisterung pur: Das deutsche Team fällt sich am Rande des Parcours in die Arme.

Erstmals ohne Pferdewechsel

Und das bei einer weiteren Premiere. Denn erstmals in der Geschichte der Weltmeisterschaften wurde das Finale nicht mit Pferdewechsel geritten. Zur Schonung der Pferde war das Reglement geändert worden. So starteten die besten zwölf der 25 qualifizierten Finalisten in der entscheidenden zweiten Runde. Und die blieb spannend bis zum Schluss. Zwar hätte sich Simone Blum einen Abwurf leisten können und wäre trotzdem noch vorne gewesen, aber wie schnell Fehler in diesem von Parcourschef Alan Wade (IRL) gebauten, anspruchsvollen Course passieren konnten, musste der Wahl-Österreicher Max Kühner schmerzlich erfahren. Der 44-Jährige hatte mit seinem elfjährigen Holsteiner Chardonnay vier beeindruckende Runden hingelegt und war vor dem entscheidenden Umlauf noch auf Silber-Kurs. Im Finale ging dann aber die Kraft verloren und zwei Abwürfe ließen das Paar auf Rang sechs zurückfallen. Kühner machte den Weg frei für zwei Schweizer, die im letzten Umlauf fraglos brillante Ritte zeigten. Der 26-jährige Martin Fuchs hatte mit dem Cornet Obolensky-Sohn Clooney zuvor Bronze im Visier. Drei Zeitstrafpunkte konnte er sich erlauben, um noch vor seinem Landsmann Steve Guerdat zu bleiben. Zwei leistete er sich. Punktlandung sozusagen. Guerdat hatte zuvor all sein reiterliches Talent unter Beweis gestellt, als seine sensible Stute Bianca von Balou du Rouet mitten im Parcours die halben Paraden mit starkem Kopfschütteln quittierte und es kurz so aussah, als würde das Paar den Rhythmus verlieren. Steve Guerdat hielt sie aber mit beständig ruhiger Einwirkung so geschickt auf Kurs, dass keine Stange fiel. Mit insgesamt acht Strafpunkten sprang der Olympiasieger von 2012 damit auf den Bronzerang. Martin Fuchs wurde mit 6,68 Strafpunkten Zweiter.

Bundestrainer Otto Becker zog nach Simone Blums Goldritt wie zu erwarten ein positives Fazit: „Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Es war eine unglaubliche Woche. Erst die erhoffte Medaille in der Mannschaft und nun noch der Sieg von Simone, die das sowas von verdient hat. Besser geht’s nicht.“ Laura Klaphake landete am Ende auf Rang 14. Marcus Ehning wurde 15.

Medaillen-Zweiteiler für die Schweiz: Martin Fuchs und Clooney holen Silber ...

... Steve Guerdat und Bianca gewinnen Bronze.