Zum Inhalt springen

Drücken Sie Öffnen / Eingabe / Enter / Return um die Suche zu starten

Weltcup-Finale: Laura Graves siegt vor Isabell Werth

Für Isabell Werth war heute Freitag der 13.. Für Laura Graves ist das wohl ihr neuer Glückstag. Während der US-Amerikanerin eine tadellose Runde gelang, machten Isabell Werth und Weihegold ungewöhnliche und ungewöhnlich viele Fehler. Über Platz drei freute sich Jessica von Bredow-Werndl.

Isabell Werth nach ihrem Grand Prix mit Weihegold. Die Anspannung fällt sichtlich von ihr ab.

Paris/FRA – Besser zu sein als Isabell Werth – das war das große Ziel der US-Amerikanerin Laura Graves für das Weltcup-Finale in Paris. Im Grand Prix hat sie dieses Ziel erreicht. Die Entscheidung im Finale fällt aber erst am Samstag in der Kür. Die heutige Prüfung war sozusagen nur die Qualifikation. Doch nach dieser ist sicher: Die Kür wird spannend. Ob die Karten dann neu gemischt werden?

Mit einer fehlerfreien Runde sammelte Laura Graves am Freitag 81,413 Prozent. Mit ihrem 16 Jahre alten KWPN-Wallach Verdades war sie damit die einzige Reiterin, die die 80 Prozent-Marke knacken konnte. Es ist ihr persönlicher Rekord. "Isabell zu schlagen, fühlt sich ehrlich gesagt, furchteinflößend an. Ich weiß, dass sie morgen versuchen wird, noch besser zu reiten. Aber ich möchte herausgefordert werden, denn nur so kann ich zu einer besseren Reiterin werden. Und deshalb bin ich hier", gab sich die US-Amazone kämpferisch.

Ließ sich feiern: Laura Graves

Doch wer Isabell Werth kennt, weiß, dass sie sich nicht so schnell geschlagen gibt. Auch ihr hätte man eine hohe Note zugetraut. Mit ihrer Stute Weihegold OLD führt sie seit Monaten die Weltspitze an, siegte vergangenes Jahr im Weltcup-Finale und holte bei den Europameisterschaften 2017 Dreifach-Gold. Seit Mai 2016 haben die beiden keinen internationalen Grand Prix mehr unter 80 Prozent beendet. Doch heute war nicht ihr Tag. 78,261 Prozent zeigte die Anzeigetafel nach einer Reihe von Patzern an. „Heidewitzka“, war demnach auch Werths erster Kommentar, als sie aus der Bahn ritt. Ihre 13 Jahre alte Don Schufro-Sandro Hit-Tochter war nicht nur an in der Prüfung. Sie war heiß! Zum Erstaunen der Reiterin: „Zu Anfang war sie noch bei mir, aber mit der Galopphilfe war sie einfach nur noch heiß und spannig. In der Galopptour haben sich daher die Fehler aneinander gereiht: Vor dem starken Galopp ist sie mir einmal umgesprungen, die Zick-Zack-Traversalen waren völlig durcheinander und dadurch entstand der Folgefehler in den Einerwechseln“, resümierte die Rheinbergerin kopfschüttelnd. Ihr Lachen hat sie aber nicht verloren: „C’est la vie“, sagte sie und schob die durchwachsene Vorstellung humorvoll auf Freitag den 13. „Es ist kein Drama. Morgen ist ein neuer Tag und ich hoffe, dass Weihegold und ich dann besser zusammen finden werden.“ Sie wünscht sich, dass die Stute morgen mehr zur Ruhe kommt. Auf jeden Fall will Isabell Werth aber Alles geben und volles Risiko gehen, um Laura Graves den Sieg nicht zu schenken.

Obwohl bei ihnen die Galopptour nicht lief wie geplant, erzielten sie ein Ergebnis von mehr als 78 Prozent: Isabell Werth und Weihegold.

Auf Platz drei beendete eine strahlende Jessica von Bredow-Werndl den Grand Prix. „Ich bin extrem zufrieden mit Unee. Am Anfang der Prüfung war auch er ein wenig nervös, aber von Lektion zu Lektion bin ich besser zum Sitzen gekommen und hatte ihn mehr vor mir“, freute sie sich über ihr Ergebnis von 75,668 Prozent. Ihre Hoffnung ist ganz klar, dass sie nach der Kür auf dem selben Platz sitzt. Für ihren 17 Jahre alten Hengst Unee BB wäre das ein toller Abschluss für seine Weltcup-Karriere. In den vergangenen fünf Jahren war er jedes Jahr qualifiziert für das Finale, zweimal holte er Platz drei. Morgen ist die Chance dafür wieder da. „Aber ich weiß, dass viele andere ebenfalls gerne auf diesem Platz sitzen würden“, schmunzelte die Reiterin. Ihr Plan für die Kür: "Ich möchte unser Bestes zeigen."

Jessica von Bredow-Werndl war mit der Leistung ihres Unee super zufrieden. In der Kür möchte sie noch mehr Harmonie und eine noch feinere Anlehnung zeigen.

Das wird auch Dorothee Schneider versuchen, die ihren Rappwallach Sammy Davis jr. im Grand Prix zu 75,311 Prozent pilotierte. Auch er war schon beim Einreiten angespannt und zeigte statt des Haltens erst einmal ein paar Piaffe-Tritte. „Er ist insgesamt sehr fit, motiviert und war ein wenig frisch“, zog die Grand Prix-Ausbilderin ein kurzes Fazit. Wäre ihr der Wallach vor der letzten Schlusslinie nicht für zwei Galoppsprünge angaloppiert, wäre vielleicht noch mehr drin gewesen. Denn Dorothee Schneider weiß, wie sie eine Prüfung zelebrieren kann. Auch ihr Ziel für morgen ist es, fehlerfrei zu reiten.

Dorothee Schneider und Sammy Davis jr. zeigten eine gute Leistung, haben aber noch Luft nach oben.

Die insgesamt sehr guten Platzierungen der drei deutschen Reiterinnen, freuten auch Bundestrainerin Monica Theodorescu: „Das ist ein geschlossenes Mannschaftsergebnis. Ich freue mich für Unee, dass er sich hier nochmal so gut zeigen kann. Auch Sammy ist sehr gut drauf. Die Fehler von Isabell und Weihegold waren ungewöhnlich. Das zeigt einmal mehr, dass Weihe eine sensible Stute ist. Und morgen in der Kür haben alle die Chance, es besser zu machen.“

Platz fünf holte der Schwede Patrik Kittel mit seiner mittlerweile 14 Jahre alten Stuten Deja. Die beiden sind seit sieben Jahren ein Team. „Sie hat eine wahnsinnige Präsenz und liebt es einfach Prüfungen zu gehen. Je mehr Zuschauer da sind, desto besser geht sie“, charakterisiert er seine schwedisch gebrannte Silvano-Don Schufro-Tochter.

Platz fünf für Patrik Kittel und seine Stute Deja. Nach dem Finale bekommt die Stute eine Pause, damit ihr Embryos für den Transfer entnommen werden können.

Alle Ergebnisse im Detail

Im Anschluss an den Grand Prix wurde die Startreihenfolge für die Kür ausgelost, die am Samstag um 14 Uhr beginnt. Als erste deutsche Reiterin muss Dorothee Schneider ins Viereck. Es folgen Isabell Werth und Jessica von Bredow-Werndl als letzte Starterin. Die gesamte Startreihenfolge hier