Neumünster - Die Weltcup-Kür in Neumünster war einmal mehr eine Demonstration der Stärke von Isabell Werth und ihrer Stute Weihegold. Mit 86,810 % sicherten sie sich den Sieg vor Helen Langehanenberg mit Damsey FRH. Das Paar wurde von der Jury mit 83,825 %. Dritte wurde, wie bereits gestern im Grand Prix, die Irin Judy Reynolds. Für sie und ihrem KWPN-Wallach Vancouver standen 82,750 % auf dem Tableau.

In der ersten Grußaufstellung wirkte Weihegold voller Vorfreude auf ihre Kür, konnte es kaum abwarten in die erste Passage zu gehen. Isabell Werth mit ihrer ganzen Routine ließ die Oldenburger-Stute auch sogleich ihre Stärken ausspielen: Passage und Piaffe präsentierten die beiden im hohen Gleichmaß mit sehr geschmeidigen Übergängen, die Piaffen mit deutlich untertretendem Hinterbein. Im Anschluss feuerten Werth und Weihegold wechselvolle Dressurlektionen ab, immer wieder gespickt mit Tempiwechseln. Die Stute zeigte einen Galopp mit viel Go, da konnte auch eine kleine Unsicherheit in den Zick-zack-Traversalen den Gesamteindruck nicht viel schmälern. "Es war mal wieder unglaublich, vor diesem Publikum zu reiten", sagte die Doppelweltmeisterin im Anschluss mit Blick auf die besondere Atmosphäre in der Holstenhalle, wo das Publikum sehr nah am Viereck ist. Nach ihrem Ritt heizte Isabell Werth die Zuschauer mit winkenden Armen noch einmal an. "Ich wollte Paul zeigen, dass wir Dressurreiter nicht so langweilig sind, wie manche glauben", erzählte sie auf der Pressekonferenz mit Blick in Richtung Paul Schockemöhle, der mit seinem Team die VR Classics alljährlich auf die Beine stellt.

Helen Langehanenberg war mit ihrer Rangierung zufrieden. Wie bereits am Tag zuvor, meinte sie, dass ein zweiter Platz hinter Isabell Werth sich fast wie ein Sieg anfühlen würde. Ihrem 17-jährigen Hengst Damsey FRH bescheinigte sie eine hohe Motivation. "Der war heute so richtig an", erzählte sie nach ihrem Ritt. Aber diese Frische brauchte sie auch, um auf Risiko reiten zu können. Galt es doch für beide noch wertvolle Weltcup-Punkte zu sammeln. Mit seinem imposanten Äußeren und starken Gängen präsentierte sich der Hannoveraner gerade in der Galopp-Tour sehr frisch. So sollte es nach dem starken Galopp direkt vor dem Richter bei C, Hans-Christian Matthiesen, in die Pirouette gehen. "Ich war mir aber nicht sicher, ob er stoppen wird", scherzte die Münsteranerin im Gespräch.

Die Irin Judy Reynolds hat sich mit ihrer Kür endgültig in die Herzen des Publikums in Neumünster geritten. Eine herausragend abgestimmte Musik auf die einzelnen Kürelemente sahen die Zuschauer in der Holstenhalle. Mit einer Mischung aus irischem Folk und energiegeladenen "Rhythm-of-the-dance"-Stücken faszinierten Judy Reynolds und ihr Wallach Vancouver die Norddeutschen. So konnte das Paar geschickt seine Stärken musikalisch hervorheben, wie den durch den Körper schwingenden Schritt und schwungvolle Galopp-Traversalen.

Die weiteren Deutschen reihten sich auf die Plätze vier bis sieben ein: Benjamin Werndl mit Daily Mirror (80,540 %), Dorothee Schneider mit Sammy Davis Jr. (79,595 %), Kathleen Keller mit San Royal (78,065 %) und Fabienne Meier-Lütkemeier mit Fabregaz (78.015 %).

Angesichts der Tatsache, dass neben Isabell Werth "nur" zwei weitere Deutsche zum Weltcup-Finale nach Göteborg dürfen, wird es noch ein enger Kampf um die beiden Tickets. Sowohl Helen Langehanenberg als auch Dorothee Schneider und Benjamin Werndl haben nach Neumünster realistische Chancen mitzukommen. "Deshalb hat jeder auf der letzten Etappe in s'Hertogenbosch die Möglichkeit zu starten", sagte Bundestrainerin Monica Theodurescu auf der anschließenden Pressekonferenz. Es bleibt also spannend.

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