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WM Herning

Voltigieren: Deutsches Team startet gut in die WM

Die WM Voltigieren beginnt traditionell mit der Pflicht. Und in diesem Jahr ist es so, dass sich das Gruppenvoltigieren erstmals nach zur zwei Wettbewerben entscheidet: Pflicht und Kür, die im Verhältnis 40:60 gewertet werden. Das deutsche Team liegt nach der Pflicht auf Platz zwei hinter Frankreich.

Thomas Brüsewitz mit Eyecatcher beim Training.

Herning/DEN – Ab heute messen sich die besten Voltigierer der Welt in den Jyske Banks Boxen, Dänemarks multiflexibler Indoor-Halle in Herning. An fünf Wettkampftagen ermitteln sie ihre Weltmeister im Einzel- und Gruppenvoltigieren, im Pas de Deux und zum Abschluss im Nationenpreis, bei dem jeweils die Gruppe und zwei Einzelvoltigierer oder -voltigiererinnen ihr Land vertreten.

"Alle deutschen Teilnehmer sind hier gut in den Wettkampf gestartet. Sie haben ordentliche Pflichten hingelegt und haben sich gut für folgenden Prüfungen positioniert", so die erste Bilanz von Bundestrainerin Ulla Ramge. Es wird übrigens ihr letztes Championat nach 20 Jahren im Amt sein.

Das Ergebnis des Pflichtprogramms

Den Auftakt des Pflichttages machten die Gruppen und das gleich mit einem Ausrufezeichen. Als erstes startete nämlich das hochfavorisierte Team aus Frankreich, dem unter anderem der dreifache Einzelweltmeister Lambert Leclezio und Aachen-Siegerin Manon Moutinho angehören. Mit der Wertnote 8,068 setzten die Franzosen den Standard, an dem sich in der Folge die übrigen 13 Teams messen lassen mussten. Das deutsche Team Norka des VV Köln-Dünnwald mit Calidor und Patric Looser an der Longe folgt auf Platz zwei mit der Note 7,940, gefolgt von der Schweiz (7,659) und Team Österreich (7,419).

„Herning – unser Ding!“

Begleitet vom Schlachtruf des deutschen Lagers und der noch etwas überschaubaren Zahl an Fans auf der rund 5.000 Zuschauer fassenden Tribüne startete die deutsche Gruppe. Auch sie hochkarätig besetzt mit Einzelvoltigierer Thomas Brüsewitz, dem Duo Chiara Congia und Justin van Gerven, Mona Mertens, Rebecca Verlage sowie die Bronzemedaillengewinnerin der U18-EM Gianna Ronca.

Sechs Übungen muss jedes der sechs Teammitglieder absolvieren, mit denen die technischen und athletischen Fähigkeiten der Voltigierer abgefragt werden. Die Kölner zeigten sich gewohnt souverän. Nur ganz am Ende ging ein kurzes Aufraunen durch die Zuschauerreihen, als Justin van Gerven das letzte Element nicht halten konnte. „Bei der Flanke schwingt man sozusagen in den Handstand. Das ist ihm auch gut gelungen, aber dann ist er eingebrochen, was zwei Punkte Abzug bedeutet“, erläuterte Bundestrainerin Ulla Ramge. „Ansonsten gab es keine der gefürchteten Standardabzüge, die sehr teuer sind. Das Team hat sein Ding durchgezogen. Die einen haben das Programm hundertprozentig abgerufen, der ein oder andere war nicht ganz so souverän beim Stehen. Aber das waren nur Nuancen. Technisch war das eine sehr gute Pflicht ohne größere Vorkommnisse, damit sind wir erstmal zufrieden“, sagte Ulla Ramge.

Entscheidung fällt nach zwei Wettbewerben

Erstmals entscheidet sich das Gruppenvoltigieren nach zur zwei Wettbewerben: Pflicht und Kür, die im Verhältnis 40:60 gewertet werden. Das deutsche Team nimmt die Wertnote 7,940 Punkte aus der Pflicht mit. Einen erheblichen Anteil daran hat auch Gruppenpferd Calidor. Der 14-jährige Holsteiner von Calido I erzielte zweimal Noten über „8“ und damit die mit Abstand höchste Pferdenote.

Einen gelungen Einstieg in die Weltmeisterschaften legten auch die deutschen Damen hin. Den Beginn machte Kathrin Meyer aus Hamburg, im vergangenen Jahr noch Weltmeisterin mit dem Team Fredenbeck und erste U21-Siegerin beim Preis der Besten. Mit Capitain Claus und Gesa Bührig ist sie in Herning am Start. Bei ihrer WM-Premiere im Einzelvoltigieren erhielt sie für ihre Pflicht die Wertnote 8,152 – am Ende Platz fünf. „Es war eine solide Runde. Der Aufsprung geht mit Sicherheit besser und der kleine Wackler im Stehen war unnötig. Aber ich bin reingekommen in den Wettkampf und das ist das wichtige“, sagte sie hinterher.

Zweite deutsche Starterin war Championats-Debütantin Julia Sophie Wagner aus Leipzig, vorgestellt auf Giovanni von ihrer Mutter Katja Wagner. Mit sechs gleichmäßig gut gelungenen Pflichtelementen erzielte sie eine Wertnote von 8,310. „Das ist schon cool und macht einen stolz, wenn man rausläuft und danach so eine Note hört. Das ist schon eine gute Grundlage“, sagte sie.

Mit ihrem Ergebnis musste Wagner über eine lange Strecke nur der zum engsten Favoritenkreis zählende Französin Manon Moutinho den Vortritt lassen (Wertnote 8,445) und schließlich auch der dritten Deutschen, Alina Roß. Die Sportpolizistin aus Userin in Mecklenburg-Vorpommern schloss die Pflicht mit der Note 8,365 ab und belegte damit Platz zwei. Ihre Partner in Herning sind der zwölfjährige Baron R und Vater Volker Roß als Longenführer. Auch wenn Herning für das Trio die kürzeste Anreise zum Turnier in diesem Jahr bedeutete, brauchte der 1,90 Meter große Riese etwas Zeit, um sich einzugewöhnen. „Man merkte das beim offiziellen Training, wo er ein bisschen schneller war als sonst“, sagte sie. Auch in der Pflicht war der Rappe zunächst etwas „an“, doch gelang es der Deutschen Meisterin, sich gut darauf einzustellen. „Dafür dass es definitiv nicht die beste Pflichtleistung war, die wir in dieser Saison hatten, ist die Note gut“, sagte sie. „Im Endeffekt kommt es ja auf die eigene Zufriedenheit mit der Leistung an und die ist den Umständen entsprechend gut.“

Vorerst Platz vier für Thomas Brüsewitz

Den Abschluss des ersten Pflichttages im Voltigieren machten die Herren, wobei Thomas Brüsewitz den meist nicht sehr beliebten ersten Startplatz erwischt hatte. „Das Gute für mich was, dass ich vorher schon in der Halle war, und ich habe das auch nicht so an mich herangelassen“, sagte der 28-Jährige, der auch für das Kölner Team startet. In der Einzelwertung sind 14-jährige Wallach Eyecatcher mit Longenführerin Alexandra Knauf seine Partner. Auch wenn er mit seiner Pflicht nach eigener Aussage etwas unter seinen Möglichkeiten blieb, war er mit dem Ergebnis zufrieden. Mit der Note 8,556 beendete den ersten Tag der WM auf Platz vier.

Einen Wimpernschlag dahinter konnte sich Julian Wifling aus Untermeitingen mit der Wertnote 8,506 auf Platz fünf einordnen. Für den Sportsoldaten, seinen „weißen Riesen“ Aragorn und Longenführer Alexander Zebrak ist es die erste Weltmeisterschaft im Seniorenlager. „Ich war ziemlich angespannt, das hat man mir in der Vorbereitung wohl auch angemerkt. Aber ich war dann eigentlich voll entspannt und konnte mein Ding machen, als ich merkte, das mit Aragorn läuft, und dann ist das wie selbst funktioniert. Ich habe geturnt für immer – und das ist eben dabei herausgekommen.“

Vizeweltmeister Jannik Heiland aus Wulfsen beendete das Pflichtprogramm mit der Note 8,416 auf dem vorläufigen Platz sieben. Wie gewohnt startet er auch in Herning mit dem mittlerweile 19-jährigen Hannoveraner Dark Beluga FRH aus dem Besitz seiner Longenführerin Barbara Rosiny, mit denen Heiland bereits 2018 in Tryon Einzelsilber und Gold im Nationenpreis gewinnen konnte. Mit seinem Start in Herning war er nicht ganz zufrieden. „Beluga war etwas flott unterwegs und hat es mir nicht ganz so einfach gemacht. Das kenne ich eigentlich nicht so von ihm. Es war jetzt nicht so eine richtige Wohlfühlrunde“, sagte er und hofft darauf, im kommenden Technikprogramm und in der Kür richtig angreifen zu können.

Angeführt wird die Herrenkonkurrenz nach der Pflicht mit deutlichem Abstand vom dreifachen Weltmeister Lambert Leclecio, Wertnote 9,240 . Auf dem zweiten Platz folgt mit Quentin Jabet ein weiterer Franzose (Note 8,666), auf dem aktuell dritten Platz rangiert der erst 16-jährige niederländische Junioren-Weltmeister Sam do Santos, der durch seinen zweiten Platz in Aachen in diesem Jahr auf sich aufmerksam machte. Er erzielte die Wertnote 8,624. FNpress