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WM Herning 2022

Springen: Erster Leistungscheck im Zeitspringen

Die erste Springprüfung bei den Weltmeisterschaften ist – salopp gesagt – mit einem Leistungscheck auf sehr hohem Niveau zu vergleichen, bei dem die Weichen für die WM-Entscheidungen gestellt werden. Das schwedische Team hat sich stark präsentiert, die besten Reiter der Welt haben geliefert und für das deutsche Team ist weiterhin alles möglich.

Christian Ahlmann und Dominator Z lieferten die beste Leistung des deutschen Teams.

Herning/DEN – Die Liste der Platzierten im Zeitspringen liest sich wie das Who-is-Who des weltweiten Springsports. Wer den 17 Hindernisse umfassenden Parcours in weniger als 80 Sekunden überwinden konnte, setzte ein Ausrufezeichen hinter die Qualität seines Pferdes. Am besten gelang dies heute dem Franzosen Julien Epaillard mit der zehnjährigen Stute Caracole de la Roque. Auf den zweiten Platz sprang der Brite Scott Brash mit Hello Jefferson, Platz drei sicherten sich Martin Fuchs und sein Championatspferd von 2021, Leone Jei. „Der Parours lag Leone Jei sehr. Er hat einen sehr großen Galoppsprung und wir hätten noch schneller gehen können. Für den Rest der Woche war es aber richtig so“, erklärte der Weltcup-Sieger von 2022. Leone Jei kam Ende sechsjährig bei Martin Fuchs in den Stall, die beiden gewannen bei den Europameisterschaften im vergangenen Jahr nicht nur Mannschaftsgold, sondern auch Einzelsilber. Auf Platz vier im Zeitspringen platzierte sich Peder Fredricson, Olympiasieger von 2021, mit seinem Championatspferd All In vor seinem Teamkollegen Henrik von Eckermann, der ebenfalls sein Goldpferd von den Olympischen Spielen, King Edward, mitgebracht hat. So viel zum Who-is-Who des Springsports.

In der Mannschaftswertung haben die Schweden unterm Strich das beste Ergebnis geliefert. Sie führen im Ranking mit 244,61 Punkten vor Frankreich mit 248,10 Punkten und Belgien mit 248,21 Punkten. Deutschland liegt momentan auf Platz sechs mit 252,75 Punkten. Also zwei Hindernisfehler hinter den Führenden.

Zu den Ergebnissen

Und die Deutschen?

André Thieme hatte sich zum Auftakt der Weltmeisterschaften mehr erhofft. Im Zeitspringen kassierte er mit DSP Chakaria einen Springfehler, den er sich selbst nicht so recht erklären konnte. „Sie macht nie Fehler mit der Hinterhand. Warum heute, kann ich nicht sagen. Im ersten Moment ist es enttäuschend, weil ich so viel vor hatte. Von der Euro weiß ich aber, dass sich noch viel verschieben kann, weil ich da auch einen Fehler hatte.“ Stimmt, im Endeffekt macht das Zeitspringen für die Einzelwertung nur zehn Prozent aus. André Thieme belegte Platz 58 in dem 103 Starter umfassenden Feld. Mit seinem Fehler hat André Thieme auf jeden Fall den Druck auf Christian Ahlmann erhöht, fehlerfrei zu reiten.

DSP Chakaria und André Thieme wollen sich in den kommenden Tagen steigern.

Christian Ahlmann und Dominator Z

Und sein Teamkollege lieferte: Mit Dominator Z zeigte er eine rhythmische Runde. Der Hengst spielte im Parcours sein Vermögen aus. „Das Gefühl heute war sehr gut. Er hat sich wohl gefühlt und so war jeder Sprung relaxt, vorsichtig und konzentriert. Er ist bis zum letzten Sprung gut gesprungen. Der Parcours ist lang und es sind für den ersten Tag viele Hindernisse. Das hat heute gut geklappt“, erklärte der 47 Jahre alte Reiter aus Marl. Für das Team zog er insgesamt ein positives Fazit, mahnte aber zur Konzentration: „Alle Pferde haben einen guten Eindruck hinterlassen. Wir müssen konzentriert in die nächsten Tage gehen und versuchen, keinen Fehler zu machen. Jeder Fehler zählt gewaltig.“ Christian Ahlmann und Dominator Z zeigten die beste deutsche Runde und beendeten den Parcours auf Platz neun.

Marcus Ehning und Stargold

„Stargold ist eines der besten Pferde, die ich je hatte. Er bringt einfach alles zusammen. Er macht einfach alles richtig, ist unheimlich intelligent. Stargold ist unglaublich zum Sprung hin zu reiten, er hat immer den Zug nach vorne. Er ist sehr schnell, ohne Aufwand zu machen“, schwärmte Marcus Ehning von seinem elfjährigen Hengst Stargold. Die beiden waren im Parcours schnell unterwegs, bei ihrem riesigen Satz über den Wassergraben stockte manchem Zuschauern kurz der Atem, ein Fehler unterlief den beiden zwei Hindernisse später am Einsprung einer von drei zweifachen Kombination. Mit 17 Sprüngen ist der Parcours lang und fordert zum Auftakt der WM bereits Konzentration und Kondition der Pferde. „Das ist schon eine Nummer“, meinte Marcus Ehning nach seiner Runde, die ihm Platz 18 im aktuellen Ranking beschert.

Marcus Ehning und Stargold waren das schnellste deutsche Paar heute. Leider hatten die zwei einen Fehler.

Jana Wargers und Limbridge

Jana Wargers und Limbridge zeigten eine sehr schöne, sichere Runde bei ihrem ersten Championat. „Es war atemberaubend“, freute sich Jana Wargers nach ihrem Ritt. Für den Kurs benötigten sie 87,23 Sekunden und beendete die Prüfung damit auf Platz 38. „Ich habe von Marcus Ehning noch ein paar Tipps für den Parcours bekommen. Die WM ist noch einmal etwas ganz Neues für mich. Ich fühle mich in dem Team mit Christian Ahlmann, André Thieme und Marcus Ehning generell sehr aufgehoben und kann sie, die mehr Erfahrung als ich haben, jederzeit um Rat fragen“, sagte die 30-jährige Westfälin.

Von der großen Kulisse in Herning ließ sie sich bei ihrem Championatsdebüt jedenfalls nicht beeindrucken. „Ich bin eher eine ruhigere Person. Ich versuche meine Nervosität eher zu unterbinden und das klappt ganz gut. Es ist auch für das Pferd wichtig, diese Ruhe auszustrahlen.“ Auch Limbridge nahm das große Stadion wie selbstverständlich hin. „Ich habe das Gefühl, dass die Kulisse ihn anspornt und er noch größer wird und angreifen möchte“, lobte sie Limbridge. Übrigens ist Marcus Ehning für sie nicht nur Teamkollege, sondern auch Idol: „Ich bewundere Marcus für seinen Stil. Es ist unglaublich, wie er reitet. Es sieht so einfach aus. Er reitet mit so viel Gefühl und er ist einfach bodenständig. Es ist toll, so jemandem im Team zu haben.“

Limbridge und Jana Wargers haben eine sehr schöne Runde bei ihrem Debüt gezeigt.

Das Wertungssystem

Mit dem heutigen Springen werden schon die Weichen für die kommenden Tage gestellt: Nach dem Zeitspringen werden Fehler und Zeit in Punkte umgerechnet. Der Reiter mit der niedrigsten Punktzahl startet mit null Strafpunkten in die zweite Prüfung. Alle Übrigen nehmen die Hälfte der Differenz ihres Ergebnisses zum Ersten mit. Wie das Zeitspringen ist auch die zweite Prüfung mit ihren beiden Umläufen Teil der Teamwertung. Sollten am Ende zwei Teams punktgleich vorne liegen, wird ein Stechen um Mannschafts-Gold ausgetragen. Die ersten beiden Prüfungen sind aber nicht nur fürs Mannschaftsergebnis wichtig. Denn nur die Top 25 dürfen zum Abschluss auch um die Einzelmedaillen reiten und nur die besten zwölf Paare ziehen in den entscheidenden zweiten Umlauf ein. Weltmeister in der Einzelwertung ist der Reiter mit der geringsten Strafpunktzahl nach allen Prüfungen (Zeitspringen, Nationenpreis und Einzelfinale).