Paris 2024
Springen: Deutschland zieht ohne Fehler in das Finale ein!
Paris/FRA – Bundestrainer Otto Becker war glücklich nach der Team-Qualifikation. Er zog nach seinen drei Reitern folgendes Fazit: „So hatten wir es uns natürlich erhofft oder erträumt – mit drei Null-Fehler-Runden und auch mit der Art und Weise. Alle drei haben unseren Eindruck der letzten Wochen voll bestätigt, was ja nicht selbstverständlich ist. Sie haben das heute nochmal auf den Platz geberacht. Wir sind super happy, dass wir unser Ziel erreicht haben, morgen dabei zu sein. Aber wissen auch, dass wir noch nicht gewonnen haben. Wir wissen auch, wie schwierig das wird. Trotzdem denke ich, wir sind gut gerüstet und erstmal super happy, dass der Tag so zu Ende ging.“ Der Parcours, in dem die drei deutschen Reiter mit ihren Pferden Null blieben, umfasste 14 Hindernisse und eine Länge von 525 Metern.
Christian Kukuk und Checker bleiben Null
Christian Kukuk und Checker starteten als erstes deutsches Paar des Teams. Der westfälische Schimmel Checker suchte unter Christian Kukuk stets den nächsten Sprung. Mit gespitzten Öhrchen und in einem frischen Tempo galoppierte der 14 Jahre alte Westfale aus dem Stall Beerbaum durch den ersten olympischen Parcours mit 14 Hindernissen. Fehlerfrei – ein Auftakt nach Maß für das deutsche Team! Christian Kukuk sagte nach seinem Ritt: „Ehrlich gesagt, bin ich super happy. Alles ist nach Plan gelaufen, so wie ich es mir vorgenommen hatte. Die erste Runde ist ja immer eine der aufregendsten und nicht gerade eine der einfachsten, aber ich glaube, das haben wir super hingekriegt. Das das gibt meinen Teamkollegen hoffentlich nochmal ein bisschen Sicherheit, dass schon mal die Null da in der ersten Runde steht. Und ich glaube, dass wir fokussiert bleiben. Aber auch hochmotiviert bleiben dürfen.”
Ihre tolle Form bestätigten als erste Teamreiter auch Doppel-Weltmeister Henrik von Eckermann und King Edward, der Brite Ben Maher mit Point Break, die US-Amerikanerin Laura Kraut auf der Hannoveraner Stute Baloutine, der Brasilianer Pedro Veniss mit Nimrod de Muze Imperio Egipcio, der Niederländer Maikel van der Vleuten mit Beauville Z und Gille Thomas aus Belgien mit Ermitage Kalone.
Philipp Weishaupt und Zineday mit zweitem Nuller für Deutschland
Philipp Weishaupt und Zineday machen es ihren Stallkollegen aus Riesenbeck nach und bleiben in dem technisch anspruchsvollen Parcours ebenfalls fehlerfrei. Der zehnjährige Westfale von Zinedine spielte mit den Anforderungen der 17 Sprünge. Fehlerfrei, die Faust in die Luft, ein Lachen im Gesicht – Philipp Weishaupt war mehr als glücklich mit seinem Auftakt. Philipp Weishaupt zu seiner Runde: „Wenn Zineday so in Schuss ist, ist das Reiten nicht so schwierig. Er fühlt sich unglaublich an. Ich habe echt das Gefühl, er merkt, dass das hier etwas Besonderes ist. Der wächst so über sich hinaus, er hat nochmal ein PS mehr hier, als ob er die Atmosphäre auch merkt. Es hat richtig Spaß gemacht. Da war nicht ein Sprung dabei, wo man denkt, oh Gott, oh Gott. Es macht einfach Spaß.”
Den Kurs schätzt Philipp Weishaupt schon als fordernd ein: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wird heute. Ich habe eher gedacht, es wird eher ein bisschen lockerer, Ich glaube, am Ende qualifiziert man sich hier wahrscheinlich mit 20 oder 16 Punkten. Es gibt eben kein Streichergebnis.”
Richard Vogel und United Touch S auch ohne Abwurf!
Ja! Auch Richard Vogel und sein Westfale United Touch S absolvieren den Parcours ohne Abwurf, wobei der Hengst für seinen Reiter beim Schlusssprung mit seinem gewaltigen Springvermögen das beste aus der unpassenden Distanz machte. United Touch S und Richard Vogel waren vor wenigen Wochen noch beim CHIO Aachen erfolgreich. Platz drei sicherten sich die beiden da im Großen Preis. Im Reiter Revue-Interview sagte Richard Vogel noch, dass er United Touch bis zu den Olympischen Spielen mit Konditionstraining und lockerer Arbeit bei Laune halten wollen. Und mit jeder Menge Bananen, die liebt der Braune nämlich. Der Plan ging auf und Deutschland zieht als einzige Nation ohne Fehler sicher in das Finale ein. Am Freitagnachmittag geht es um die Medaillen.
Richard Vogel fasst seine bisherigen Eindrücke so zusammen: „Natürlich sind die Olympischen Spiele etwas ganz Besonderes, man arbeitet schon anders daraufhin. Ich glaube, es gibt kein anderes Turnier in unserem Sport, auf das man so fokussiert schon seit Langem, seit vielen Monaten darauf hinarbeitet und so als Höhepunkt im Visier hat. Das ist für uns gut. Wir müssen fast jede Woche unter Druck performen, wir sind das geübt. Hier ist tatsächlich nochmal ein anderer Pressure dahinter, aber das hält den Fokus hoch und ich glaube, alle drei Reiter haben gezeigt, dass wir nicht nervös oder aufgeregt reiten, sondern sehr fokussiert sind. Ja, nahezu eins sind mit dem Pferd. Die deutschen Runden waren super harmonisch, es gab nirgends einen Wackler. Das stimmt uns optimistisch und lässt auf morgen hoffen.“
Wer wird noch im Finale dabei sein?
Die Entscheidung ist super spannend, da jedes Ergebnis zählt und Freud und Leid wirklich nah beieinander liegen können. Das macht der Ritt des schwedischen Weltmeisters Peder Fredricson mit seinem 18 Jahre alten Championatspferd Catch me not deutlich. An der bunten Mauer, Hindernis elf, verweigert der Schimmelwallach. Zeitfehler und ein weiterer Abwurf kommen hinzu und damit stehen 17 Strafpunkte für Peder Fredricson und das hochfavorisierte schwedische Team auf der Tafel. Macht am Ende nichts, denn die Schweden ziehen dennoch in das Finale ein.
Zweitbestes Team in der Qualifikation waren die US-Amerikaner mit sechs Strafpunkten. Folgenden acht Nationen gelang es zudem ins Finale einzuziehen: Großbritannien, Belgien, Niederlande, Irland, Frankreich, Schweden, Israel und Mexiko. Die Überraschung des Tages ist wohl, dass die hochgehandelten Schweizer in der Mannschaftswertung bereits ausgeschieden sind. Einzel-Europameister Steve Guerdat und Dynamix de Belheme nahmen acht Fehlerpunkte mit in die Wertung, Pius Schwizer und Vancouver de Lanlore gleich zwölf und Martin Fuchs mit seinem erfahrenen Leone Jei vier Fehlerpunkte für einen Abwurf.Als zwölftes Paar können die Eidgenossen damit nicht mehr mitmischen um die Medaillen.
Jeder Moment zählt
Wie schwierig es werden kann, überhaupt ins Finale zu kommen, erklärt Bundestrainer Otto Becker: „Es ist im gesamten Springsport sehr eng und global geworden und bei diesem olympischen Modell mit nur drei Reitern pro Team kommt es auf jeden Moment an. Wenn man einen schlechten Parcours oder nur eine schlechte Linie erwischt, kann es schon sein, dass man gar nicht im Finale der besten Teams dabei ist. Und nachher im Finale: Zehn Teams, ohne Streichergebnis und es fängt bei null wieder an – da darf man sich überhaupt keine Schwäche erlauben. Man hat keine Möglichkeit mehr, etwas auszubügeln. Von den zehn Nationen im Finale sind wahrscheinlich acht realistisch in der Lage zu gewinnen. Ich sehe allerdings schon die Franzosen im eigenen Land als Hauptkonkurrenten und die Iren, die dieses Jahr sehr gut unterwegs sind.”
Paris 2024
Otto Becker: „Die Team-Medaille hat Priorität”
Die Springpferde haben ihre Boxen für die Olympischen Spiele bezogen. Am Mittwochabend wird es ein erstes Trainingsspringen geben. Am Donnerstag steht das erste Qualifikationsspringen auf dem Plan. Bundestrainer Otto Becker hat ein klares Ziel: eine Team-Medaille.
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