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Senta Kirchhoff und L´Arbuste gewinnen Louisdor Preis

Neben dem Nürnberger Burgpokal ist der Louisdor Preis die wichtigsten Prüfung für Jungpferde. In diesem Jahr gab es eine Überraschung.

Überglückliche Senta Kirchhoff: Mit dem Sieg von L´Arbuste hatten wohl die wenigsten gerechnet.

Frankfurt/GER - Der Oldenburger Wallach L’Arbuste OLD hat mit seiner Reitern Senta Kirchhoff das Finale des Nachwuchspferde-Grand-Prix‘ Louisdor-Preis gewonnen. Im Rahmen des internationalen Festhallen-Reitturniers in Frankfurt am Main setzte sich das Paar aus dem sauerländischen Menden an die Spitze des Klassements der acht- bis zehnjährigen Dressurpferde. Rang zwei belegte ein weiterer Oldenburger: Fiderdance mit Lena Waldmann. Das Podium komplettierte der Rheinländer Rebroff mit Insa Hansen.

Mit diesem Paar an der Spitze hatten nach der Einlaufprüfung am Freitag wohl die wenigsten gerechnet: L’Arbuste (von Skovens Rafael – Zardin Firfod) und Senta Kirchhoff (Menden). Die beiden hatten sich im April in Hagen a. T.W. souverän für das Finale in Frankfurt qualifiziert. Seitdem waren sie auf keinem Turnier mehr gestartet, lediglich einmal nutzten sie in Ankum die Möglichkeit, einen langen Grand Prix unter Wettkampfbedingungen zu testen. In der Einlaufprüfung zum Finale in Frankfurt, einem Kurz-Grand-Prix, war der neunjährige Oldenburger jedoch sichtlich überfordert mit der besonderen Kulisse der weihnachtlich geschmückten Festhalle. „Er war viel zu beeindruckt und das wurde während der Prüfung immer schlimmer. Deshalb habe ich die Hand gehoben und abgebrochen, denn ich hätte die Prüfung nicht mehr vertrauensvoll zu Ende bringen können. Bis zum Finale haben wir mit viel Geduld und Zucker das Vertrauen wieder aufgebaut und sind mit ihm immer wieder in die Halle gegangen“, sagte Kirchhoff, die von ihrem Mann, dem Championatsreiter Henri Ruoste, trainiert und unterstützt wird. „Er ist Finne, also von Natur aus ein ruhiger Typ“, so Kirchhoff lachend. „Er gibt mir immer die nötige Sicherheit.“

L’Arbuste und Senta Kirchhoff waren das zweite Starterpaar im finalen Grand Prix, doch an ihr Ergebnis von 73.220 Prozent kam keines der nachfolgenden Paare mehr heran. „Das war noch lange nicht alles, was er kann. Er ist hochtalentiert, kennt keine Grenzen. Eine Mischung aus Genie und Wahnsinn“, sagte Kirchhoff, die als sportliches Ziel angibt, in der deutschen Mannschaft zu reiten. Mit L’Arbuste hat sie ein Pferd, mit dem der Traum wahr werden könnte. „Das war ein emotionales Highlight. Die Reiterin hat es geschafft, das Pferd innerhalb von zwei Tagen wieder auf ihre Seite zu bringen und Vertrauen aufzubauen. Er bringt eine unglaubliche Leichtigkeit mit, das war heute alles vom Allerfeinsten. Etwas verhalten vielleicht noch, aber ich traue ihm eine ganz große Karriere zu“, sagte Dr. Dietrich Plewa, Kommentator der Prüfung.

Das Finale wurde im Anschluss zu einem regelrechten Favoritensterben. Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) und der Hannoveraner Ferdinand BB (von Florencio I – Lanciano) hatten die Einlaufprüfung überlegen für sich entschieden. Im Finale zeigte sich der zehnjährige Wallach aber nicht mehr ganz so souverän vor vollbesetzter Kulisse. Dennoch war sein großes Talent für die Grand-Prix-Lektionen deutlich erkennbar, was auch Plewa betonte. Letztlich wurde es für Ferdinand der fünfte Platz mit einem Ergebnis von 70.460 Prozent. „Shit happens, aber ich liebe ihn trotzdem“, kommentierte Jessica von Bredow-Werndl und ergänzte: „Ich bin trotzdem total zufrieden mit seiner Entwicklung und wir hatten heute trotz der Fehler ganz viele Highlights.“

Auch der Oldenburgerin Soiree d’Amour OLD (von San Amour – Latimer), Zweite in der Einlaufprüfung, waren die weihnachtliche Dekoration und die Zuschauer-Kulisse im Finale nicht ganz geheuer, so schlichen sich einige Unsicherheiten und teure Fehler in die Prüfung ein. Mit 66.160 Prozent wurde es Platz elf. Doch auch, wenn ihr im Finale die letzte Sicherheit fehlte, ließ die zehnjährige Stute ihr Potenzial erkennen. „Die Passagen waren championatsreif und auch was Eleganz und Ästhetik angeht hat die Stute alles, was wir uns von einem Grand-Prix-Pferd wünschen“, sagte Plewa. Bereits als Dreijährige kam Soiree d’Amour zu ihrer Reiterin und Ausbilderin Kira Wulferding (Wildeshausen). Sie ist überzeugt, dass der Stute alle Türen zum Grand-Prix-Sport offen stehen. „Es fehlt ihr nur noch an Routine. Normalerweise kann ich es sehr genießen, sie zu reiten. Heute musste ich sie doch sehr unterstützen“, sagte Wulferding.

Lena Waldmann, Bereiterin auf dem Gestüt Bonhomme im brandenburgischen Werder, feierte in diesem Jahr ihre Premiere in der Frankfurter Festhalle – und diese gelang ihr vom Allerfeinsten. Am Samstag hatte sie mit dem Hengst Cadeau Noir Platz drei im Finale des Nürnberger Burg-Pokals belegt und abends den Siegerpreis gewonnen. Am Sonntag folgte dann der zweite Platz im Louisdor-Preis-Finale. Plewa bescheinigte dem Paar ein unwahrscheinlich schönes Seitenbild und sehr gelungene, gesetzte Pirouetten. Im zweiten Teil der Prüfung sei dann etwas die Kraft verloren gegangen. „Ich glaube, ich hatte selten ein Pferd, das sich so wohl gefühlt hat“, sagte Waldmann. „Es ist mit den Hengsten manchmal schwierig, mit ihm aber nicht. Ich bin super happy und habe es sehr genossen.“ Mit 72.300 Prozent wurde diese Vorstellung bewertet.

Den dritten Platz belegte mit Rebroff ein zehnjähriger Rheinländer Wallach (von Robespierrot – Oula Owl xx) vom Hof Kasselmann in Hagen a. T.W., wo er auch von Insa Hansen ausgebildet wird. Die beiden erhielten 71.980 Prozentpunkte. Der Braune zeigte sich bereits sehr routiniert und lektionssicher in seinem ersten Grand Prix unter den gegebenen Bedingungen. „Er bemüht sich immer sehr und will alles richtig machen“, sagte Hansen.

Das bescheinigte Chefrichtern Dr. Evi Eisenhardt dem gesamten Starterfeld: „Alle Pferde, die sich für dieses Finale qualifiziert haben, sind auf dem richtigen Weg, sonst wären sie nicht hier. Es hat Spaß gemacht, dieses Finale zu richten. Dass der eine oder andere hier Probleme hatte, kommt vor, es sind schließlich alles junge Pferde und das Publikum geht hier immer mit. Aber es war wieder ein ganz großartiges Finale und ich sehe eine tolle Entwicklung. Vor allem, wenn man auch die Erfolge der bisherigen Sieger und Platzierten betrachtet.“ Unter anderen gehören Weihegold OLD, DSP Sammy Davis jr. und TSF Dalera BB zu den bisherigen Siegern des Louisdor-Preises. Sie alle gehörten wenig später dem deutschen Championatsteam an und gewannen Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften.

Der Louisdor-Preis – oder auch Nachwuchspferde-Grand-Prix – ist eine Serie der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) für acht- bis zehnjährige Pferde, die behutsam an die schwerste Prüfungsklasse herangeführt werden sollen. Sponsor ist die Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung. Sechs Qualifikationsturniere werden über die Saison hinweg in Deutschland ausgetragen. Die beiden jeweils bestplatzierten Reiter-Pferd-Paare pro Station sind im Finale in der Frankfurter Festhalle startberechtigt.

Das komplette Ergebnis gibt es hier.

- fn-press -