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Olympische Spiele in Tokio

Schweden holt Olympia-Gold im Mannschafts-Springen

In einem spannenden Stechen um Gold und Silber haben sich Schweden und die USA nichts geschenkt. Am Ende wurde es Gold für Henrik von Eckermann, Malin Baryard-Johnsson und Peder Fredricson. Die USA holen Silber, Belgien Bronze. Deutschland landet auf Rang neun.

Ein unheimlich starkes Team Schweden holt den verdienten Olympiasieg.

Tokio/JPN – Freudentaumel im Team Schweden! Frust bei den deutschen Reitern. Was gestern so vielversprechend für André Thieme, Maurice Tebbel und Daniel Deußer begann, endete auf einem enttäuschenden neunten Platz. André Thieme und DSP Chakaria kassierten als erstes Paar acht Fehlerpunkte. Und das, obwohl die elf Jahre alte Stute heute erst so richtig zu Hause war im Parcours im Equestrian Park in Tokio. "Es fing super an, ich hatte ein ganz tolles Gefühl. Schon auf dem Abreiteplatz dachte ich, heute geht richtig was", sagte der Reiter nach seiner Runde. Doch die anspruchsvolle Schlusslinie hatte ihren Ruf bestätigt, Thieme eine falsche Entscheidung getroffen. Er entschied sich, die Kombination mit sechs Galoppsprüngen anzureiten. Am Oxer fiel die erste Stange, am vorletzten Hindernis die zweite. "Da hätte ich flexibler sein müssen, weil mein Pferd heute so locker durchsprang. Da mit einem Galoppsprung weniger reinzugehen, wäre einfacher gewesen. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer."

In der dritten Runde endlich im Parcours angekommen: DSP Chakaria unter André Thieme, heute mit viel Galopp und ordentlich Zug nach vorne. Aber auch mit zwei Abwürfen.

Maurice Tebbel und Don Diarado steuerten einen weiteren Abwurf bei. Auch bei ihnen fiel die Stange in der Kombination auf der Schlusslinie. Das war wirklich Pech. Denn wie schon gestern war die Runde der beiden durchaus souverän. "Ich kam ein bisschen weit auf die Innenlinie, mein Pferd tendiert dazu, ein bisschen nach rechts zu schwenken", analysierte der 27-Jährige im Nachgang. Auch er entschied sich für die sechs Galoppsprünge. "Wenn ich den Parcours noch einmal reiten düfte, würde ich es vielleicht mit fünf probieren. Mein Pferd sprang gut ab, aber vielleicht fehlten da am Ende zwei Zentimeter."

Auch heute wieder souverän unterwegs: Maurice Tebbel und Don Diarado. Leider mit einem Netzroller auf der Schlusslinie.

Bitteres Aus für Deutschland

Daniel Deußer und Killer Queen hättens noch richten können für das deutsche Team. Ein vierter Platz wäre drin gewesen, vielleicht auch die Bronzemedaille. Doch was dem routinierten Paar dann passierte, konnte niemand so wirklich nachvollziehen. Killer Queen verweigerte den Absprung an Hindernis Nummer 6b innerhalb der Dreifachen, an 6a fiel bereits eine Stange. Das Aus für Deutschland. Daniel Deußer gab auf.

Daniel Deußer und Killer Queen legten gut los. Doch dann verweigerte die Stute einen Absprung. Ungewöhnlich. Und das Aus für Deutschland.

"Das hat sie vorher noch nie so gemacht, sie gab mir auch ein gutes Gefühl, daher ist das ganz schwierig einzuschätzen", zeigte sich Daniel Deußer nach dem Ritt ebenfalls verwundert. "Es ist ehrlich gesagt natürlich nicht das, was ich erwartet habe. Aber wir müssen das abhaken und nach vorne gucken." Auch Bundestrainer Otto Becker hatte keine Erklärung: "Es hat ja sehr gut angefangen, wenn er so nach Hause gekommen wäre, hätten wir noch um den dritten, vierten Platz mitreiten können. Aber was da pssiert ist, kann ich im Moment nicht erklären." Platz neun von zehn für Deutschland im Finale. Hinter ihnen liegen nur noch die Reiter aus Großbritannien. Einzel-Olympiasieger Ben Maher hatte seinen Explosion W nach 16 Strafpunkten von Holly Smith und acht von Harry Charles zurückgezogen. Bei aller Enttäuschung zieht Becker dennoch ein positives Fazit: "Unsere Pferde waren heute top drauf. Und es war am Ende nicht so schlecht, wie es auf den ersten Blick vielleicht aussieht. Manchmal hat man das Glück, dann läuft's. Wir hatten das heute nicht."

Stech-Krimi um Gold, überraschend Bronze für Belgien

Allen Grund zur Freude hatten die Schweden: Henrik von Eckermann und King Edward, Malin Baryard-Johnsson und Indiana, sowie Einzel-Silbermedaillengewinner Peder Fredricson und All In holen Team-Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio. Absolut verdient. Es war einfach ihr Turnier. Kein anderes Team war über die gesamte Woche so beständig und souverän unterwegs wie sie. Henrik von Eckermann ist der einzige Reiter, der in insgesamt fünf Runden keinen einzigen Fehler machte.

Was für eine Leistung von Henrik von Eckermann und King Edward: Sie kassierten während der gesamten Spiele nicht einen einzigen Fehler im Parcours.

Doch bis zur Goldmedaille war es ein echter Krimi. Malin Baryard-Johnsson und Indiana leisteten sich im Umlauf einen Abwurf. Peder Fredricson und All In hatten am allerletzten Hindernis Pech, die Stange fiel nach einer gewohnt souveränen und schönen Runde des 49-jährigen und seines Erfolgspartners, dem 15 Jahre alten All In. Insgesamt hatte Schweden nach dem Umlauf acht Fehlerpunkte auf dem Konto. Frankreich lag mit nur zwei Strafpunkten auf Goldkurs. Doch die französische Schlussreiterin Penelope Leprevost hatte mit Vancouver de Lanlore gleich zwei Verweigerungen an der Kombination 3 a/b. Aus der Traum von einer Medialle. Frankreich war raus.

Großer Jubel derweil auf dem Abreiteplatz. Das belgische Team, bestehend aus Pieter Devos und Claire Z, Jerome Guery und Quel Homme de Hus sowie Gregory Wathelet und Nevados S, das bis dahin mit insgesamt zwölf Strafpunkten auf dem undankbaren vierten Platz lag, hatte Bronze sicher.

Schweden und die USA lagen mit acht Strafpunkten gleichauf. Es kam zum Stechen. Es zählten Fehler und Zeit. Im Wechsel ritten ein: Für die USA zuerst Laura Kraut und Baloutinue – Null Fehler in 41,33 Sekungen, dann für Schweden Henrik von Eckermann und King Edward – Null Fehler in 42 Sekunden, wieder für die USA Jessica Springsteen mit Don Juan van de Donkhoeve – Null Fehler in 42,95 Sekunden, Malin Baryard-Johnsson und Indiana für Schweden, die schon das erste Hindernis schräg anvisierten – Null Fehler in 41,89 Sekunden. Schweden war vor den beiden Schlussreitern leicht im Vorteil. Doch McLain Ward und Contagious machten es noch einmal richtig spannend, legten mit 39,29 die neue Bestzeit hin. Nun lag es einzig und allein an Peder Fredricson und All In, wie dieser Krimi ausgehen würde. Die Runde sah nicht besonders schnell aus, die Galoppade des 15-jährigen Wallachs insgesamt kleiner und unaufwendiger, doch die Uhr sprach eine andere Sprache: 39,01 Sekunden, Null Fehler, die Goldmedaille für Schweden!

Peder Fredricson im Glück. Der Schwede behielt im Stechen die Nerven und sicherte seinem Team die Goldmedaille.

Diskussion um neuen Modus

Der neue Modus mit nur drei Reitern ohne Streichergebnis ist diskussionswürdig. Einige Reiter hätten ihre Pferde schonen können, wenn sie drei statt nur zwei Teamkollegen gehabt hätten. Auch Bundestrainer Otto Becker wäre mit dem alten Modus glücklicher. "Ich würde mir wünschen, dass erst die Teamentscheidung ist und dann Einzel. Und dass die Teams auch wieder mit Streichergebnis reiten können. Allein schon den Pferden, unseren Partnern gegenüber. Denn die Entscheidung von Daniel, nicht weiterzureiten, war genau richtig. Das soll keine Ausrede sein. Wir wussten, was auf uns zukommt. Wir haben versucht, das beste draus zu machen. Das ist uns nicht gut genug gelungen."

Schweden holt nach einem Olympia-Triple vor rund 100 Jahren zum vierten Mal Team-Gold. Die USA nach Gold 1984, 2004 und 2008 - da waren übrigens auch schon Laura Kraut und McLain Ward dabei - zum sechsten Mal Team-Silber bei Olympischen Spielen. Auch 2016 in Rio gab es Silber für die US-Reiter. Belgien holt das dritte olympische Edelmetall. 1920 war es Silber, 1976 Bronze. Die deutschen Reiter machen sich morgen auf den Heimweg, die Pferde kommen am Dienstag nach. Die Freude auf Zuhause ist groß. Die Zeit vor Ort in Tokio sei zäh gewesen, sie hätten sich viel gelangweilt, berichteten die deutschen Springreiter. Bei diesen Olympischen Spielen in Tokio war einiges anders.

Hier finden Sie das Ergebnis.