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Weltreiterspiele 2018

Reining – oder die Dressur der Cowboys

Karohemden und Cowboyhüte dominieren das Bild, wenn die Reiner um ihre Medaillen reiten. Sliding Stops und Spins sind ihre Piaffen und Passagen. Die wichtigsten Regeln der Westernreiter gibt´s hier.

Reining ist die Dressur der Cowboys. In den USA hat sie ihren Ursprung.

Erst seit 2002 ist Reining eine Disziplin der Weltreiterspiele. Zum fünften Mal sind sie nun dabei. Dieses Jahr im US-amerikanischen Tryon. Vier Teamreiter tragen die Medaillenhoffnung einer Nation. Am Ende zählen die besten drei Ergebnisse jeder Mannschaft. Kann eine Nation kein Team stellen, darf sie zwei Einzelreiter an den Start schicken. Fünf Pferd-Reiter-Paare sind pro Nation erlaubt.

Die Reiner starten mit der Mannschaftswertung in die Wettkämpfe. Der Teamwettbewerb ist gleichzeitig Qualifikation für die Einzelwertung. Die besten 15 Reiter des Team-Wettbewerbs ziehen direkt ins Einzelfinale ein. Wer Platz 16 bis 35 belegt, kann sich über einen weiteren Einzelwettbewerb, quasi ein keines Finale, qualifizieren. Die besten Fünf dieser Prüfung haben dann ebenfalls noch die Chance auf eine Einzelmedaille.

Bei der Reining werden in allen Prüfungen sogenannte Pattern geritten. Das sind die Aufgaben, die sich aus einer festgelegten Reihenfolge von einzelnen Lektionen, sogenannten Manövern, zusammensetzen. Insgesamt acht Manöver beinhalten die verschiedenen Pattern. Beim sogenannten Run Down legen die Reiter an der langen Seite der Arena an Geschwindigkeit zu. An den Run Down schließt sich der Sliding Stop an. Dabei sollen die Pferde aus hohem Tempo meterweit mit untergesetzter Hinterhand auf den Hinterbeinen rutschen, die Vorderbeine laufen weiter. Dafür haben die Pferde übrigens spezielle Eisen, die Sliding Plates. Der Boden dafür besteht aus Ton mit einer Kombination aus Sand und Schlamm als lockeren Belag. Ein weiteres Manöver ist die Speed Control auf dem Zirkel, bei der die Reiner Tempounterschiede am losen Zügel zeigen.

Die Western-Lektionen

Außerdem gibt’s zwei Arten von Hinterhandwendungen: Spin und Rollback. Der Spin ist eine 360 Grad-Drehung aus dem Stand, die viermal hintereinander in eine Richtung erfolgt. Eine gesprungene 180 Grad-Wendung ist der Rollback, er schließt sich an den Sliding Stop an. Rückwärtsrichten bezeichnen die Reiner als Back Up. Die Pattern beinhalten außerdem noch die Lead Changes, sie sind das Pendant zu den fliegenden Galoppwechseln beim Dressurreiten. Bei der Reining soll das Pferd sie möglichst flach und unauffällig springen. Beim achten Manöver, dem Hesitate, geht´s ums Stillstehen. Das Pferd soll dabei in einer entspannten Haltung an einer vorgeschriebenen Stelle der Pattern verharren. Teil der Reining-Pattern ist außerdem die Gebisskontrolle durch einen Richter nach beendeter Aufgabe. Dieser untersucht das Pferd auch auf mögliche Verletzungen.

Fünf Richter bewerten jeden Ritt, jedoch zählen nur drei Wertungen. Das höchste und niedrigste Ergebnis fällt aus der Rechnung. Der Mittelwert der anderen drei Wertungen ergibt das Endergebnis. Bei Gleichstand zählen jedoch alle Wertungen. Jedes Pferd-Reiter Paar startet mit 70 Punkten. Bei der Bewertung kommt es besonders auf die Rittigkeit, Schnelligkeit, Wendigkeit, Exaktheit und Ausführung der verlangten Manöver an. Für die Ausführung der einzelnen Manöver bekommt der Reiter, in 0,5er-Schritten, maximal 1,5 Plus- beziehungsweise Minuspunkte. Zusätzlich gibt es Strafpunkte, sogenannte Penalties. So hat zum Beispiel das Unterbrechen der Gangart zwei Strafpunkte zur Folge, grober Ungehorsam des Pferdes fünf Strafpunkte. Hält der Reiter den vorgegebenen Weg der Pattern nicht ein oder zeigt beispielsweise bei einem Spin mehr als eine Viertel-Drehung zu viel, führt dies zu einem 0-Score. Die Folge: eine Platzierung ist nicht mehr möglich.

Für die deutschen Reiner hat es bei den Weltreiterspielen bislang noch nicht für eine Team-Medaille gereicht. Bisher wurden sie, bis auf eine Ausnahme, immer Vierte. Die Weltmeisterschaften der Reiner finden alle zwei Jahre statt. Jedes zweite Mal im Rahmen den Weltreiterspielen. 2016 gab es in der Schweiz Silber für das deutsche Team. Die US-Amerikaner, eigentlich Medaillen-Garanten dieser Disziplin, wurden überraschend Fünfte.

Die USA sind nicht nur die Heimat des Westernreitsports, sondern auch der American Quarter und Paint Horses. Diese Pferderassen sind für den Westernsport prädestiniert. Kein Wunder also, dass die US-Amerikaner die ungeschlagene Nation bei den Weltreiterspielen sind. Die Gastgeber der diesjährigen Weltreiterspiele verpassten kein einziges Mal Mannschafts-Gold. Im Einzel hingegen mussten sie sich einmal geschlagen geben: 2006 in Aachen gegen den Kanadier Duane Latimer und sein Pferd Hang Ten Surprise.