Tryon/USA – Eigentlich gibt es dieses krumme Umrechnungssystem des Zeitspringens, um einen Punktegleichstand im Mannschaftsspringen auf Championaten zu verhindern. Soviel zur Theorie. Denn die Schweden und die US-Amerikaner schafften es in Tryon tatsächlich, mit 20,59 Strafpunkten nach dem zweiten Umlauf gleichauf zu liegen. Da blieb dann doch nur das Stechen über einen verkürzten Parcours, um zwischen Gold und Silber zu entscheiden.

Und das wurde so spannend, dass TV-Kommentator Carsten Sostmeier den Begriff „um Schweifhaaresbreite“ erfand. Der letzte Reiter, McLain Ward, machte den Sack für die US-Amerikaner zu. Mit der von Philip Rüping in den internationalen Sport gebrachten Clinta vollbrachte er die Powerrunde, die seine Mannschaft benötigte, um vor heimischer Kulisse als neue Weltmeister gefeiert zu werden. Die Zuschauer im recht spärlich besuchten Stadion feierten ihn, Laura Kraut mit Zeremonie, Adrienne Sternlicht mit Cristalline und Devin Ryan mit Eddie Blue. Aber auch die mitgereisten schwedischen Fans jubelten laut über Silber für Henrik von Eckermann und Toveks Mary Lou, Malin Baryard-Johnsson mit H&M Indiana, den früheren Vielseitigkeitsreiter Fredrik Jönsson mit Cold Play und Europameister Peder Fredricson mit H&M Christian K.

Ehnings Meisterstück

Für Deutschland war nach dem letzten Reiter im Umlauf klar: Es ist Bronze! Nach einer Nullrunde von Simone Blum und DSP Alice und einem Abwurf bei Laura Klaphake und Catch me if you can OLD kassierten Maurice Tebbel und Don Diarado fünf Strafpunkte. Wie im ersten Umlauf war dies das Streichergebnis, obwohl sich der Hengst fraglos in guter Form präsentierte. Tebbel hatte dem Rheinländer den Vorzug vor Chaccos‘ Son gegeben, weil er sich in den letzten Trainingsspringen in Top-Form präsentiert hatte. Zwar qualifizierten sie sich nicht für das Einzel-Finale, aber dennoch zeigt die Leistung des neunjährigen Diarado-Sohnes, dass Tebbel mit zwei möglichen Championatspferden auch in Zukunft eine Rolle spielen kann. Nach dem Ritt musste für Deutschland allerdings eine Nullrunde her, um die Medaille zu sichern. Und die lieferten die Sieger des Großen Preises von Aachen, Marcus Ehning und Pret A Tout. Zwar klapperte es einmal recht laut, aber das Glück, das Laura Klaphake fehlte, war auf Ehnings Seite. Bundestrainer Otto Becker stand die Freude ins Gesicht geschrieben: „Wir wussten ja, die Qualität ist da, es fehlt nur die Erfahrung. Aber wie die Mädels und die Jungs hier gekämpft und zusammengestanden haben und jetzt mit einer Medaille belohnt werden... ich bin super happy.“ Mit 22,09 Fehlerpunkten lag Deutschland am Ende klar vor den Schweizern, die die Verlierer des Tages waren. Als Führende gingen sie in den zweiten Umlauf. Doch der Totalausfall von Janika Sprunger, 13 Strafpunkte von Werner Muff und ein Abwurf bei Steve Guerdat waren zu viel. 28,64 lautete das Endergebnis, das den undankbaren vierten Rang bedeutete.

Aus deutscher Sicht gibt es übrigens noch etwas zu feiern: Simone Blum und DSP Alice gehen als Führende am Sonntag ins Einzel-Finale. Ihnen gelang als einzige das Kunststück, in beiden Umläufen des Mannschafts-Wettbewerbs fehlerfrei zu bleiben. Da ist hoffentlich noch mehr drin. Otto Becker will heute noch nicht darüber nachdenken. Erst einmal wird Bronze gefeiert.