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WM Herning 2022

Longenführerin Alex Knauf im Interview

Wer sind eigentlich die Menschen, die bei den Voltigierern wahrhaftig alles in der Hand halten? Wir haben Longenführerin Alexandra „Alex“ Knauf getroffen und mit ihr über besondere Pferde und einzigartige Augenblicke gesprochen. Die Weltmeisterschaften sind ihr 22. Championat, sie gewann Gold mit Chiara Congia und Justin van Gerven im Pas de Deux.

Alex Knauf führte das deutsche Pas de Deux Chiara Congia und Justin van Gerven an der Longe zu Gold.

Wenn du die Weltmeisterschaften beschreiben müsstest, was fällt dir ein?

Es ist eine super coole Anlage, die Bedingungen sind echt gut, die Böden sind toll. Es gibt viele Möglichkeiten, die Pferde zu bewegen. Es ist alles perfekt.

Man hat in den letzten Tagen gesehen, wie sehr Voltigieren doch Pferdesport ist, oder?

Auf jeden Fall. In so einer beeindruckenden Halle gehen die Pferde natürlich selten bei uns. Durch die Akustik und die hohen Zuschauerränge ist es für die Pferde nicht ganz leicht. Das konnte man einigen Pferden anmerken. Auch mein Pferd Eyecatcher hat sich ein bisschen schwer getan. Er ist recht sensibel.

Kann man dem Pferd von der Mitte aus Sicherheit geben?

Total. Wir sind ein super eingespieltes Team. Ich reite Eyecatcher zwei- oder dreimal pro Woche und wir haben das gemeinsame Training. Wir kennen uns in- und auswendig. Mit meiner Körpersprache, mit einzelnen Hilfen und mit der Peitsche kann ich ihm sehr gut zeigen, wie er gehen sollte.

Wie findet man das passende Voltigierpferd?

Es eignen sich mittlerweile viele Pferde. Früher hat man das Pferd, das beim Ausprobieren nicht gebuckelt hat, genommen. Das ist mittlerweile anders. Heute achtet man viel mehr auf die Qualität der Galoppade, weil die in der Bewertung immer wichtiger ist. Es ist wirklich so, dass die Qualität des Pferde immer besser wird. Die Pferde müssen natürlich Spaß am Galoppieren haben und ausgeglichen sein. Die laute Musik, der Applaus, die turnenden Voltigierer – das müssen die Pferde schon wollen.

Kommt es manchmal vor, dass Voltigierer und Pferd nicht harmonieren?

Das gibt es auf jeden Fall. Es ist wichtig, dass der Voltigierer eine Beziehung zu dem Pferd hat.

Wie lange bist du schon als Longenführerin dabei?

Diese Weltmeisterschaften sind mein mein 22. Championat.

Ist es dann noch ein Hobby?

Es ist nur Hobby. Es ist ein Ehrenamt. Ich arbeite beruflich als Verwaltungsangestellte in einem gemeinnützigen Verein.

Kannst du eine Einschätzung geben, wie sich der Voltigiersport in dieser Zeit entwickelt hat?

Ich finde gerade bei den Herren ist die Leistungsdichte bei diesen Weltmeisterschaften so extrem gewesen, wie noch nie in meiner aktiven Zeit. Die ersten zehn waren alle Top Sportler und jeder hätte eine Medaille verdient.

Wie viel Trainingsaufwand steckt dahinter?

Ich bin fünf Tage die Woche mindestens fünf Stunden am Stall.

Und wie hoch ist der Aufwand der Voltigierer?

Das ist unterschiedlich. Die Franzosen zum Beispiel sind hauptberuflich Sportler. Sie können sich sieben Tage die Woche dem Sport widmen. Bei uns ist das nicht so. Die meisten Voltigierer sind Schüler, Studenten oder sie gehen ganz normal 40 Stunden die Woche arbeiten. Zusätzlich trainieren sie etwa 20 Stunden die Woche.

Du bist mit vollem Herzen dabei.

Ich mag es, die Kombination aus Sportler und Pferd zu trainieren. Das ist schon richtig cool. Jedes Pferd ist anders und es macht einfach echt richtig Spaß.

Inwiefern spiegeln sich die Besonderheiten des Pferdes auch in der Kür wider?

Nehmen wir als Beispiel Highlight, die Stute vom Pas de Deux mit Chiara und Justin. Sie ist noch nicht sonderlich lange Voltigierpferd und war den ganzen Winter über verletzt. Die Weltmeisterschaften sind ihr erstes Turnier seit vergangenem September. Daher war es irgendwie auch eine Überraschungskiste. Sie war zunächst noch etwas aufgeregt hat ihren Job gut gemacht. Sie mag zum Beispiel nicht so gerne Außenbodensprünge. Die mussten wir richtig lange üben und dann haben wir die einfach weggelassen. Sie sind nicht notwendig und dann gehen wir auf das Pferd ein. Dafür hat sie andere Vorteile, wie ihre tolle Galoppade und ihr schönes Seitenbild. Die Voltigierer lieben sie. Sie hat sich in Herning toll gezeigt und wir haben Gold gewonnen. Darüber freue ich mich sehr.

Vielen Dank für das Gespräch.