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"Krümel" ist erneut „Galopper des Jahres“

2016 war er es schon einmal. Nun wiederholte der Vollblüter Iquitos den Sieg in der ältesten Publikumswahl in Deutschland.

Iquitos hat es wieder getan. Nach 2016 wurde er erneut Galopper des Jahres.

Köln - Das Publikum liebt ihn. Das zeigte sich eindeutig, als die große Mehrheit den doppelten Champions League-Gewinner zum Sieger erklärte. 58,9 Prozent der Stimmen bekam der Vollbluthengst, der damit deutlich vor Derbysieger Weltstar (26,7 Prozent) und Preis der Diana-Siegerin Well Timed mit 14,4 Prozent blieb. Iquitos gewann 2018 den Großen Preis von Bayern der Europa-Kategorie Gruppe I und den Großen Preis der Badischen Wirtschaft (Gr. II) und holte sich ebenfalls zum zweiten Mal die Rennserie German Racing Champions League, die elf der besten deutschen Rennen umfasst.

Es sind aber nicht nur seine Erfolge, sondern vor allem die filmreife Lebensgeschichte, die den klein gewachsenen Iquitos zum Publikumsliebling machten. Der Hengst mit dem Spitznamen „Krümel“ gewann seine Rennen auf spektakuläre Weise, in dem er mit großem Speed das Feld meist von hinten aufrollte. Und auch sein Umfeld gehört zu den vermeintlichen „Kleinen“ im Galoppsport.

Geboren wurde Iquitos im Mai 2012, gezüchtet von der damals bereits 88-jährigen Dr. Erika Buhmann, die den Schlenderhaner Derbysieger Adlerflug mit ihrer eher durchschnittlich begabten Stute Irika paarte. Als Zweijähriger wurde er nach einer Weihnachtsfeier in Hannover an ein Golffreunde-Quartett um den Kölner Unternehmer Werner Gerhold verkauft. Stall Mulligan nennt sich die Besitzergemeinschaft – ein Begriff, der eine zweite Chance im Golf beschreibt.

Diese zweite Chance bekamen sowohl Iquitos als auch sein Trainer Hans-Jürgen Gröschel. Denn für den 75-jährigen Pferdefachmann war der Hengst ein spätes Geschenk. Seit den 70er Jahren betreut Gröschel Vollblüter, zuerst in der ehemaligen DDR, seit 1989 in Niedersachen-Langenhagen. Mehr als 1.200 Siege stehen zu Buche, doch Iquitos war mit Abstand sein Bester. „Ich empfinde Dankbarkeit, dass ich so ein Pferd wie Iquitos trainieren durfte“, sagt Gröschel. „Es gibt viele gute Pferde, aber wenige, die über ein so großes Kämpferherz verfügen.“ Vor einigen Jahren dachte er über den Ruhestand nach, doch nicht zuletzt wegen Iquitos änderte er seine Meinung. „Wahrscheinlich wird man mich aus dem Stall heraustragen müssen“, sagt er jetzt.

Iquitos selbst begann seine Rennkarriere erst als Dreijähriger. Doch nach einigen vielversprechenden Ergebnissen erkrankte er lebensbedrohlich an einer Kolik. Sein Kämpferwillen und die schnelle Reaktion des Stallpersonals und der Tierärzte retteten ihn. 2016 begann dann der Durchbruch in die Spitze mit Gruppe-Siegen auf seinen Lieblingsbahnen in Baden-Baden und München. Insgesamt lief Iquitos von 2015 bis 2018 in 26 Rennen, gewann acht Mal und war weitere acht Mal platziert. Seine Gewinnsumme beträgt 660.701 Euro. Der Sieg in München im November 2018 war sein letztes Rennen, mit nun sieben Jahren steht er inzwischen im bayrischen Gestüt Ammerland, um als Deckhengst eine neue Karriere zu beginnen.