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Kentucky: Platz 30 für Anna Siemer bei Fünf-Sterne-Premiere, Sieg für Oliver Townend

„Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's gemacht.“ - Diese motivierende Karte der Mutter begleitete Anna Siemer nach Kentucky, wo sie am Ende mit ihrem Fünf-Sterne-Debüt wirklich zufrieden war.

Das Fünf-Sterne-Debüt ist geglückt für Anna Siemer und FRH Butt´s Avondale (Archivbild Luhmühlen 2020).

Lexington/USA - Die „Mission Lexington“ ist beendet: Vielseitigkeitsreiterin Anna Siemer und FRH Butt‘s Avondale landen bei ihrer Fünf-Sterne-Premiere im Kentucky Horse Park in den USA auf Platz 30 und kehren mit neuen Erfahrungen nach Deutschland zurück. Viele Eindrücke nimmt auch Bundestrainer Hans Melzer mit nach Hause. Er war nicht nur als Coach der deutschen Reiterin vor Ort, sondern auch, um sich die Kurse von Parcourschef Derek di Grazia anzuschauen, der die Olympia-Strecke in Tokio bauen wird. Neuer und alter Sieger des CCI5*-L ist der Brite Oliver Townend mit Ballaghmor Class.

„Die Reise nach Kentucky hat sich gelohnt. Es war wirklich interessant zu sehen, wie Derek di Grazia baut. Er nutzt alle natürlichen Unebenheiten aus und traut sich, richtig etwas hinzustellen. Das war für unsere Vorbereitungen auf Tokio schon sehr aufschlussreich, das zu sehen, und ich bin froh, dass wir hier waren. Interessant war es auch, die anderen Teilnehmer zu sehen, auch wenn wir uns natürlich in erster Linie auf unsere Leistungen konzentrieren. Wie zu hören war, war es in diesem Jahr das stärkste Starterfeld seit Langem, das hier an den Start ging, vor allem mit einer hohen Beteiligung außerhalb der USA“, sagt Hans Melzer. „Auch für Anna Siemer war es war auf jeden Fall richtig herzukommen. Es war eine rundum gute Leistung für den ersten Fünf-Stern-Start, gerade bei dem Starterfeld und in der aktuellen Situation.“

Die Idee, in Lexington zu reiten, hatte Anna Siemer bereits vor fünf Jahren. Damals besuchten sie und ihr Mann Bekannte in der Nähe des Kentucky Horse Park und nutzten währenddessen natürlich auch die Gelegenheit, sich die berühmte internationale Vielseitigkeit, eine von nur fünf Fünf-Sterne-Prüfungen weltweit, anzuschauen. Der eigene Start war – nach dem erfolgreichen EM-Debüt 2019 – eigentlich schon für 2020 geplant. Corona-bedingt wurde das Turnier jedoch abgesagt, Anna Siemers Kentucky-Premiere auf 2021 verschoben. Und auch in diesem Jahr stand die Veranstaltung kurzfristig auf der Kippe. „Anfang Februar kam die Absage, ein paar Tage später dann die Information, dass es nun doch stattfinden kann“, sagt Anna Siemer. Eine beispiellose Spendenaktion und die Unterstützung der langjährigen Sponsoren machte die Veranstaltung dann doch möglich – auch ohne Zuschauer. „Die Zeit zwischen Ab- und Zusage war genau die Zeit, in der es hier so geschneit hat. Mit dem letzten Schnee kam die Zusage, dass es losgehen kann“, erinnert sich die Reiterin, die ihr begonnenes Training nach einer kurzen „Schnee-Pause“ wieder aufnahm.

„Das alles wäre aber nicht gegangen, wenn uns nicht so viele Leute geholfen hätten“, sagt die Kaderreiterin und Pferdewirtschaftsmeisterin. Neben Ehemann Christian Siemer, Pferdepflegerin Ayleen Stuhr und den Trainern – Jürgen Koschel und Manuela Keller (Dressur), Marcus Döring (Springen) und Hans Melzer (Gelände) – gilt ihr Dank auch Tierärztin Steffi Horstmann vom Team Leistungsdiagnostik des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR), die das systematische Aufbautraining von FRH Butt’s Avondale wissenschaftlich begleitet hat, sowie allen, die ihr in der schwierigen Zeit, Trainingsmöglichkeiten geboten haben. „Eine Vorbereitung über Turniere, außer Springturnieren, war ja nicht möglich. Aber ich wusste, dass Avondale topfit ist und wir kennen uns ja schon sehr lange. Ich reite sie nun schon seit Jahren“, sagt Siemer. „Zur moralischen Unterstützung hatte eine Karte meiner Mutter dabei, darauf stand: „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's gemacht.“

Beim ersten Abgehen der Geländestrecke sei sie schon beeindruckt gewesen, räumt Anna Siemer allerdings ein. „Wirklich alle Sprünge, auch die Füllsprünge, waren richtig hoch, aber das war zu erwarten. Aber es war alles fair und ich habe sofort gedacht, der Kurs liegt mir“, berichtet sie. Als sie an den Start ging, hatte es bereits angefangen zu regnen. Die ersten Dreiviertel der Strecke absolvierte Avondale wie an der Schnur gezogen. An der Hinderniskombination 21 (von insgesamt 26 Hindernissen), zwei aufeinanderfolgende Ecksprünge, wählte Anna Siemer dann die deutlich längere Alternative, auch wenn es Zeit und damit insgesamt 14,8 Strafpunkte kostete. „Das war eine strategische Entscheidung. Mein oberstes Ziel war ein Null-Fehler-Ritt. Dass Avondale schnell sein kann, das wissen alle“, erklärt sie.

Im Springen zog der Parcourschef nochmals alle Register, auch wenn am Vortag im Gelände 16 von 61 Paaren ausgeschieden waren. Anna Siemer und FRH Butts Avondale "erwischte" es am blauen „Mars-Oxer“ und nochmals am letzten Hindernis. Dank der guten Dressur zu Beginn (28,1) standen am Ende 50,1 Minuspunkte für sie auf der Liste. „Gerade im Springen waren eigentlich gut vorbereitet, aber es hat heute einfach nicht ganz so gut geklappt wie zu Hause. Aber ich bin trotzdem happy“, sagt Siemer im Ziel.

Neuer und alter Sieger des CCI5*-L ist der Brite Oliver Townend, der mit einer Nullrunde im Springen seine Spitzenposition nach Dressur und Gelände halten konnte (Endstand: 27,3). Nach zwei Siegen mit Cooley Masterclass in Folge (2018 und 2019) setzte er nun die Serie mit Ballaghmor Class fort und trat damit in die Fußstapfen von Michael Jung, der von 2015 bis 2017 mit fischerRocana FST die Prüfung gewinnen konnte. Auf dem zweiten Platz und dritten Platz landeten das neuseeländische Ehepaar Tim und Jonelle Price. Er beendete die Prüfung mit Xavier Faer mit seinem Dressurergebnis von 28,2 Minuspunkten, sie kassierte mit Grovine de Reve in Gelände und Springen jeweils nur 0,4 Zeitstrafpunkte und kam auf 30,7 Minuspunkte.

Das komplette Ergebnis gibt es hier.