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Interview: Sven Schlüsselburg über seine Weltcup-Premiere

"Ich hab' jetzt schon Gänsehaut"

Mit seinem Pferd Bud Spencer startete der Springreiter aus Baden-Württemberg in diesem Jahr so richtig durch. Nun steht für Sven Schlüsselburg und seinen Schimmelwallach die erste Weltcup-Saison an. Im Interview spricht er über alte Erfolge und neue Ziele.

Bei den Weltcup-Etappen in Oslo und Helsinki gehen Sven Schlüsselburg und Bud Spencer an den Start.

Sven Schlüsselburg und Bud Spencer feierten in diesem Jahr einen kometenhaften Aufstieg: Sie waren in mehreren Nationenpreisen im Einsatz, in einem davon sogar siegreich. Bei ihrer Aachen-Premiere blieben sie im Großen Preis ohne Abwürfe und gewannen den Stilpreis. Auf direktem Wege ging's in den Perspektivkader, für die Europameisterschaft standen beide auf der Longlist. Nun will der 38-Jährige auch in der Hallensaison an die Erfolge anknüpfen, wie er der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) im Interview erzählt.

Sven Schlüsselburg, Bundestrainer Otto Becker hat Sie neben Philipp Weishaupt und Christian Kukuk als dritten deutschen Reiter für die ersten beiden Weltcup-Stationen in Skandinavien nominiert. Wie überraschend kam das für Sie?

Man hat natürlich immer Ziele und Vorstellungen. Nachdem es im Sommer so gut gelaufen ist, habe ich schon ein bisschen darüber nachgedacht, dass ich im Winter gerne Weltcup reiten würde und Erfahrungen auf diesem Niveau sammeln möchte. Das war ein großer Wunsch von mir. Jetzt bin ich sehr glücklich, dass ich eingeplant wurde und diese Chance bekomme.

Es wird Ihre allererste Weltcup-Saison. Mit welchen Gefühlen treten Sie diese an und wie bereiten Sie sich und ihr Pferd darauf vor?

Ich bin sehr gespannt, ja, angespannt, und freue mich sehr darauf. Die Freude ist aber größer als die Anspannung. Bud Spencer hatte nach Aachen und Münster eine Pause, wir sind in Riesenbeck zum ersten Mal wieder gestartet. Da ging er auch sehr gut, war in der kleinen Tour dreimal null. Das hat mir ein super Gefühl gegeben. Am Wochenende machen wir noch ein Abschlusstraining und passen die Höhe der Sprünge an, um ihm da die nötige Sicherheit zu geben. Und dann kann es langsam losgehen.

Das wird eine ganz schöne Tour – fast 1.500 Kilometer sind es von Ihrer Heimat Ilsfeld bis nach Oslo. Wie haben Sie die Reise geplant?

Ich habe ein tolles Team um mich. Meine Frau und meine Pflegerin haben das zusammen sehr gut geplant, mit einem zusätzlichen Fahrer, sodass ich es mir offenhalten kann, ob ich im Transporter mitfahre oder hinterherfliege. Für die Pferde sind mehrere Zwischenstopps vorgesehen, sodass sie zwischendurch genügend Bewegung bekommen, um am Ende auch fit und frisch in Oslo anzukommen.

Fast zwei Wochen werden Sie in Skandinavien verbringen, danach haben Sie und Ihre Pferde zwei Wochen Pause, ehe das erste deutsche Weltcup-Turnier dieser Saison in Stuttgart ansteht. Steht das auch auf Ihrem Plan?

Auf jeden Fall. Die zwei Wochen in Skandinavien sind eine super Vorbereitung für mich, um in den Weltcup reinzuschnuppern und auf diesem Niveau zu reiten. Stuttgart, bei uns zu Hause in der Heimat, das wird nochmal eine Nummer größer. Nach der langen Reise werden wir in den zwei Wochen Pause schön auf diesem Niveau weiter trainieren, um die Leistung dann in Stuttgart wieder richtig abrufen zu können. Für mich ist es eine Riesenchance in Stuttgart erstmals in der großen Tour starten zu können, im Weltcup, vor vollem Haus, das ist einfach mega. Da habe ich jetzt schon Gänsehaut.

Apropos Gänsehaut. Wenn Sie auf die vergangene Saison zurückblicken, hatten Sie sicher auch das ein oder andere Mal eine Gänsehaut. Können Sie das alles schon richtig fassen?

Sven Schlüsselburg: Ich verspüre unheimlich viel Glück und Dankbarkeit, dass es sich so entwickelt hat. Da hängt natürlich eine Menge Arbeit dran, aber am Ende versuche ich wirklich zu schätzen, was man da hat reiten dürfen und dass mein Pferd und ich uns so weiterentwickeln konnten. Ich sehe diese Entwicklung auch noch nicht als beendet an und versuche auf diesem Level noch besser und sicherer zu werden. Das ist meine große Motivation. Ich bin dem Bundestrainer, Otto Becker, unheimlich dankbar dafür, dass er mir diese Chance gegeben hat, von Turnier zu Turnier zu wachsen. Und zu wissen, dass meine Familie immer hinter mir steht, ist einfach toll.

Blicken wir einmal nach vorne, auf 2020, ein Jahr, in dem das Weltcup-Finale in Las Vegas stattfindet und die Olympischen Spiele in Tokio. Sind das Ereignisse, auf die Sie hinarbeiten oder denken Sie lieber noch nicht daran?

Das ist ein sehr schmaler Grat. Ich habe immer in kleinen Schritten geplant, von Wochenende zu Wochenende gearbeitet. Nach Aachen kam die Nominierung für die EM-Longlist. Das sind Sachen, da denkt man mal dran, na klar. Oder man hofft, dass es mal klappt und es sich so entwickelt. Träume gibt es viele und man muss auch zielstrebig arbeiten, um weiter erfolgreich zu bleiben. Ich versuche auch weiterhin von Tag zu Tag zu planen, immer besser zu werden und die Leistung immer wieder abzurufen, um entsprechende Resultate zu bringen. Und dann ist alles offen. Bei einem Championat für Deutschland zu reiten oder bei einem Weltcup-Finale zu starten, das sind sicher große Ziele, aber ich weiß auch, dass das eine Menge Arbeit bedeutet und einfach alles zum richtigen Zeitpunkt passen muss. Bisher haben wir das gut geschafft und ich hoffe, dass es in Zukunft so bleiben wird und wir uns noch steigern können.

Mit Bud Spencer haben Sie ein Pferd an Ihrer Seite, das aus Ihrer familieneigenen Zucht stammt und von Ihnen selbst ausgebildet wurde. Was macht ihn daneben noch so besonders für Sie?

Buddy ist unheimlich intelligent. Wenn du ihn auf deiner Seite hast, dann hast du wirklich einen Freund. Der lässt dich zu hundert Prozent nie im Stich, wenn's drauf ankommt, das hat er jetzt immer bewiesen. Er ist sehr, sehr temperamentvoll, hat viel Blut und eine unglaubliche Ausdauer. Dazu grenzenloses Vermögen. Er ist auch sehr vorsichtig im Parcours, sehr wach, und kriegt alles um ihn herum mit. Ich glaube, der zählt nebenher noch die Zuschauer (lacht). Das alles sind unglaublich gute Eigenschaften für einen Sportler. Er ist also ein ganz besonderes Pferd, nicht nur charakterlich, sondern auch durch seine Erscheinung als Schimmel. Dazu hat er noch kleine rötliche Punkte, die ihn sehr besonders machen. Mir sagen auch viele Leute, dass er im Fernsehen sehr groß wirkt, aber das ist er eigentlich gar nicht. Er ist knapp 1,70 groß. Aber offenbar wirkt er anders.
-fn-press-

Alles über seinen "Best Buddy" Bud Spencer, das Schlüsselburg-Familienunternehmen und warum er alle mit seinem Erfolg überraschte, lesen Sie in einem Portrait über Sven Schlüsselburg in der November-Ausgabe von Reiter Revue International, ab dem 23. Oktober im Handel!