Paris 2024
Heidemarie Dresing verpasst erneut Medaille bei den Paralympischen Spielen
Versailles/FRA – Und wieder der undankbare vierte Platz. Jener Rang, den Grade II-Reiterin Heidemarie Dresing mit ihrer Stute La Boum bei den vergangenen Paralympischen Spielen in Tokio schon innehatte. In Versailles sollte es doch endlich mal eine Medaille geben, mit ihrem Oldenburger Dooloop, mit dem die an Multipler Sklerose erkrankte Reiterin in den vergangenen Monaten einen Sieg nach dem anderen feierte und Doppelgold bei den Europameisterschaften 2023 gewann.
Doch heute, bei der ersten Medaillenchance, wurde daraus nichts. Erneut wurde es Rang vier. Gold ging an die US-Amerikanerin Fiona Howard auf Diamond Dunes (76,931 Prozent) vor der Dänin Katrine Kristensen auf Goerklintgaars Quater (73,966) und der Britin Georgia Wilson auf Sakura (73,414).
Doolys unheimliche Ecke
Heidemarie Dresing und Dooloop gingen als erste ins Viereck, so wie sie sich das auch erhofft und gewünscht hatte. Die beiden hatten viele Highlights in ihrer Prüfung, wie das Schenkelweichen, die gleichmäßigen Volten, aber schon zu Beginn der Prüfung hatte Dooloop auch die Anzeigetafel in der Ecke entdeckt. Und so recht mochte in diese Ecke von da an nicht mehr gehen. Teuer kam den beiden dann das Angaloppieren vor dem Mitteltrab zu stehen. 73,103 Prozent lautete am Ende das Ergebnis.
Bundestrainerin Silke Fütterer-Sommer: „Es war einfach eine unruhige Kulisse, vor allem für den ersten Starter. Das hat Dooly nicht kalt gelassen. In der Ecke hatte ich den Eindruck, dass er etwas auf die Countdown-Anzeige schaut. Er hat sich aber im Verlauf der Prüfung sehr gut gefangen. Am Ende kam dann leider dieses Missverständnis vor dem Mitteltrab, als er angaloppiert ist. Heide hat das gut gelöst, das hätte sie nicht besser machen. Und so eine Situation wie hier im Stadion, das kann man vorher auch nicht trainieren." Die nächste Medaillenchance für Heide Dresing wartet am Freitag, dem Tag der Team-Entscheidung.
Im Interview mit dem ZDF sagte Heidemarie Dresing: „Ich bin schon ein bisschen traurig, ein bisschen enttäuscht, aber auf der anderen Seite bin ich auch stolz, dass ich das trotzdem noch so hinbekommen habe.“ Es sei sehr laut auf den Tribünen – besonders für die Pferde aus dem Para-Reitsport ist das außergewöhnlich. Dooloop habe die Atmosphäre bereits auf dem Abreiteplatz schon nicht so gern gehabt, er „war immer abgelenkt, sehr verspannt und nervös. Und dann galt es für mich, ganz, ganz ruhig zu bleiben und ihn zu unterstützen. Also, nicht verrückt zu spielen“. Das ist Heidemarie Dresing gelungen. Sie habe sich die Ritte der Medaillengewinnerinnen angesehen, „sie sind wirklich sehr gut geritten und haben ihre Medaillen verdient“.
Erste Goldmedaille geht an Rebecca Hart im Grade III
Den Auftakt machten heute Vormittag die Grade-III-Reiter. US-Reiterin Rebecca Hart gewann die erste Paralympics-Goldmedaille 2024 mit Floratina. Hart, die wegen einer degenerativen Rückenmarkserkrankung im Para-Dressursport antritt, gehörte sowohl bei den Paralympics in Tokio als auch bei der WM in Herning 2022 (beide Male mit El Corona Texel) zum US-Bronzeteam. In Paris erzielte sie mit ihrem neuen Pferd, der Hannoveraner Fidertanz-Tochter Floratina, als vorletzte Starterin in Grade III 77,9 Prozent. Bis zu ihrem Ritt sah es lange nach einem Sieg für die Niederländerin Rixt van der Horst und ihren neunjährigen Westfalen Royal Fonq aus. Mit 76,433 Prozent sicherte sich van der Horst die Silbermedaille. Auf Platz drei landete die britische Vizeweltmeisterin von 2022, Natasha Baker, mit dem Hannoveraner Dawn Chorus. Ihr Ergebnis: 73,167 Prozent. In Paris nicht am Start ist der dänische Doppelwelt- und -europameister Tobias Thorning Joergensen. Er zog seine Schimmelstute Jolene Hill wegen Reisefiebers noch vor der Verfassungsprüfung zurück. Die Dänen sind damit nur noch mit drei Paaren in Paris vertreten.
Grade I-Titel geht an Letten Rihards Snikus
Die Prüfung in Grade I war am ersten Tag der Para-Dressur in Paris die am stärksten besetzte Wettkampfklasse. 22 Paare kämpften um die Medaillen. Mit 79,267 Prozent verhinderte der Lette Rihards Snikus auf King of the Dance ein Triple der USA. Denn bis zu seinem Ritt sah es so aus, als könnte Roxanne Trunnell aus Palm Beach ihren Titel von Tokio verteidigen. Doch Snikus und Trunnell tauschten die Plätze. Trunnell, die seit einer Viruserkrankung im Rollstuhl sitzt, sicherte sich auf dem 1,85 Meter großen, erst siebenjährigen Oldenburger Fürstenball-Sohn Fan Tastico H mit 78,0 Prozent die Silbermedaille. Snikus holte Gold. Auch auf dem Bronzerang behauptete sich eine Favoritin: Sara Morganti aus Italien, seit 2009 regelmäßige Teilnehmerin an Para-Championaten. Im vergangenen Jahr gewann sie Gold bei den Europameisterschaften, damals wie heute auf der Lissaro-Tochter Mariebelle. Ihr Ergebnis in Paris: 74,625 Prozent.