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Weltreiterspiele 2018

Fahren: Eine Männerdomäne wird aufgewirbelt

Drei Fahrer, sechs Kutschen und fünfzehn Pferde sind bei den Weltreiterspielen in Tryon/USA für Deutschland dabei. Damit stellt ihre Disziplin gleich zwei Rekorde: das schwerste Gepäck und die meisten Pferde. Aber wer kommt überhaupt mit welchen Pferden?

Georg von Stein und sein Gespann. Beim Marathon sind nicht nur Fahrer und Pferde gefragt, sondern auch die Beifahrer. Mit vollem Körpereinsatz.

Bei den Vierspännern wird alle zwei Jahre eine Weltmeisterschaft ausgetragen, dieses Mal wieder im Rahmen der Weltreiterspiele in Tryon/USA. 1972 fand die erste Weltmeisterschaft der Vierspänner in Münster statt, Sieger war damals der Schweizer Auguste Dubey. Der saß unter anderem auch schon mit Prinz Philipp, dem Ehemann der britischen Königin, auf dem Kutschbock. Bei den vergangenen Weltmeisterschaften 2016 im niederländischen Breda gingen die Niederlande als Mannschaftssieger hervor, zweiter wurde Ungarn, das deutsche Team landete auf Platz drei. Dreimal ging der Titel in der Mannschaftswertung an Deutschland: 1992 in Riesenbeck, 1994 in Den Haag und zuletzt bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen. Seit 2008 ungeschlagen: die Niederländer, die auch dieses Jahr wieder die Favoritenrolle tragen. Insgesamt treten in der Mannschaftswertung fünf Nationen an: Titelverteidiger Niederlande, die USA, Frankreich, Belgien und Deutschland.

In der Einzelwertung wird seit zehn Jahren die australische Hymne gespielt. Der viermalige Weltmeister Boyd Exell sitzt seitdem ungeschlagen auf seinem Kutschbock, beim diesjährigen CHIO Aachen zeigte er schon Mal, womit zu rechnen ist und gewann die Gesamtwertung - mit einem gebrochenen Fuß. Nicht weniger als viermal wurde der Niederländer IJsbrand Chardon Einzel-Weltmeister. 2016 landete er hinter Boyd Exell und gewann Silber. Die deutsche Equipe in Tryon besteht aus Christoph Sandmann, Georg von Stein und Mareike Harm. Diese Konstellation holte bei den Europameisterschaften in Göteborg/SWE 2017 die Silbermedaille.

Mareike Harm

Bei den Weltmeisterschaften 2016 in Breda/NED war sie eine von vier Frauen und wurde neunte in der Einzelwertung und damit zweitbeste deutsche Fahrerin, gehörte jedoch nicht zum Bronze-Team. Bis jetzt standen bei Weltmeisterschaften der Vierspänner ausschließlich Männer auf dem Treppchen. Mit Mareike Harm aus Schleswig-Holstein könnte sich das vielleicht ändern. Sie ist eine von zwei weiblichen Teilnehmerinnen beim Fahrwettbewerb der Weltreiterspiele. Beim diesjährigen Nationenpreis in Aachen gehörte die 32-jährige zur Equipe und wurde dritte mit ihr, in der Einzelwertung platzierte sie sich auf Rang zehn. Ihre Stärke: die Dressur. Nicht nur hinterm Pferd, sondern auch auf dem Pferd ist das ihre Disziplin. Harm ritt, bevor sie von einem auf vier PS umstieg, erfolgreich Dressur bis St. Georges und Springen bis zur Klasse M. Beim Fahren fing sie zunächst mit dem Einspänner an, 2010 wurde sie Deutsche Meisterin und Mannschaftsweltmeisterin. Seit 2012 fährt Harm bei den Vierspännern mit und wurde 25. bei der WM im selben Jahr. Ihre Pferde sind die beiden Hannoveraner Wallache Amicello (von Acorado-Gloster) und Racciano (von Rascalino-Weltmeyer), der Oldenburger Wallach Sunfire (von Sandro Hit-Frisbee) sowie Luxus Boy, ein Rheinischer Wallach (von Lord Loxley-Festivo), und der Wallach Zazou (von Zorro-Nickson). Harms Pferde durften in Tryon die Plätze auch schon unterm Sattel kennenlernen und sind „fit to compete“.

Georg von Stein

Bis 2005 saß Georg von Stein noch lieber im Springsattel statt auf dem Kutschbock. Dann stieg er um und wurde 2007 dritter bei den Deutschen Meisterschaften. Der 46-jährige aus dem Odenwald ist dreimaliger Deutscher Meister der Vierspänner, zuletzt 2016 und nahm von vier Weltmeisterschaften vier Medaillen mit nach Hause. Mit der Mannschaft gewann er zwei Silbermedaillen und zwei Bronzemedaillen. In Aachen wurde er beim CHIO fünfter in der Einzelwertung und damit bester Deutscher und gehörte auch zum zweitplatzierten Nationenpreisteam. Eine Goldmedaille hat von Stein bei internationalen Championaten noch nicht gewonnen, mit drei Silbermedaillen und einer Bronzemedaille mit der Mannschaft von Europameisterschaften weiß er aber, wie es sich anfühlt, auf dem Treppchen zu stehen. Vergangenes Jahr bei der EM in Göteborg/SWE wurde er fünfter in der Einzelwertung. Georg von Steins Pferde sind der Oldenburger Wallach Despardo (von Desperados-Friendship), die KWPN-Wallache Eddy (von Torino-Reflex M), Fax (von Whiskey HBC-Ranno) und Hinrik (von Baanbreker HBC-Balmoral). Mit dabei ist außerdem der KWPN-Hengst Playboy (von Patijn-Manno). Alle Pferde von Georg von Stein sind gesund in Tryon angekommen und startberechtigt.

Christoph Sandmann

Christoph Sandmann ist einer von Deutschlands erfolgreichsten Vierspänner-Fahrern. Ausgerechnet im Jahr der Weltreiterspiele zog er sich im April einen Sehnenanriss am Arm zu. Gut für ihn: Tochter Anna konnte, gerade 22 Jahre jung, mit seinem Championats-Gespann bei den Sichtungsturnieren für die Weltreiterspiele starten und platzierte sich unter anderem beim CHIO in Aachen auf einem respektablen neunten Rang in der Einzelwertung. Papa Sandmann fährt seit 1984 mit vier Pferdestärken und nahm 13 Mal als Mannschaftsmitglied an Weltmeisterschaften teil. In der Zeit gab es für ihn drei Mal Gold, fünf Mal Silber und vier Mal Bronze. Und auch in der Einzelwertung ist er aktuell Deutschlands bester Vierspänner-Fahrer: zwei Bronzemedaillen und eine Silbermedaille liegen daheim im niedersächsischen Lähden, dazu gewann Sandmann insgesamt acht Mal die Deutschen Meisterschaften. Bei der EM in Göteborg 2017 holte er als bester deutscher Fahrer in der Einzelwertung Bronze. Bei seinem Gespann setzt Sandmann auf niederländische Warmblüter. Mit dabei sind die beiden Hengste Wierd (von Moneymaker-Theoloog) und Fredie U (von Unieko-Patijn) sowie die zwei Wallache Bo-Liberator (von Plain‘s Liberator-Gaston) und Amico (von Talos-Bayard). Die einzige Stute im gesamten Aufgebot aller drei Fahrer hat Sandmann auch dabei: Wanita (von Nando-Fabricius).