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Europameisterschaften 2019

EM Rotterdam: Perfekter Auftakt für deutsche Springreiter

Sie führen, wenn auch nur mit hauchdünnem Vorsprung. Aber mit Rang vier, sieben, acht und 13 war es aus deutscher Sicht ein Zeitspringen nach Maß.

Christian Ahlmann und Clintrexo Z - beste Deutsche auf Rang vier.

Rotterdam/NED – Bundestrainer Otto Becker will noch nicht zu viel hineininterpretieren. „Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, dass es noch nicht zu Ende ist“, witzelte er. Aber mit der Leistung seines Teams im 1,50 Meter hoch gebauten Zeitspringen, das als erste Wertungsprüfung für die Einzel- und Mannschaftsentscheidung gilt, war er erst einmal rundum zufrieden. Weltmeisterin Simone Blum legte mit DSP Alice gleich mit einer Nullrunde mit kalkuliertem Risiko vor. „Sie war auf dem Abreiteplatz fast beängstigend ruhig“, erzählte die Bayerin über ihre zwölfjährige Stute, was aber letztlich bedeutete, dass sie sie dadurch gut vor den treibenden Hilfen hatte und flüssig vorwärts reiten konnte. 74,68 Sekunden zeigte die Uhr, was aber noch deutlich zu toppen war und am Ende Rang 13 bedeutete (2,21 umgerechnete Zeitstrafpunkte). Blum selbst prophezeite, dass das Springen wohl mit etwa 70 Sekunden entschieden würde und sollte damit ziemlich richtig liegen.

Die schwedischen Titelverteidiger Peder Fredricson und H&M All In lieferten diese Punktlandung mit 70,25 Sekunden ab. Eine ziemliche Glanzleistung, die der 47-Jährige damit begründete, dass schon die Entscheidung auf der Linie zwischen Sprung eins und zwei, ob sieben oder acht Galoppsprünge, ausschlaggebend für den Rest des Parcours gewesen sei. Damit führt Fredricson wie schon 2017 in Göteborg das Einzel-Ranking vorerst mit null Fehlern an. Auf Rang zwei liegt derzeit der Wahl-Österreicher Max Kühner mit seinem zwölfjährigen Holsteiner Chardonnay (0,40). Kühner war nach einer Schulterverletzung erst relativ kurzfristig zurück in den Wettkampfmodus gekommen. „Chardonnay ist nur zwei Turniere vorher gegangen“, berichtete der 45-Jährige erfreut über die gute Form. Der Brite Ben Maher folgt auf Rang drei (0,62). Sein erst zehnjähriger Wallach Explosion W zeigte sich sehr konzentriert, brauchte aber noch etwas Stabilität, so dass der Reiter nicht das letzte Risiko einging.

Gleiches galt für Christian Ahlmann, der als zweiter deutscher Reiter mit seinem ebenfalls zehnjährigen Zangersheide-Hengst Clintrexo Z eine flüssig nach vorn angelegte Runde zeigte, die ihn im Zwischenklassement der Einzelwertung auf Rang vier brachte (1,19). „Ich habe von vornherein versucht, das Tempo zu halten und bin ein bisschen Risiko gegangen. Ich bin froh, dass es geklappt hat“, zog er sein Fazit. Dass sich das Ranking in den nächsten Tagen noch deutlich durcheinanderwirbeln wird, bezweifelt der Marler nicht, allerdings sei es wichtig, im ersten Springen vorne dabei zu sein. Besonders für das Team.

Dafür lieferte auch der dritte deutsche Reiter Marcus Ehning eine temporeiche Nullrunde mit dem 14-jährigen Cornet Obolensky-Sohn Comme Il Faut. Er liegt damit derzeit auf Rang acht (1,56) und machte es dem letzten deutschen Reiter leicht, entspannt in den Parcours zu gehen. Wie seine Kollegen zuvor. „Christian war überragend, Simone richtig gut. Ich konnte also viel riskieren“, kommentierte er nach seinem Ritt. Auf der Schlusslinie musste er einmal kurz die Luft anhalten, als Comme Il Faut etwas zu dicht zum Einsprung der zweifachen Kombination kam. Eine Stange wackelte, blieb aber liegen.

Daniel Deußer machte die Teamleistung als letzter Reiter perfekt und landete mit Scuderia 1918 Tobago Z knapp vor Marcus Ehning auf Platz sieben (1,47). Dabei sei das Zeitspringen nicht unbedingt sein Lieblingsspringen, gab der in Belgien lebende Springreiter zu. „Ich wusste, dass ich hier nicht unbedingt gewinnen kann, ich hatte aber den Plan, nicht zu weit zurückzufallen.“ Dieser ging auf. Sein recht kleiner, kompakter Hengst hat nicht den großen Galopp, den man hätte rauslassen müssen, um die Zeit zu knacken. Viele Wendungen, die man besonders eng hätte reiten können, gab es in diesem Parcours noch nicht. Morgen, in der ersten Runde des Nationenpreises wird es höher, breiter und technischer. Soviel steht fest. Derzeit führt Deutschland mit 4,22 Zeitstrafpunkten, die sich aus den Abständen der einzelnen Reiter zum Siegerpaar errechnen. Frankreich liegt mit 5,39 Minuspunkten knapp dahinter. Als Dritte folgen die Schweden mit 6,81.

Morgen geht es um 10 Uhr mit der ersten Runde des Nationenpreises los. Am Freitag fällt die Mannschafts-Entscheidung im zweiten Umlauf ab 15 Uhr.