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Europameisterschaften 2019

EM Rotterdam: Isabell Werth überragend – 24. EM-Gold für Deutschland!

Bitterer Moment: Die Briten, die eigentlich auf dem Silberrang gelandet wären, rutschten auf Rang vier. Nach einer eigentlich tollen Runde wurde Charlotte Dujardin disqualifiziert.

Das 24. EM-Gold für Deutschland!

Rotterdam/NED – Blut an der linken Flanke des Pferdes, hieß es nach der Vet-Kontrolle von Mount St. John Freestyle im Anschluss an die Prüfung. Das bedeutet laut Reglement den Ausschluss. Damit ist Charlotte Dujardin auch nicht mehr im Special und in der Kür dabei. Gut für die Konkurrenz, denn die Britin legte mit der zehnjährigen Fidermark-Tochter eine starke Runde hin. Zwar waren die Traversalen noch nicht ganz ausbalanciert und in den Piaffen verlor die Stute an Kadenz, aber der starke Trab und die Passage beeindruckten mit einem energisch abfußenden Hinterbein. Im Vergleich zum Vorjahr bei den Weltreiterspielen wirkte sie gesetzter und gleichmäßiger in den Lektionen und hätte theoretisch die 81-Prozent-Marke geknackt und wäre damit in der Prüfung Zweite gewesen.

Die Besten der Prüfung - mit Abstand: Isabell Werth und Bella Rose.

An Isabell Werth und Bella Rose wäre das Paar aber nicht vorbeigekommen. Die Rheinbergerin sicherte sich nicht nur den Sieg im Grand Prix, sondern dem Team die 24. Goldmedaille. 85,652 Prozent waren eine eigene Liga. Lektionen präzise am Punkt, Traversalen wie aus dem Lehrbuch und Passage und Piaffen mit viel Elastizität, absolut gleichmäßig in den Übergängen. Der Schritt und die Trabverstärkungen drückten die Note wie gewohnt etwas. Aber in jeder Minute war die 15-jährige Belissimo-Tochter voll bei ihrer Reiterin. „Ich bin super, super happy. Die Stute war fantastisch und hat sich hier selber zelebriert. Ich habe es sehr genossen“, schwärmte Isabell Werth nach dem Ritt. „Sie hat nicht nur eine außergewöhnliche Piaffe-Passage-Tour, sondern jetzt gezeigt, dass sie mehr und mehr in sich ruht. Das war heute ihre beste Galopptour bislang. Das war einfache eine runde gelungene Prüfung.“

Mit Dorothee Schneiders 80,233 Prozent und Sönke Rothenbergers 79,084 Prozent war Deutschland damit uneinholbar und gewann Gold mit 244,969 Punkten. Jessica von Bredow-Werndl lieferte mit 76,094 Prozent das Streichergebnis. „Das war wahrscheinlich das stärkste Team, das wir je hatten in Deutschland“, resümierte Isabell Werth. Alle Pferde seien in der Lage 80 Prozent und mehr zu gehen. So war nach dem Abrutschen der Briten auf Rang vier der Abstand zu Platz zwei recht hoch.

Mit 230,14 Punkten folgten die Niederländer, dank einer hoch bewerteten Vorstellung von Edward Gal und Glock’s Zonik N.O.P.. Der elfjährige Hengst von Blue Hors Zack zeigte wenig kadenzierte Piaffen und entsprechend schleppende Übergänge, machte aber keine großen Fehler. Highlights waren die Verstärkungen, die er mit einem aktiven Hinterbein und viel Schulterfreiheit präsentierte. „Die Vorbereitung war schwierig, weil er konzentrierter auf die Stuten war als auf mich“, meinte Edward Gal später lachend. „Ich hatte ein Zeitfenster von ungefähr fünf Minuten, in denen er wirklich fokussiert war.“ Dafür lief es ziemlich gut. 78,758 Prozent gab es für die Prüfung. Hans Peter Minderhoud und Glock’s Dream Boy (75,295), Anne Meulendijks mit MDH Avanti N.O.P. (71,801) und Emilie Scholtens mit Desperado N.O.P. (76,087) komplettierten das Team.

Charlotte Dujardin und Mount St. John Freestyle: Sie deuteten an, erste Konkurrenz der deutschen Top-Paare zu sein, doch dann wurden sie disqualifiziert.

Nur 0,2 Prozent dahinter landeten die Schweden, die nach Tag eins noch hinter den Briten und vor den Niederländern lagen. „Eine Achterbahnfahrt“, nannten es sowohl die Niederländer als auch die Schweden. Patrik Kittel und Well Done de la Roche CMF waren als letztes Paar des Teams ins Viereck gegangen und lieferten eine grundsolide Vorstellung ab, die nur in der ersten Piaffe schwächelte und durch eine teils ungleiche Hinterhand an Punkten einbüßte. 78,261 Prozent bedeuteten erst Bronze, doch als Edward Gal kurz darauf als letzter Starter seine Prüfung beendete, lag Schweden auf Rang vier und die Niederländer waren Dritte. „Und dann hörten wir plötzlich, dass Schweden Bronze hat. Da dachten wir, es hätte einen Rechenfehler gegeben“, beschrieb der Niederländer Hans Peter Minderhoud. Bis klar wurde, dass die Briten ihren Silberrang verloren hatten. Etwas, das ihnen bei aller Freude über die eigene Medaille keiner der Konkurrenten wünschte. Neben Charlotte Dujardins Mount St. John Freestyle kam die Blood-Rule auch bei Quater Back Junior von Nicolas Wagner (LUX) zum Tragen, außerdem wurden zwei Pferde aufgrund einer Lahmheit abgeklingelt: Lights of Londonderry von Charlotte Chalvignac (FRA) und Aranco V von Isabel Cool (BEL).