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Europameisterschaften 2019

EM Luhmühlen: Kai Rüder liefert top Dressur-Ergebnis, Laura Collett vorerst vorn

Ein erster Dressurtag mit Höhen und Tiefen liegt hinter den deutschen Reitern in Luhmühlen. Höhepunkt: ganz klar die Vorstellung von Kai Rüder und Colani Sunrise. Persönlicher Tiefpunkt für Andreas Dibowski: sein Ergebnis.

Colani Sunrise unter Kai Rüder in seiner Paradedisziplin: die Galoppverstärkung.

Luhmühlen – Als Kai Rüder und sein 13 Jahre alter OS-Wallach Colani Sunrise zum Schlussgruß aufmarschierten, gab es kein Halten mehr im Publikum. Applaus und Jubel erfüllten das Stadion, das heute Schauplatz der Dressur war. „Wenn der Laie sieht, dass es gut war, dann war es gut“, scherzte der 48-Jährige im Nachhinein. Bei 25,8 Minuspunkten, also 74,24 Prozent, erklärt sich die gute Laune des Reiters von selbst. Damit liegt er nach den ersten 35 Startern dieser EM vorerst auf Platz zwei. Seit über 30 Jahren mischt Kai Rüder bereits mit im Spitzensport. 1992 war er Olympia-Reservist, 2000 nahm er in Sydney (AUS) an seinen ersten Spielen teil.

Für ihn ist der Start bei der diesjährigen EM im deutschen Team „etwas ganz Besonderes“, wie er sagt. Vor allem, weil es von der Insel Fehmarn, wo Kai Rüder mit seiner Frau und seinen zwei Kindern lebt und den familieneigenen Reitbetrieb leitet, bis nach Luhmühlen für EM-Verhältnisse nur ein Katzensprung ist. Somit sind viele Freunde vor Ort, um die Daumen zu drücken. „Es gab viele Höhepunkte“ freute sich Kai Rüder nach seinem heutigen Ritt. „Die Trabverstärkungen geht er sehr sicher, die Traversalen müssen gut gewesen sein und die Galoppverstärkungen sind sowieso seine Höhepunkte. Da muss man nur noch nach Hause reiten.“ Das tat er und lag damit vorübergehend sogar vorne. Doch nur vier Reiter später legte der 45-jährige französische Teamreiter Thibaut Vallette Lt Col, Team-Olympiasieger 2016 und Dritter mit der Mannschaft bei den Weltreiterspielen 2018, mit seinem Erfolgspferd Quing du Briot ENE HN, einem 15 Jahre alten Selle Francais-Wallach, nach und erreichte nach dem Schlussgruß exakt das gleiche Ergebnis wie Kai Rüder: 25,8 Minuspunkte.

Andreas Dibowski geschockt

Weniger zum Lachen zumute war heute Andreas Dibowski, der als dritter Starter der Wertung und erster deutscher Teamreiter aufmarschierte. „Ich bin total geschockt über die Note“, machte der 53-Jährige kein Geheimnis daraus, dass er mit der Bewertung der Richter ganz und gar nicht zufrieden war. „Wir hatten einen groben Patzer, aber ansonsten hatte ich ein sehr gutes Gefühl und die Trainer haben mir das bestätigt“, sagte er. Der Fehler passierte ihm und seiner zehnjährigen Hannoveraner Stute FRH Corrida beim Aufnehmen in den Versammelten Galopp, wobei das Pferd ins Stocken geriet. Auch im Schritt verlor das Paar Punkte. „Der Schritt ist unsere Schwachstelle“, gab Dibowski offen zu, aber: „Es fühlte sich hier nicht so an, die Trainer haben mit bestätigt, dass der Schritt okay war.“ Die Richter – bei C Martin Plewa, bei M Anne-Mette Binder aus Dänemark und bei E der Australier Peter Andrew Shaw – vergaben für die Schritttour Noten zwischen 5 und 6,5. Zu seinem Endergebnis von 34,6 Minuspunkten, was für heute nach 35 Paaren Rang 13 entspricht, sagte er: „Ich muss das mit der Dressur jetzt erst einmal verarbeiten und dann mach' ich mir weitere Gedanken.“

Andreas Dibowsk hatte heute im Sattel von FRH Corrida ein gutes Gefühl. Das spiegelte sich seiner Meinung nach nicht in den Noten wider.

Die drittletzte Starterin des heutigen Tages, die Britin Laura Collett, die den zehnjährigen Holsteiner London gesattelt hatte, rollte das Feld noch einmal von hinten auf und führt am Ende dieses Tages mit 25,5 Minuspunkten. Sie ist nicht Teil des britischen Teams, sondern geht als Einzelreiterin an den Start. In diesem Jahr konnte das Paar bereits die Vier-Sterne-Prüfung in Chatsworth gewinnen. Nach dem ersten Dressurtag liegen die Belgier vorn mit 57,6 Minuspunkten, die sich aus den beiden punktgleichen Ergebnissen von Laura Loge mit Absolut Allegro und Karin Donckers mit Flechta van’t Verahof ergeben. Bei beiden sind es nach der Dressur 28,8. Damit liegen sie in der Einzelwertung aktuell auf Rang vier. Es folgt Team Deutschland mit 60,4 Minuspunkten. Die Franzosen haben nach zwei Teamreitern 64,2 Minuspunkte auf dem Konto, aktuell Platz drei im Team-Ranking. Hier steuerte Karim Florent Laghouag mit Punch de l’Esques 38,4 bei.

Schnelles Gelände mit vielen Aufgaben

Die drei Championats-Debütanten Nadine Marzahl, Anna-Katharina Vogel und Christoph Wahler sind rundum zufrieden mit dem heutigen Tag. Nadine Marzahl und ihre zwölfjährige Valentino-Tochter Valentine schlossen die Dressur mit 30,5 Minuspunkten ab. „Großartig“, war ihr erster Kommentar nach dem Ritt. „Das Pferd ging toll. Wir hatten einen kleinen Schnitzer in den Wechseln, sie war aber insgesamt locker, sie hat sich toll konzentriert. Ich bin sehr zufrieden.“ Anna-Katharina Vogel hat bei der EM ihre selbst ausgebildete DSP Quintana P an den Start gebracht und lieferte mit der zwölfjährigen Brandenburger Stute 32,2 Minuspunkte ab. „Obwohl sie zunächst wegen der Atmosphäre ein wenig spannig war, hat sie hier eine ihrer besten Aufgaben gemacht“ freute sich die 22-Jährige, die in einem Ingenieurbüro als Bauzeichnerin arbeitet.

EM-Nachrücker Christoph Wahler beobachtete bei seinem Carjatan S bereits eine gewisse Gelassenheit im Gegensatz zu seinem letzten Luhmühlen-Start bei den Deutschen Meisterschaften im Juni. Heute waren es 33,8 Minuspunkte. Jörg Kurbel und Josera’s Entertain You beenden ihre Dressur mit 35,2 Minuspunkten vorerst auf Platz 16. Der erste Eindruck vom Geländekurs hier ist bei allen Reitern ähnlich: schnell und anspruchsvoll, viele Kombinationen, wenig Einzelsprünge. Oder wie der 25-jährige Christoph Wahler es auf den Punkt bringt: „Schwer, schön, ich hab‘ Lust drauf.“

Morgen um zehn Uhr geht es mit dem zweiten Teil der Dressur weiter. Hier gehen die zwei weiteren Team-Reiter der jeweiligen Nationen an den Start. Am Samstag folgt das Gelände, am Sonntag entscheidet das abschließende Springen über die Medaillen.

Die Ergebnisse finden Sie hier.