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Einmal China und zurück

Die Olympischen Spiele 2020 kommen in Riesenschritten näher. Im Jahr vor den Sommerspielen werden die sogenannten Military World Games ausgetragen – auch für Soldaten und Angestellte der Bundewehr. Ende Oktober waren drei Springreiterinnen dabei. Lara Weber erzählt im Interview von ihren Eindrücken.

Lara Weber reiste im Oktober zum ersten Mal nach China. Mit dem Hengst Diathago gewann sie in diesem Jahr die Westfälische Meisterschaft.

Warendorf – Ende Oktober fanden die siebten Militärweltspiele im chinesischen Wuhan statt. Mit dabei waren die drei Springreiterinnen Loren Hähner, Laura Strehmel und Lara Weber, die als Sportsoldatinnen an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf stationiert sind. Im Interview berichtet Lara Weber (22, Kamen), die auch Mitglied der Perspektivgruppe des Deutschen Olympischen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) ist, von ihren Eindrücken und weiteren sportlichen Zielen.

Sie sind gerade aus China zurückgekehrt, wo Sie an den Military World Games teilgenommen haben. Wie war diese Reise für Sie?

Lara Weber: Das war auf jeden Fall eine coole Erfahrung. Ich bin vorher noch nie in China gewesen und auch noch nie so weit gereist. Vor ein paar Monaten haben wir, also Laura, Loren und ich, von der Bundeswehr erfahren, dass es bei den Military World Games auch Springreiten gibt und dass wir dort teilnehmen dürfen. Die gesamte Reise wurde von der Bundeswehr organisiert. Fast 400 Sportler aus Deutschland waren dabei. Aus Warendorf kamen hauptsächlich wir Reiter, Rettungsschwimmer und eine Fußballerin. Das war insgesamt eine tolle Truppe und wir haben uns gut verstanden.

In China gibt es ja besondere Quarantäne-Bestimmungen, da konntet Sie wahrscheinlich nicht Ihre eigenen Pferde aus Warendorf mitnehmen?

Nein, wir sind dort auf Pferden gestartet, die das ganze Jahr über auf der Reitanlage in Wuhan von Bereitern geritten und betreut werden. Wer welches Pferd reitet, wurde ausgelost. Wir kamen Dienstagmorgen an und hatten dann noch ein paar Tage Zeit, um anzukommen und um uns zurechtzufinden. Unser Teammanager hat uns erstmal alles erklärt, das Wettkampfsystem und die Abläufe. Am Donnerstag war dann Vet-Check und ein Warm-up, bei dem die Bereiter alle 65 Pferde einmal vorgeritten haben. Wir konnten uns alle ansehen und uns Notizen machen. Freitag wurde dann ausgelost, jeweils drei Pferde pro Mannschaft. Insgesamt haben 56 Reiter mit 17 Teams teilgenommen. Wir haben drei gute Pferde bekommen. Innerhalb des Teams konnten wir dann selbst entscheiden, wer welches Pferd reitet. Da haben wir uns gut untereinander abgestimmt. Ich hatte eine Stute, die zwar ein bisschen sensibel und wild war, aber brav.

Wie lief der Wettkampf ab?

Lara Weber: Nach der Auslosung gab es ein Warm-up, in dem wir ein paar Sprünge machen und uns den Parcours ansehen durften. Die erste Prüfung war dann ein Zeitspringen, so wie wir es auch von unseren Championaten kennen. Allerdings war die Punktevergabe anders. Genauso am zweiten Tag, an dem ein Punktespringen auf dem Programm stand. Wir hatten am Anfang alle drei gute Runden, waren aber leider nicht schnell genug, sodass wir am Ende im Team auf Platz acht kamen. Die Zeit war ein ganz wichtiger Faktor für die Platzierung, aber wir wollten es natürlich nicht übertreiben, weil wir die Pferde nicht so gut kannten. Laura war zum Beispiel in allen drei Runden ohne Fehler, wegen der Zeit am Ende aber trotzdem nur 16.

Abgesehen von den sportlichen Erfahrungen, die Sie gesammelt haben, was haben Sie in China noch erlebt?

Lara Weber: Wir waren in einer Art „Olympischem Dorf“ untergebracht, mit allen anderen Athleten. Das war eine Siedlung aus ungefähr 20 Hochhäusern. Die Sportstätten waren alle etwa eine halbe Stunde bis eine Stunde von dort entfernt. Nach unseren Wettkämpfen haben wir uns noch andere Sportarten angesehen. Wuhan ist eine riesige Stadt und es war echt schwierig, sich zurechtzufinden. An einem Tag haben die Bundeswehr und unser Teammanager Ausflüge für uns organisiert, wo wir die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten angesehen haben und traditionell chinesisch gegessen haben. Am Abend haben wir noch eine Bootstour gemacht und vom Fluss aus eine Lichtershow angesehen. Es war ein tolles Erlebnis, weil man einfach völlig andere Menschen und eine ganz andere Kultur kennengelernt hat.

Das Motto der Military World Games ist „Freundschaft durch Sport“. Wie war die Stimmung unter den Sportlern und mit den anderen Menschen vor Ort?

Lara Weber: Wir haben uns mit den meisten anderen Springreitern echt gut verstanden. Man hat sich gegenseitig unterstützt und geholfen und auf der Tribüne viel miteinander gesprochen. Die Pferde wurden von Volunteers, Studenten der nahegelegenen Universität, für uns fertig gemacht. Das waren ganz tolle, herzliche und unglaublich freundliche Menschen. Die für uns zuständige Freiwillige war in unserem Alter, sie konnte auch Englisch, sodass wir uns gut mit ihr unterhalten konnten. Man hat wirklich gemerkt, dass die Menschen vor Ort uns gerne geholfen haben und sich extrem viel Mühe gegeben haben. Das war eine schöne Erfahrung.

Jetzt, zurück in Deutschland, beginnt für Sie und Ihre Pferde die Wintersaison. Im Sommer haben Sie mit dem Hengst Diathago die Westfälische Meisterschaft gewonnen. Was planen Sie für die nächsten Monate und was nehmen Sie sich für das kommende Jahr vor?

Lara Weber: Als nächstes machen Laura und ich einen Feldwebel-Anwärter-Lehrgang bei der Bundeswehr. Außerdem beginnen wir unsere Pferdewirtschaftsmeister-Prüfung an der Deutschen Reitschule in Warendorf. Mit Diathago werde ich ein paar Hallenturniere reiten, um wieder reinzukommen. Im Januar möchte ich dann beim K&K-Cup in Münster starten. Als Landesmeisterin darf ich dann im März beim Hallenchampionat in Braunschweig starten. Vielleicht kann ich dort auch schon die Qualifikation für Deutschlands U25-Springpokal reiten. Und im Mai stehen schon die Deutschen Meisterschaften in Balve an. Das wäre meine erste DM bei den Damen. Das ist mein großes Ziel für nächstes Jahr. Diathago hat sich in diesem Jahr wirklich gut entwickelt. Er wird mir vom Landgestüt Warendorf zur Verfügung gestellt, wofür ich sehr dankbar bin. Ich bin froh, dass ich die Chance bekomme, so ein tolles Pferd zu reiten und hoffe, dass es auch im nächsten Jahr weiter sportlich so gut läuft. Mit der Kombination aus Bundeswehr-Sportschule, Perspektivgruppe und DOKR habe ich hier optimale Möglichkeiten.

Das Interview führte Julia Basic für die Deutsche Reiterliche Vereinigung.